Heinz Lord

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Heinz Lord (* 21. März 1917 in Hamburg; † 4. Februar 1961 in Chicago) war ein deutscher Chirurg und Widerstandskämpfer. In der Zeit des Nationalsozialismus beteiligte er sich mit der Weißen Rose in Hamburg am Widerstand gegen den Nationalsozialismus. 1960 wurde Lord zum Generalsekretär des Weltärztebundes ernannt.

Lord wurde als peruanischer Staatsbürger in Hamburg geboren. Sein Abitur legte er 1936 an der Gelehrtenschule des Johanneums ab. Er studierte in Hamburg, Zürich und Berlin Medizin und schloss dieses Studium 1942 mit dem Staatsexamen in Berlin ab. Lord lehnte den Nationalsozialismus ab und schloss sich als junger Assistenzarzt der Chirurgischen Abteilung im Universitäts-Krankenhaus Eppendorf (UKE) den candidates of humanity an. Sein ausgeprägtes Interesse galt zudem dem Jazz und er stand der Hamburger Swingjugend nahe.[1]

Im Juli 1943 wurde er von der Gestapo festgenommen und im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel inhaftiert. Es kam zu keiner Anklage gegen ihn, am 6. Juni 1944 erfolgte die Einlieferung als Schutzhäftling in das KZ Neuengamme. Von dort wurde er im April 1945 auf das Schiff Cap Arcona gebracht und war einer der wenigen Überlebenden nach der Bombardierung dieses schwimmenden Konzentrationslagers.[2]

Nach dem Krieg arbeitete er zunächst am Krankenhaus in Hamburg-Barmbek und spezialisierte sich im Bereich der Chirurgie und Urologie. 1954 wanderte er in die USA aus, dort erhielt er 1957 die Zulassung als Chirurg. Seit 1949 engagierte er sich aktiv für die internationale Organisation der Medizin und war Mitglied im Marburger Bund. Im Dezember 1960 wurde er zum Generalsekretär des Weltärztebundes ernannt.[3]

Am 3. Februar 1961 erlitt er während eines Kongresses einen Herzinfarkt und starb am nächsten Morgen in einem Krankenhaus in Chicago. Die chronische Herzerkrankung hatte er sich während seiner KZ-Haft zugezogen.[4]

  • Hendrik van den Bussche: Die Hamburger Universitätsmedizin im Nationalsozialismus, hier: Angela Bottin und Hendrik van den Bussche: 7.3 Regimegegnerschaft und Verfolgung in ärztlichen und studentischen Kreisen Eppendorfs, Dietrich Reimer Verlag, Berlin Hamburg, 2014, S. 367 ff., ISBN 978-3-496-02870-3.
  • Ursel Hochmuth, Gertrud Meyer: Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand. 1933–1945, Zweite Auflage, Frankfurt 1980, ISBN 3-87682-036-7
  • Ursel Hochmuth: Candidates of Humanity. Dokumentation zur Hamburger Weißen Rose anläßlich des 50. Geburtstages von Hans Leipelt. Herausgeber: Vereinigung der Antifaschisten und Verfolgten des Naziregimes Hamburg e.V., Hamburg 1971.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Michael H. Kater: The impact of American popular culture. In: Jonathan Huener, Francis R. Nicosia (Hrsg.): The arts in Nazi Germany: continuity, conformity, change. Berghahn Books, 2006, ISBN 978-1-84545-209-4, S. 49 (Volltext in der Google-Buchsuche [abgerufen am 1. Juni 2022]).
  2. Ursel Hochmuth, Gertrud Meyer: Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand. 1933–1945, S. 402 ff.
  3. Obituaries. In: Canadian Medical Journal, 11. März 1961, Band 84, S. 565. PMC 1939322 (freier Volltext)
  4. Matthias Gretzschel: Hamburgs Weiße Rose. In: Hamburger Abendblatt vom 27. Januar 2011, S. 22; online einsehbar, abgerufen am 4. Februar 2011