Helga Trenkwalder

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Helga Trenkwalder (* 1941 in Salzburg; † März 2020) war österreichische Archäologieprofessorin und Spezialistin für Mesopotamien. Sie betreute seit 1978 archäologische Ausgrabungen im Irak.

Leben und Forschung

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Ruinen eines Turmes und Tempels aus babylonischer Zeit.
Ruinen vom Stufenturm und dem Gott Nabu geweihtem Tempel in Borsippa, Irak.

Nach der Matura 1959 in Salzburg belegte Helga Trenkwalder (geb. Piesl) die Studienfächer Englisch und Geschichte an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, ab 1960 zudem Altorientalistik. 1967 erfolgte die Promotion mit dem Thema „Vom Präanthropomorphismus zum Anthropomorphismus“ und anschließend ab 1968 eine Tätigkeit als Universitätsassistentin in Innsbruck. 1982 wurde sie im Fach Altorientalistik mit der Schrift „Totenkult oder Ahnenkult im alten Mesopotamien?“ habilitiert.[1]

Während ihres Studiums war Helga Trenkwalder 1972 und 1973 für archäologische Ausgrabungen unter der Leitung der Universität Gent im Irak. Von 1978 bis 1979 leitete sie auf Einladung des Departments of Antiquity in Bagdad die ersten österreichischen Ausgrabungen, insgesamt drei Rettungsgrabungen in Tell Ababra, im Zuge des Staudammprojekts „Gebel Hamrin“ im Diyala-Gebiet.

1980 begann sie – gemeinsam mit Wilfred Allinger-Csollich – in Borsippa (heute Birs Nimrud), südlich von Bagdad, Ausgrabungen, die sie – mit Unterbrechungen durch ersten und zweiten Golfkrieg – bis 2003 leitete. Daraus ging das Forschungsprojekt „Vergleichende Studien Babylon-Borsippa“[2] hervor. Bei den Ausgrabungen sind neben zahlreichen Kulturgütern u. a. Reste des Stufenturmes Euriminanki („Haus der sieben Befehlshaber des Himmels und der Erde“) als Teil des Zikkurat sowie Teile des Nabu-Heiligtums (Ezida) aus babylonischer Zeit freigelegt worden. 1983 betreute sie außerdem Rettungsgrabungen im Rahmen des „Eksi-Mossul“-Staudammprojektes.[3]

Von 1987 bis 2000 war Helga Trenkwalder Vorständin des Instituts für Altorientalistik und von 1987 bis 2006 a.o. Professorin für Altorientalistik an der Universität Innsbruck. Ab 1999 leitete sie die Zweigstelle der Orient-Gesellschaft Hammer-Purgstall.[4]

2003 wurde sie von der UNESCO in das Koordinationskomitee zum Schutz der Kulturgüter im Irak berufen. Von 2003 bis 2010 war sie Mitglied der Task Force des Generaldirektors für den Irak[5]. 2003 wurde ihr das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse verliehen. 2000 erhielt sie die Ehrenmedaille in Gold für Verdienste um die Orient-Gesellschaft Hammer-Purgstall[1].

Publikationen (Auswahl)

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  • Sumerische Babylonische Religion. In: Johann Figl: Handbuch Religionswissenschaft: Religionen und ihre zentralen Themen. Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co, Göttingen 2003, ISBN 978-3-525-50165-8.
  • Geisteswissenschaft, Naturwissenschaft, Technik : interdisziplinäres Gespräch anhand konkreter Projekte. Innsbruck, 06. – 07. März 1986. Studia, Innsbruck 1987.
  • mit Wolfgang Meid: Im Bannkreis des Alten Orients: Studien zur Sprach. und Kulturgeschichte des Alten Orients und seiner Ausstrahlungsraumes: Karl Oberhuber zum 70. Geburtstag gewidmet. In: Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft. Bd. 24. AMŒ, Innsbruck 1986, ISBN 3-85124-113-4.
  • unter Trenkwalder-Piesl: Vom Präanthropomorphismus zum Anthropomorphismus. Entwicklungsstadien im altmesopotamischen Pantheon dargestellt am präanthropomorphen „kur“ und an der Gottheit „den.lil2“. In: Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft: Sonderheft 28/2. IUP, Innsbruck 1969. ISSN 0537-7269.

Einzelnachweise

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  1. a b Dank und Glückwunsch 2006 – Universitätsleben (Band 19). Universität Innsbruck (PDF), 14. September 2011, abgerufen am 10. September 2024.
  2. Kopf der Woche: Helga Trenkwalder. Website der Universität Innsbruck, 10. Mai 2004, abgerufen am 10. September 2024.
  3. Christina Vogt: Der babylonische Turm zu Borsippa. In: wissenswert Nr. 13. Universität Innsbruck, 14. Februar 2011, abgerufen am 10. September 2024.
  4. Sandra Heinsch, Walter Kuntner: Traueranzeige und Nachruf: In memoriam ao. Univ.-Prof. Dr. Helga Trenkwalder (PDF). Universität Innsbruck, März 2020, abgerufen am 10. September 2024.
  5. Jahrbuch 2010. Österreichische UNESCO-Kommission, 2010, abgerufen am 10. September 2024.