Helmut Tromm

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Helmut Tromm (* 8. Juli 1943 in Koblenz) ist ein deutscher Opernsänger (Tenor).

Tromm stammt aus einer musikalischen Familie. Sein Vater war im Gesangsverein aktiv[1] Helmut Tromm machte zunächst eine Ausbildung zum Keramikmodelleur.[1] Als Quereinsteiger absolvierte er dann eine private Gesangsausbildung bei K. Kaltbeitzer-Hirsch in Koblenz. Am Theater Koblenz wirkte er zunächst im Opernchor mit und übernahm kleine Solo-Aufgaben. Ab der Spielzeit 1971/72 war er bis zum Ende der Spielzeit 1975/76 als lyrischer Tenor am Staatstheater Saarbrücken engagiert, wo er mit dem Rodolfo in La Bohème sein Debüt gab.[1][2]

Seit 1976 war er bis zu seiner Pensionierung als Solist im Tenor-Fach am Schleswig-Holsteinischen Landestheater in Flensburg verpflichtet.[3] Tromm war insgesamt ohne Unterbrechung 33 Jahre am Theater Flensburg tätig.[1] Auch nach seiner Pensionierung 2008 trat er dort noch in kleinen Rollen auf, u. a. von Januar bis Juli 2010 als Hohepriester Annas in Jesus Christ Superstar.[1][4] Für seine künstlerischen Verdienste wurde er im Dezember 2005 vom Schleswig-Holsteinischen Landestheater Flensburg auf Beschluss der Gesellschafterversammlung von Generalintendant Michael Grosse mit dem Titel Kammersänger ausgezeichnet.[3][5] Außerdem wurde er zum Ehrenmitglied des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters Flensburg ernannt.[6]

Tromm sang zu Beginn seines Flensburger Engagement hauptsächlich noch das lyrische Tenor-Fach, insbesondere im italienischen Repertoire (Alfredo in La Traviata, Rodolfo in La Bohème u. a.). Später übernahm er das Rollenfach des jugendlich-dramatischen Tenors und des jugendlichen Heldentenors im deutschen wie im italienischen Fach. Schließlich erarbeitete er sich auch noch das schwere deutsche Fach (Wagner/Strauss). Über viele Spielzeiten hinweg profilierte er sich in Flensburg als Verdi-Interpret. Zu seinen Bühnenrollen gehörten u. a. Don José in Carmen, Florestan in Fidelio (u. a. in einer Neuinszenierung in der Spielzeit 1988/89; Premiere: Februar 1989), Radames in Aida, Cavaradossi in Tosca und Herodes in Salome.[1][5]

