Helmut Lotsch
Helmut Karl Valentin Lotsch[1] (* 26. Februar 1933 in Bretten[2]) ist ein deutscher Elektroingenieur und Verlagsmanager. Er war Physik-Planer beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York von 1972 bis 1998 und hat in dieser Zeit zusätzlich die Springer-Zeitschriften Applied Physics gegründet und extern herausgegeben, die er 1981 in die Reihen A und B aufgeteilt hat.
Karriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lotsch studierte an der TH Karlsruhe (inzwischen Karlsruher Institut für Technologie, KIT, genannt) und diplomierte bei Horst Rothe 1953 mit dem Thema „Kreuzmodulation in Transistoren“[3][4].
Er arbeitete in der Fernseh-Bildröhrenentwicklung bei Telefunken in Ulm. Für seine Untersuchungen über die steile Fernseh-Bildröhre wurde er 1961 mit dem Rudolf-Urteil-Preis der Fernseh- und Kinotechnischen Gesellschaft (FKTG) ausgezeichnet.[5]
1961 ging Lotsch mit einem NATO-Stipendium für zwei Jahre an das California Institute of Technology nach Pasadena[6][7][8][9][10] und anschließend noch ein Jahr an die Stanford University.[11][12][13][14][15][16] 1962 erwarb er am Caltech den Titel Master of Science. Danach war Lotsch noch weitere Jahre in der kalifornischen Industrie tätig.[17][18]
Ausgehend von einer Vorlesung an der Stanford University 1964 arbeitete Lotsch beim Verfassen des hochangesehenen Lehrbuches von J. W. Goodman[19] konstruktiv und kritisch mit.
1963 erhielt die Firma Telefunken in Ulm das Deutsche Patent 1 193 166[20] über das Grundprinzip des Laser-Farbfernsehens, Laser-TV,[21] und Laser-Shows im Allgemeinen, in dem Lotsch als Erfinder genannt ist.
1970 promovierte Lotsch bei Walter L. Engl und Josef Meixner im Fachbereich Elektrotechnik der RWTH Aachen (Die Strahlversetzung bei Totalreflexion: Der Goos-Hänchen-Effekt).[22][23][24][25][26]
1972 kam Lotsch als Planer zum Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York[27], und baute konsequent ein englischsprachiges Physikprogramm auf. Da die Zeitschrift für angewandte Physik gerade zum 31. Dezember 1971 eingestellt war, konzipierte und gründete er zunächst die Zeitschrift Applied Physics. Der Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York führte Applied Physics mit Lotsch als externem Herausgeber 1973 als ein völlig neues (ohne Bezug auf eine frühere Zeitschrift) Medium mit kürzest-möglichen Publikationszeiten für eine internationale Autorenschaft ein. Nach erfolgreichem Aufbau unterteilte Lotsch 1981 als Hauptherausgeber von Applied Physics diese in die Serien Applied Physics A (Solids and Surfaces) und Applied Physics B (Photophysics and Laser Chemistry) und führte sie bis zu den Bänden 61A und 61B im Jahr 1995 weiter.[28]
Mit der als Applied Physics Herausgeber gesammelten Erfahrung schuf Lotsch für den Verlag einen Zugang zur internationalen Fachwelt, um ein diversifiziertes Buchprogramm mit dem Anspruch schneller Publikation bei höchstem wissenschaftlichem Niveau aufzubauen. In Kooperation mit international reputierten Wissenschaftlern – einschließlich verschiedener Nobelpreis-Träger – gründete und betreute er mehrere Buchreihen: Für Quasi-Monographien Topics in Applied Physics and Topics in Current Physics und für Monographien und Schwerpunkt-relevante Tagungsberichte die Springer-Reihen mit den Titeln Springer Series Chemical Physics, Springer Series in Electrophysics, Springer Series in Electronics and Photonics, Springer Series in Information Sciences, Springer Series in Material Sciences, Springer Series in NanoScience and Technology, Springer Series Optical Sciences, Springer Series in Solid-State Sciences (in enger Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart), Springer Series in Surface Sciences, Springer Series on Atoms and Plasmas (heute Springer Series on Atomic, Optical, and Plasma Physics), und Springer Series on Wave Phenomena. Hinzu kamen Lehrbücher (Textbooks), die zum Teil in mehrere Sprachen übersetzt und publiziert wurden.
