Helena Araújo
Helena Araújo Ortiz (geboren am 20. Januar 1934 in Bogotá; gestorben am 2. Februar 2015 in Lausanne[1]) war eine kolumbianische Schriftstellerin und Professorin für lateinamerikanische Literatur und Frauenforschung. Araújo publizierte zahlreiche literaturkritische Aufsätze in verschiedenen lateinamerikanischen und europäischen Literaturzeitschriften.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jugend und Ausbildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Helena Araújo Ortiz wurde am 20. Januar 1934 in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá als zweites von vier Kindern des Ehepaars Alfonso Araújo Gaviria, einem bekannten Politiker, und Emma Ortiz Márquez geboren.[2] Ihre Kindheit und Jugend verbrachte Araújo zwischen Kolumbien und Venezuela, Brasilien und den Vereinigten Staaten, wo ihr Vater als Diplomat stationiert war. Sie besuchte die Immaculata Preparatory School in Washington, D.C., die sie im Alter von 15 Jahren 1949 abschloss. Anschließend nahm sie ein Studium der Literaturwissenschaften an der University of Maryland (1949–1950) auf; zurück in Kolumbien studierte sie Literatur und Philosophie an der Nationalen Universität von Kolumbien.
1951 heiratete Helena Araújo Pierre Albrecht de Martini, mit dem sie vier Töchter hatte: Priscilla, Gisèle, Nicole und Jocelyne.[2] Schon früh äußerte Araújo ihr Unbehagen ob des gesellschaftlich konservativen Umfelds in Kolumbien, das es Frauen nicht ermöglichte, sich politisch zu äußern. In einem Interview mit Olga Cristina Turriago und Ignacio Ramírez äußerte sie sich wie folgt:
«El sexo, el cuerpo, la política, el tema social eran prohibidos para jóvenes madres de familia como yo. [La sociedad bogotana] no cree en la mujer sino en función de la maternidad. Yo quería escribir viviendo, vivir escribiendo, pero estaba metida en una sociedad asfixiante.»
„Sex, der Körper, Politik, soziale Themen – all das war für junge Mütter wie mich tabu. [Die Gesellschaft Bogotás] glaubt nicht an Frauen, sondern nur an ihre Funktion als Mütter. Ich wollte lebend schreiben, schreibend leben, aber ich steckte in einer erstickenden Gesellschaft.“
1971 zog sie mit ihren Töchtern in die Schweiz, wo sie kurz darauf Witwe wurde und bis zu ihrem Lebensende lebte. In der Schweiz studierte sie Literatur und Philosophie an den Universitäten Genf und Lausanne. Ihren Umzug in die Schweiz bezeichnete Araújo selbst als politisches Exil:
«En Colombia el régimen patriarcal y religioso nos enfrenta a la disyuntiva de obedecer y someternos o sufrir las consecuencias en forma de castigo. Debíamos elegir entre pagar el precio de la rebeldía o soportar el peso de la opresión. Como mujer, como autora, es tiempo de que me pregunte: ¿esa tierra donde se me censuraba constantemente era acaso mía?»
„In Kolumbien stellte uns das patriarchalische und religiöse Regime vor das Dilemma, entweder zu gehorchen und sich zu unterwerfen oder die Konsequenzen in Form von Strafen zu tragen. Wir mussten wählen, ob wir den Preis der Rebellion zahlen oder die Last der Unterdrückung tragen wollten. Als Frau, als Autorin ist es für mich an der Zeit, mich zu fragen: War das Land, in dem ich ständig zensiert wurde, meines?“
Am 2. Februar 2015 verstarb Araújo in Lausanne.[1]
Literaturwissenschaftliche Karriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Araújo veröffentlichte zahlreiche literaturkritische Aufsätze, mehrere belletristische Bücher, mehrere Kurzgeschichten und Essays und wurde aus dem Spanischen ins Englische, Französische, Italienische und Deutsche übersetzt. Sie unterrichtete lateinamerikanische Kultur und Literatur an der Volkshochschule Lausanne (1994–2002) und gab zahlreiche Seminare und Kurse über lateinamerikanische Schriftstellerinnen.[1]
Würdigungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Araújo erhielt verschiedene Literaturpreise, darunter 1984 den Platero-Preis des Spanischen Buchclubs der Vereinten Nationen in Genf für ihren Essay Post-nadaístas colombianas.[5] 2005 ehrten der Bezirk Lausanne und die Botschaft von Kolumbien in der Schweiz Araújo für ihr literarisches Werk.[6] 2009 wurde Araújo während der VI. Versammlung kolumbianischer Schriftstellerinnen geehrt.[7]
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- La"M" de las Moscas; 1970
- Signos y Mensajes; 1976
- Fiesta en Teusaquillo; 1981
- La Scherezada Criolla; 1989
- Ardores y Furores; 2003
- Las Cuitas de Carlota; 2007
- Esposa Fugada y Otros Cuentos Viajeros; 2009
- Adelaida: 1848; 2021
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Falleció la escritora colombiana Helena Araújo. In: Revista Arcadia. 3. Februar 2015, abgerufen am 3. Dezember 2024 (spanisch).
- ↑ a b José María Restrepo Sáenz: Genealogías de Santa Fe de Bogotá: N-O. In: Band 6 von Genealogías de Santa Fe de Bogotá. Band 6. Editorial Presencia, Bogotá 2000, S. 280.
- ↑ Gloria Susana Esquivel: ¡Dinamita! mujeres rebeldes en la Colombia del siglo XX. 1. Auflage. Lumen, Bogotá 2020, ISBN 978-958-54-0455-7, S. 36.
- ↑ Gloria Susana Esquivel: ¡Dinamita! mujeres rebeldes en la Colombia del siglo XX. 1. Auflage. Lumen, Bogotá 2020, ISBN 978-958-54-0455-7, S. 38.
- ↑ Los primeros ganadores del Platero recuerdan. In: swissinfo.ch. 21. April 2014, abgerufen am 3. Dezember 2024 (spanisch).
- ↑ Homenaje a la escritora Colombiana Helena Araújo. In: depapaya.org. 12. Januar 2013, abgerufen am 3. Dezember 2024 (spanisch).
- ↑ Se inició el VI Encuentro de Escritoras Colombianas. In: El Espectador. 9. Mai 2014, abgerufen am 3. Dezember 2024 (spanisch).
Personendaten | |
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NAME | Araújo, Helena Ortiz |
ALTERNATIVNAMEN | Araújo, Helena |
KURZBESCHREIBUNG | kolumbianische Schriftstellerin und Professorin |
GEBURTSDATUM | 20. Januar 1934 |
GEBURTSORT | Bogotá |
STERBEDATUM | 2. Februar 2015 |
STERBEORT | Lausanne |