In der Spielzeit 1982/83 war er der Titelheld in einer Neueinstudierung der Oper Hoffmanns Erzählungen (Premiere: September 1982); in dieser Inszenierung war Grit van Jüten (als Giulietta/Antonia) seine Partnerin.[7] In der Spielzeit 1983/84 sang er den Matteo in einer Neuinszenierung der Oper Arabella (Premiere: September 1983).[8] In der Spielzeit übernahm er die Titelpartie in der Verdi-Oper Don Carlo (Premiere: Februar 1984) in italienischer Sprache, wo er durch „belkanteske stimmliche LInienführung überzeugte“.[9] In der Spielzeit 1984/85 sang er den Manrico in einer Neuinszenierung der Verdi-Oper Il trovatore (Premiere: September 1984) in italienischer Sprache.[10] In der Spielzeit 1985/86 übernahm er die Rolle des Adolar in einer Neuinszenierung der Oper Euryanthe (Premiere: September 1985).[11][12] In der Spielzeit 1986/87 sang er die Partie des Macduff in der Flensburger Erstaufführung von Verdis Oper Macbeth.[13] In der Spielzeit 1986/87 war er außerdem der Ritter Hugo von Ringstetten in einer Neuinszenierung der Lortzing-Oper Undine (Premiere: Mai 1987).[14] In der Spielzeit 1987/88 sang er die Titelrolle in einer Neuinszenierung der Oper Andrea Chénier (Premiere: November 1987). Er „bewährte sich mit dieser Rolle im italienischen Heldenfach“, sang mit „guter Phrasierung und klarer Diktion“, wobei ihm neben den expressiven Ausbrüchen besonders die schwärmerisch-lyrischen Passagen gelangen.[15] In der Spielzeit 1987/88 sang er außerdem den Alvaro in einer Neuinszenierung der Verdi-Oper La forza del destino (Premiere: Februar 1988).[16] In der Spielzeit 1988/89 übernahm er nochmals die Partie des Rodolfo in einer Neuinszenierung der Puccini-Oper La Bohème; Tromm „gestaltete einen verläßlichen Rudolf mit imposanten Höhen, klanglich allerdings manchmal etwas zu eng“.[17] In der Spielzeit 1989/90 sang er den Gabriele Adorno in einer Neuinszenierung der Verdi-Oper Simone Boccanegra.[18] Zur Spielzeiteröffnung der Saison 1990/91 übernahm er die Titelpartie in einer Neuinszenierung der Verdi-Oper Otello (Premiere: September 1990) und „krönte damit seine langjährige Annäherung an Verdi“; sein Othello „wirkte nie forciert oder gestemmt, sondern blieb auch in der Emphase bemerkenswert schlank“.[19] In der Spielzeit 1990/91 war er auch als Max in einer Neuinszenierung der Oper Der Freischütz (Premiere: Februar 1991) besetzt.[20] In der Spielzeit 1990/91 sang er außerdem den Henri in Der Mantel (Premiere: April 1991), wo er als langjährige „Stütze des Ensembles“ mit „heldischem Material wieder einmal auf sich aufmerksam machen konnte“.[21] In der Spielzeit 1991/92 sang er „mit sicher und klar geführter Stimme“ einen „überzeugenden“ Erik in einer Neuinszenierung von Wagners Oper Der Fliegende Holländer.[22][23] Im Juni 1992 war er der Dr. Cajus in der Falstaff-Neuinszenierung, der letzten Premiere der Spielzeit 1991/92 und Abschiedsinszenierung des damaligen Flensburger Intendanten Hans-Dieter Sundermann (†), und machte in einer Rolle eine „gute Figur“.[24] In der Spielzeit 1993/94 übernahm er die Titelrolle in Wagners Tannhäuser; Tromm sang „mit ganz schlanker Stimmführung einen hell timbrierten, in belcantesker Linie angelegten Tannhäuser“.[25] In der Spielzeit 1994/95 war er in „bewährter Flensburger Qualität“ der „hellstimmige“ Prinz in einer Neuinszenierung der Oper Rusalka (Premiere: September 1994).[26] In der Spielzeit 1995/96 übernahm er die Partie des Karl in der selten gespielten Verdi-Oper Die Räuber (Premiere: Mai 1996) in einer Neuinszenierung in deutscher Sprache.[27]

Als langjähriges Ensemblemitglied übernahm Tromm auch zahlreiche kleinere Partien: Offizier/Scaramuccio in Ariadne auf Naxos (Spielzeit 1980/81; Premiere: September 1980), Oberpriester des Poseidon in Idomeneo (Spielzeit 1984/85; Premiere: Mai 1986), Mann mit dem Esel in Die Kluge (Spielzeit 1985/86; Premiere: Juni 1986) und Sänger in Der Rosenkavalier (Spielzeit 1989/90; Premiere: September 1989).

In der Spätphase seine Karriere übernahm er auch reine Charakterrollen. In der Spielzeit 2000/01 sang er den Schuiskij in Boris Godunow (Premiere: Dezember 2000). Zu seinen Charakterpartien gehörte u. a. auch der ältliche Ehemann Jason in George Antheils Opernerstling Transatlantic in der Spielzeit 2001/02. In der Spielzeit 2007/08 sang er den Hauptmann in Alban Bergs Oper Wozzeck, den er, obwohl „im Umgang mit den Noten gelegentlich etwas frei, als dramatisch präsente Figur“ zeichnete.[28]

Als Gast trat er u. a. in Bukarest, Hamburg (u. a. in der Konzertsaison 1985/86 beim Faschings-Operettenkonzert mit dem Chor und NDR-Sinfonieorchester mit Melodien von Jacques Offenbach) und an den Bühnen der Hansestadt Lübeck (u. a. in der Spielzeit 1992/93 als Rodrigo in Otello und in der Spielzeit 1994/95 als Walther von der Vogelweide in Tannhäuser) auf. In der Spielzeit 1985/86 gastierte er „mit stimmkräftigen, ausdrucksstarken Tenor“ am Staatstheater Oldenburg als Kavalier in Cardillac.[29] Im Juli 1987 gastierte er bei den Eutiner Sommerfestspielen als Ismaele in Nabucco.[30] Im Februar 1988 sang er in der Musikhalle Hamburg beim Faschingskonzert der „Konzertanten Oper Hamburg“ den Gesangslehrer Alfred in einer halbszenischen Aufführung der Strauß-Operette Die Fledermaus.[31] Im Sommer 1989 übernahm er bei den 39. Eutiner Sommerspielen den Don Alvaro in der Verdi-Oper Die Macht des Schicksals.[32]