1998 erhielt Helmut Lotsch die Medaille für naturwissenschaftliche Publizistik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG). Er erhielt die Auszeichnung für seine international angesehene, umfangreiche verlegerische Tätigkeit für zahlreiche von ihm gegründete Zeitschriften und Buchreihen (Laudatio).[29]
In Zusammenarbeit mit Chinese Academy of Sciences (CAS), Peking, gründete Lotsch das Letter Journal Chinese Physics Letters; die erste, in China publizierte Zeitschrift in Englisch ohne Vorpublikation in chinesischer Sprache.
1976 wurde Lotsch zum Fellow der Optical Society of America und 1981 zum Fellow der American Physical Society ernannt. 1999 wurde Lotsch mit dem OSA Leadership Award / New Focus Prize der Optical Society of America ausgezeichnet.
1978 wurde Lotsch vom Deutschen Nationalen Komitees für Physik zur International Union of Pure and Applied Physics (IUPAP) delegiert und war Sekretär (1978 bis 1984) und Vorsitzender (1984 bis 1987) der Commission C6 on Publications von IUPAP. 1980 bis 1987 war Lotsch Mitglied des Publikations-Komitee der European Physical Society (EPS).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wilhelm Buchge: Der Springer-Verlag: Katalog Seiner Zeitschriften 1843–1992. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-57972-1, S. 7.
- ↑ Helmut K.V. Lotsch. In: Prabook. Abgerufen am 25. Februar 2020.
- ↑ H. Lotsch: Übersicht über die nichtlinearen Verzerrungen in Transistoren, einschließlich der Kreuzmodulation. In: Arch. Übertragg. Band 14, 1969, S. 204–216.
- ↑ H.K.V. Lotsch: Theory of nonlinear distortions produced in a semiconductor diode. In: IEEE Transactions on Electron Devices. Band 15, Nr. 5, Mai 1968, S. 294–307, doi:10.1109/T-ED.1968.16181.
- ↑ E. Gundert, H. Lotsch: Über die Entwicklung einer steilen Fernseh-Bildröhre mit einem negativen Paralleldraht-Steuergitter unmittelbar vor der Kathode. In: Telefunken-Zeitung. Band 33, Nr. 127 und 129, März und September 1960 sowie in: Telefunken-Röhre. Heft 40, 1961.
- ↑ H.K.V. Lotsch: The scalar theory for optical resonators and beam waveguides. In: Optik. Band 26, 1967, S. 112–130.
- ↑ H.K.V. Lotsch: The confocal resonator system I. In: Optik. Band 30, 1969, S. 1–14.
- ↑ H.K.V. Lotsch: The confocal resonator system II. In: Optik. Band 30, 1969, S. 181–201.
- ↑ H.K.V. Lotsch: The confocal resonator system III. In: Optik. Band 30, 1970, S. 217–233
- ↑ H.K.V. Lotsch: The confocal resonator system IV. In: Optik. Band 30, Nr. 6, 1970, S. 563–576.
- ↑ H.K.V. Lotsch: The Fabry-Perot resonator. Part I. In: Optik. Band 28, 1968, S. 65–75.
- ↑ H.K.V. Lotsch: The Fabry-Perot resonator. Part II. In: Optik. Band 28, 1969, S. 328–345.
- ↑ H.K.V. Lotsch: The Fabry-Perot resonator. Part III. In: Optik. Band 28, 1969, S. 555–574.
