Henrique Schneider
Henrique Schneider (* 14. September 1977 in São Paulo, Brasilien[1]) ist ein Schweizer Wirtschaftswissenschaftler und seit 2024 Generalsekretär der SVP Schweiz.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Henrique Schneider studierte Volkswirtschaftslehre in der Schweiz, China und den USA. Er wurde 2018 als Professor für Volkswirtschaftslehre an der privaten Fachhochschule Nordakademie berufen, das Arbeitsverhältnis wurde Ende 2023 aufgelöst.[2] Mikroökonomie, Umweltökonomik und Wettbewerbstheorie gehörten zu den Schwerpunktthemen Schneiders.
Für die AfD erstellte er 2021 ein Gutachten zur demokratischen Bildung der Jugend in Deutschland und stellte dieses auf einer Podiumsdiskussion der Bundestagsfraktion vor.
Am 8. Februar 2023 wurde Schneider – bisheriger stellvertretender Direktor des Gewerbeverbands – von der Gewerbekammer des Schweizerischen Gewerbeverbands SGV, zum neuen Direktor auf den 1. Juli 2023 in Nachfolge von Hans-Ulrich Bigler gewählt.[3] Am 9. Juni widerrief der Vorstand des Gewerbevebands die Wahl, weil ein Rechtsgutachten Plagiatsvorwürfe gegen Schneider bestätigte.[4] Die Annulation wurde durch die Gewerbekammer bestätigt.[5] Schneider blieb vorerst stellvertretender Direktor.[6] Im Dezember 2023 trennten sich Schneider und der Verband Ende 2023.[7]
Im Januar 2024 gab die SVP bekannt, dass Schneider per 1. März 2024 neuer Generalsekretär der Partei wird. Der bisherige Generalsekretär Peter Keller wird stellvertretender SVP-Generalsekretär.[7]
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Kritik stand Schneider, weil er rechts politisierte[8][9] und weil er die Wettbewerbskommission (WeKo), deren Mitglied er damals war, mit Institutionen in Diktaturen verglich.[10] Im März 2023 erhob die NZZ am Sonntag Vorwürfe des Plagiats und unrichtiger Angaben im Lebenslauf.[11] Laut einer Stellungnahme der Nordakademie habe Schneider einen Hochschulabschluss in Kultur- und Sozialwissenschaften und in Österreich erfolgreich promoviert.[12] Er verfasste 2015 an der Universität Graz eine Dissertation über Veränderungen im politischen Verhältnis von Dorf und Staat im Kosovo. Gutachter waren die beiden Historiker Karl Kaser und Harald Heppner.[13] Gegenüber der NZZ am Sonntag erklärte Schneider: «Ich führe keine akademischen Titel und interveniere, wenn immer ich frühzeitig genug merke, dass solche Titel und Funktionsbeschreibungen mit mir in Verbindung gebracht werden.» Ein Gutachten des Plagiatsspezialisten Stefan Weber ergab, Schneider habe «systematisch ohne Quellenangabe abgeschrieben». Deshalb forderte Felix E. Müller in der NZZ am Sonntag, Schneider sei aus öffentlichen Gremien wie der Wettbewerbskommission (WeKo) zu entfernen.[14] Schneider trat per 1. August 2023 aus der Weko zurück, er begründete es damit, dass er zum Kartellrichter in Grossbritannien ernannt wurde und Ende Jahr die maximale Amtsdauer von zwölf Jahren erreicht hätte.[15]
Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Indifferenz, Gegnerschaft, Identität: Veränderungen im politischen Verhältnis von Dorf und Staat im Kosovo. Berlin 2016, ISBN 3-8305-3717-4.
- Mehr als Helden: Menschen. 35 Portraits überraschender Liberaler. Grevenbroich 2017, ISBN 3-939562-73-4.
- mit Hans-Ulrich Bigler: Der Wert der KMU. Bern 2019, ISBN 3-033-07442-1.
- Das Rätsel der Produktivität. Betriebs- und volkswirtschaftliche Aktualisierung eines missverstandenen Begriffs. Wiesbaden 2020, ISBN 3-658-31757-4.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Felix E. Müller: Der künftige Gewerbedirektor war ein Schlapphut. In: NZZ am Sonntag. 29. April 2023, abgerufen am 12. Juni 2023.
- ↑ Migros half Lidl, den Weihnachtspulli-Absatz anzukurbeln. In: SonntagsZeitung, 30. Dezember 2023.
- ↑ Schweizerischer Gewerbeverband (Hrsg.): Die Gewerbekammer wählt neuen Direktor und fasst die JA-Parole zum OECD-Mindeststeuersatz. 8. Februar 2023 (sgv-usam.ch).
- ↑ Gewerbeverband widerruft wegen Plagiatsvorwürfen Wahl Schneiders. In: swissinfo.ch. 9. Juni 2023, abgerufen am 12. Juni 2023.
- ↑ Gewerbekammer folgt Vorstand und annulliert Direktorenwahl. In: Swissinfo, 28. Juni 2023.
- ↑ Medienmitteilung des SGV vom 11. Juli 2023
- ↑ a b Henrique Schneider wird neuer Generalsekretär der SVP Schweiz. In: Swissinfo, 23. Januar 2024.
- ↑ Jonas Komposch: Ein rechter Hardliner! (PDF, 11MB) In: workzeitung. 17. Februar 2023, S. 9, abgerufen am 12. Juni 2023.
- ↑ Stefan Häberli: Moderate Gewerbler befürchten «Krawallkurs»: Henrique Schneider will Hans-Ulrich Bigler ablösen – und ist mindestens so umstritten. NZZ, 6. Februar 2023, abgerufen am 12. Juni 2023.
- ↑ Andreas Valda: Unruhe in der Wettbewerbskommission: Kartellrichter Henrique Schneider macht Diktaturvergleich. HandelsZeitung, 7. Februar 2023, abgerufen am 12. Juni 2023.
- ↑ Felix E. Müller: «Begründeter Verdacht auf schwerwiegendes Fehlverhalten». In: NZZ am Sonntag. 19. März 2023, abgerufen am 20. März 2023.
- ↑ Nordakademie: Stellungnahme zu Plagiatsvorwürfen ggü. Herrn Henrique Schneider, 20. März 2023. Abgerufen am 21. März 2023.
- ↑ Österreichischer Bibliothekenverbund
- ↑ Felix E. Müller: Plagiator Henrique Schneider wird nicht Gewerbedirektor. Doch er hat weitere Posten: Noch ist das Problem nicht gelöst. Hrsg.: NZZ am Sonntag. Zürich 11. Juni 2023, S. 13.
- ↑ Pascal Michel: Nach Plagiatsskandal und Diktaturvergleich: Henrique Schneider tritt bei der Weko ab. In: Luzerner Zeitung, 23. August 2023.
Personendaten | |
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NAME | Schneider, Henrique |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Wirtschaftswissenschaftler und Generalsekretär |
GEBURTSDATUM | 14. September 1977 |
GEBURTSORT | São Paulo, Brasilien |