Helmut Tromm lebt in Meyn.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Von den Meistersingern auf die Bühne. Porträt. Auf shz.de vom 16. Juni 2010. Abgerufen am 6. Oktober 2016
  2. THEATERARCHIV STAATSTHEATER SAARBRÜCKEN: PREMIEREN - UND ENSEMBLEARCHIV DES MUSIKTHEATERS ab 1956 Abgerufen am 7. Oktober 2016.
  3. a b Ks. Helmut Tromm Eintrag in: Deutsches Bühnen-Jahrbuch 2010. S. 473. Auszüge bei Google Books. Abgerufen am 6. Oktober 2016
  4. Jesus Christ Superstar. Besetzung bei Musicalzentrale.de. Abgerufen am 7. Oktober 2016.
  5. a b Helmut Tromm wurde am 25. Dezember in Flensburg auf Beschluss der Gesellschafterversammlung von Generalintendant Michael Grosse der Ehrentitel eines Kammersängers verliehen. In: Oper & Tanz. Ausgabe 2005/2.
  6. Ensemble: Ehrenmitglieder des Theaters. Offizielle Internetpräsenz des Theaters Flensburg. Abgerufen am 7. Oktober 2016
  7. Gerhart Asche: Oeser setzt sich durch. Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe November 1982. Seite 50/51.
  8. Gerhart Asche: Reduktion mit Gewinn. Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe November 1983. Seite 44/45.
  9. Gerhart Asche: Originalsprache als Motivationsverschleierung. Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe April 1984. Seite 30.
  10. Gerhart Asche: Blütenträume und Herbstlaub. Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe Dezember 1984. Seite 39.
  11. Gerhart Asche: Seelenvoll strahlt Euryanthe. Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe November 1985. Seite 44.
  12. Michael Arndt: Mitreißend Musiziert. Aufführungskritik. In: Orpheus. Ausgabe Nr. 10, Oktober 1985. Seite 775/776.
  13. Gerhart Asche: Antiquierte Operngestik auf der Mülldeponie. Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe April 1987. Seite 37/38.
  14. Gerhart Asche: Um mit Lortzing zu sprechen, «passabel». Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe Juli 1987. Seite 49.
  15. K. Hartmann: FLENSBURG/NEUMÜNSTER: ANDRÉ CHENIER. Aufführungskritik. In: Opernglas. Ausgabe vom 2. Februar 1988. Seite 28.
  16. Gerhart Asche: Die Verdi-Welt wieder in Ordnung. Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe April 1988. Seite 27.
  17. Gerhart Asche: Eher matt. Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe Dezember 1988. Seite 38.
  18. Gerhart Asche: Musikalisch eine runde Leistung. Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe Januar 1990. Seite 22.
  19. Gerhart Asche: Solide Arbeit - und manchmal mehr als das. Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe November 1990. Seite 42.
  20. Gerhard Asche: Positives ist wieder einmal vom Flensburger Orchester zu berichten. Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe April 1991, Seite 30.
  21. Gerhart Asche: Auf das ‹Diptychon› reduziert. Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe Juni 1991. Seite 53/54.
  22. Gerhard Asche: Ein rundum gelungener Abend. Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe November 1991. Seite 35.
  23. Ingeborg Kalkus: DIE FRIST IST UM. Aufführungskritik. In: Orpheus. Ausgabe März 1992. Seite 22.
  24. Ingeborg Kalkus: FINALE. Aufführungskritik. In: Orpheus. Ausgabe August 1992. Seite 23/24.
  25. Gerhart Asche: Ein echtes Ensembletheater. Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe November 1993. Seite 45.
  26. Gerhart Asche: Traum vom Märchenprinzen. Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe November 1994. Seite 43.
  27. Gerhart Asche: Ein Hauch von Jago. Aufführungskritik. In: Opernwelt. Ausgabe Juli 1996. Seite 54.
  28. Detlef Brandenburg: Alban Bergs Wozzeck am Flensburger Haus auf der Bühne des Landestheaters. Aufführungskritik. In: Die deutsche Bühne. Ausgabe 11/2007. Abgerufen am 7. Oktober 2016.
  29. Wolfgang Denker: Macht des Goldes. Aufführungskritik. In: Orpheus. Ausgabe Juni 1986. Seite 472/473.
  30. Wolfgang Denker: Nasse Freuden. Aufführungskritiken zu den Eutiner Sommerfestspielen 1987. In: Orpheus. Ausgabe 13, November 1987. Festspielheft. Seite 1078/1079.
  31. Frieder Beer/Jo Heinsson: KONZERTANTER MUSIKHALLEN-RÜCKBLICK. Aufführungskritiken. In: Orpheus. Ausgabe September 1988. Seite 705/706.
  32. Wolfgang Denker: 39. EUTINER SOMMERSPIELE. Aufführungskritik. In: Orpheus. Ausgabe 13, November 1989. Festspielheft. Seite 1053/1054.