- ↑ H.K.V. Lotsch: The Fabry-Perot resonator. Part IV. In: Optik. Band 29, 1969, S. 130–145.
- ↑ H.K.V. Lotsch: The Fabry-Perot resonator. Part V. In: Optik. Band 29, 1969, S. 622–623.
- ↑ H.K.V. Lotsch: The Fabry-Perot interferometer as an antenna problem. In: Proceedings of the IEEE. Band 53, Nr. 4, April 1965, S. 398–399, doi:10.1109/PROC.1965.3765.
- ↑ H. K. V. Lotsch: Physical-optics theory of planar dielectric waveguides. In: Optik. Band 27, Nr. 4, 1968, S. 239–254.
- ↑ H. K. V. Lotsch, W. C. Davis: The Lensing Effect of CO2 Laser Plasma. In: Applied Optics. Band 9, Nr. 12, 1. Dezember 1970, S. 2725–2728, doi:10.1364/AO.9.002725.
- ↑ Joseph W. Goodman: Introduction to Fourier Optics. McGraw-Hill, San Francisco 1968.
- ↑ Patent DE1193166: Optischer Sender für mindestens zwei Farbkomponenten. Veröffentlicht am 20. Mai 1965, Erfinder: Helmut K. V. Lotsch.
- ↑ H. K. V. Lotsch, F. Schröter: Das Laser-Farbfernsehen. In: Laser. Band 2, 1970, S. 37–39.
- ↑ Helmut K. V. Lotsch: Beam Displacement at Total Reflection: The Goos-Hänchen Effect I. In: Optik. Band 32, Nr. 2, 1970, ISSN 0030-4026, S. 116–137.
- ↑ Helmut K. V. Lotsch: Beam Displacement at Total Reflection: The Goos-Hänchen Effect II. In: Optik. Band 32, 1970, ISSN 0030-4026, S. 189–204.
- ↑ Helmut K. V. Lotsch: Beam displacement at Total reflection: The Goos-Hänchen effect III. In: Optik. Band 32, Nr. 4, 1971, ISSN 0030-4026, S. 299–319.
- ↑ Helmut K. V. Lotsch: Beam Displacement at Total Reflection: The Goos-Hänchen Effect IV. In: Optik. Band 32, Nr. 6, 1971, ISSN 0030-4026, S. 553–569.
- ↑ Helmut K. V. Lotsch: Reflection and Refraction of a Beam of Light at a Plane Interface. In: JOSA. Band 58, Nr. 4, 1. April 1968, S. 551–561, doi:10.1364/JOSA.58.000551.
- ↑ Heinz Götze: Der Springer-Verlag: Stationen Seiner Geschichte Teil 2: 1945–1992. Springer, 2008, S. 331 (mit Foto).
- ↑ Heinz Götze: Der Springer-Verlag: Stationen Seiner Geschichte Teil 2: 1945–1992. Springer, 2008, S. 332ff.
- ↑ Wahlen zum DPG-Vorstand/Kurzprotokoll der Sitzungen von Vorstand und Vorstandsrat auf der 63. Physikertagung in Heidelberg/Niederschrift der Ordentlichen Mitgliederversammlung 1999/New Journal of Physics/Kurzprotokoll der Mitgliederversammlung der Deutschen Vakuumgesellschaft/Bewerberliste/Tagungskalender/Jahresbericht 1998: Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG)Organisationsübersicht 1999/2000: Stand: Juni 1999: Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG). In: Physikalische Blätter. Band 55, Nr. 7–8, 1999, S. 100–210, hier S. 153, doi:10.1002/phbl.19990550722.
Personendaten | |
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NAME | Lotsch, Helmut |
ALTERNATIVNAMEN | Lotsch, Helmut Karl Valentin |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Elektroingenieur und Verlagsmanager |
GEBURTSDATUM | 26. Februar 1933 |
GEBURTSORT | Bretten |