Heinz Birch

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Heinz Birch (* 1927 in Dessau) ist ein ehemaliger Diplomat der DDR, der in Peking erste Aufgaben als Attaché übernommen hatte und später nach Mitarbeit in verschiedenen Abteilungen des DDR-Außenministeriums die DDR-Botschaften in London, Neu Delhi und in Ottawa leitete. Mit der deutschen Wiedervereinigung zum 3. Oktober 1990 beendete er sein aktives Arbeitsleben.

Heinz Birch besuchte von 1933 bis 1937 die Vier-Klassen-Knabenmittelschule in Dessau, von 1941 bis 1943 die Handelslehranstalt Dessau mit Abschluss der Mittleren Reife. Danach begann er eine Lehre als Technischer Kaufmann bis zur Einberufung zum Reichsarbeitsdienst und anschließender Einziehung zum Dienst in der Wehrmacht in das Pionierbataillon 4 in Magdeburg. Im Mai 1945 geriet er in Kriegsgefangenschaft und wurde im August entlassen. Die Kaufmannslehre konnte er wegen der Zerstörung des Betriebes nicht fortsetzen, deshalb wechselte Birch zu einer Ausbildung als Kfz-Handwerker und ließ sich zum Modellschlosser umschulen. Ab September 1945 begann er ein Studium an der ABF Halle, dann absolvierte er von 1952 bis 1955 ein Studium Völkerrecht und Internationale Beziehungen in der Deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft in Potsdam-Babelsberg.[1]

Mitte der 1950er Jahre begann Birchs diplomatische Laufbahn, zunächst als Protokoll-Mitarbeiter im MfAA (1955–1957). Danach wurde er zum Attaché und 3. Sekretär an der DDR-Botschaft in der VR China berufen (1957–1961). Zwei Jahre lang war Birch dann Mitarbeiter der Protokoll-Abteilung im ZK der SED (1962–1964). Im ZK wechselte er dann als Mitarbeiter in die Abteilung für internationale Verbindungen, wo er zehn Jahre tätig war (1965–1975).[2] 1976/1977 war er Gesandter an der DDR-Botschaft in London. Erwähnenswert ist, dass sich Birch hier erfolgreich – zusammen mit Kommunisten und Journalisten aus England – für die Anbringung einer Gedenktafel im Ort Eastbourne eingesetzt hat, die an Aufenthalte von Friedrich Engels erinnert.[3][4] Nachdem die Republik Indien die DDR diplomatisch anerkannt hatte, übertrug die DDR-Regierung Heinz Birch 1978 das Amt des Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botschafters in Indien. Das hatte er bis zum 30. August 1984 inne.[5] Von 1984 bis 1987 war Birch Stellvertreter des Leiters der Abteilung USA-Kanada-Japan-Australien-Neuseeland im DDR-Außenministerium.
Hier lernte er viele US-Diplomaten neu kennen, weil die politisch veränderte Weltlage in den 1980er Jahren die Steifheit früherer Jahre verschwinden ließ; es ergaben sich sogar Ansätze zur Zusammenarbeit auf einzelnen Gebieten.[6] Nachdem im Jahr 1988 die erste DDR-Botschaft in Kanada eröffnen konnte, wurde Birch zu deren Leiter berufen, am 10. Januar überreichte er dem Kanadischen Staatsoberhaupt seine Akkreditierungsurkunde. Infolge des Mauerfalls 1989 und der deutschen Wiedervereinigung wurde die Botschaft zum 3. Oktober 1990 aufgelöst, so dass Birch auch der letzte DDR-Botschafter in Kanada war.[6][7]

Im Oktober 1990 trat Birch in den Vorruhestand und wurde 1992 Rentner.[1]

Heinz Birch ist seit 1953 verheiratet, das Paar hat zwei Töchter und weitere Nachkommen.[1] Birch verfügt über gute Fremdsprachenkenntnisse in Englisch.[6]

Veröffentlichungen

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  • Heinz Birch: Wiedersehen. Ich gehe in die Fremde. Verlag Rohnstock, Biografien, 2017.
  • Heinz Birch erzählt. Erfahrungen eines gestandenen Botschafters, 4 Fortsetzungen; 2014; Magazin Rotfuchs
  • Rohnstock Biografien: Geschichten übers Altwerden (E-Book), „Digitaler Erzählsalon Altenpflege vom 4. August 2020“, sieben Personen erzählen. Auf youtube.com; darunter Heinz Birch zwischen Minute 40:24 und Stunde 1:05:03 [2]. Ein Beitrag zu 30 Jahre Deutsche Einheit.

Einzelnachweise

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  1. a b c Erinnerungsbibliothek DDR e.V. Abgerufen am 16. November 2024.
  2. Heinz Birch erzählt. April 2014, abgerufen am 16. November 2024.
  3. Heinz Birch remembers unveiling the Engels plaque in Eastbourne, abgerufen am 15. November 2024.
  4. Aus einer späteren Veröffentlichung von Sheila Taylor, damals Sekretärin in der Britain-GDR Society, die die Entstehung und Enthüllung der Gedenktafel organisiert hatte, ging hervor, dass „rechtsgerichtete Vandalen“ die Entfernung der Gedenktafel erzwangen, (siehe Letters to the editor - Engels’ plaque campaign, 2 June 2021), abgerufen am 17. November 2024.
  5. DDR-Botschafter zum Abschiedsbesuch beim indischen Präsidenten, 30. August 1984. online(nur komplett lesbar mit Archiv-Abonnement). abgerufen am 15. November 2024.
  6. a b c Heinz Birch erzählt. Abgerufen am 16. November 2024.
  7. In dieser Eigenschaft hatte Botschafter Birch im Jahr 1989 u. a. den von der DDR und von Kanada gestifteten Doug-Gilbert-Preis an den Künstler Gilles Blanchard überreicht.(siehe [1])