Hermann Knackfuß
Hermann Joseph Wilhelm Knackfuß (* 11. August 1848 in Wissen an der Sieg; † 17. Mai 1915 in Kassel) war Akademielehrer, Kunstschriftsteller, Illustrator und Maler von Historien und Porträts.
Herkunft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sein Großvater war der preußische Generalmajor Friedrich Ludwig Karl Knackfuß (1772–1842). Seine Eltern waren der Rentmeister von Burg Eltz Eduard Knackfuß (1823–1893) und dessen Ehefrau Bernhardine von Martial (1823–1883). Seine Brüder waren der Bauforscher Hubert Knackfuß und der römisch-katholische Theologe und Maler Eduard Heinrich Knackfuss.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hermann Knackfuß studierte von 1869 bis 1874 an der Düsseldorfer Kunstakademie und wurde Mitglied im Künstlerverein Malkasten. Er war Schüler von Eduard Bendemann, Julius Roeting und Eduard von Gebhardt. Als Freiwilliger nahm er 1870 am Deutsch-Französischen Krieg teil. Illustrationen zum Kriegsverlauf erschienen ab 1870 in der Zeitschrift Die Gartenlaube. Er arbeitete danach für viele weitere Zeitschriften. 1874 erhielt er für zwei Historienbilder (Eine byzantinische Gesandtschaft überreicht der Gemahlin Attilas Geschenke, Odysseus und die Sirenen) den Großen Staatspreis nebst Stipendium für einen Aufenthalt in Rom von 1875 bis 1878. In Rom heiratete Knackfuß im Jahre 1878 Angela Imhof (1858–1940), Tochter des Bildhauers Heinrich Max Imhof.[3] 1880 wurde er an die Kasseler Akademie berufen. Zunächst war er Lehrer für Anatomie, ab 1890 auch für Kunstgeschichte.
Knackfuß schuf zahlreiche Historiengemälde und Entwürfe zu Deckengemälden von öffentlichen Gebäuden, die insbesondere Ereignisse der Geschichte Preußens zum Thema hatten. Beispielsweise stammen Fresken in der Eingangshalle des Hauptbahnhofs Straßburg von ihm. Zunächst zeichneten sich seine Gemälde durch einen teilweise pedantisch wirkenden Realismus vor allem der kostümgeschichtlichen Details aus. Ab etwa 1890 nutzte er für seine Historiengemälde mehr und mehr die maltechnischen Errungenschaften des Impressionismus. Außerdem war er ein gesuchter Porträtist des preußischen Adels.
1895 übertrug ihm Kaiser Wilhelm II. die Ausarbeitung seiner allegorischen Zeichnungen Völker Europas, wahrt eure heiligsten Güter und Niemand zuliebe, niemand zuleide. Er unternahm weite Reisen unter anderem nach Griechenland, Spanien, Italien, Kleinasien, Ägypten und begleitete mit vielen anderen 1898 Kaiser Wilhelm II. nach Palästina. Als Wachsoldat verstarb er an der Typhusepidemie im Kriegsgefangenenlager Niederzwehren in Kassel.
Als Vertreter der akademischen Historienmalerei und Illustrator der preußischen Geschichte ist sein Werk nach 1945 weitgehend in Vergessenheit geraten, zumal viele seiner Gemälde während des Krieges oder auch danach zerstört wurden. Er ist oft nur noch als Verfasser zahlreicher Künstlerbiographien bekannt. So veröffentlichte er im Verlag Velhagen und Klasing Künstler-Monographien u. a. über Michelangelo, Raffael, Tizian, Velasquez, Murillo, Rubens, van Dyck, Rembrandt, Frans Hals, Holbein der Ältere, Holbein der Jüngere und Albrecht Dürer sowie eine Allgemeine Kunstgeschichte und eine Deutsche Kunstgeschichte.
Werke in Museen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alte Nationalgalerie Berlin: Überreichung der Pandekten an Kaiser Justinian, Entwurf für das Wandgemälde im Treppenhaus des Gerichtsgebäudes in Kassel[4]
- Deutsches Historisches Museum Berlin: Prinz Leopold von Anhalt-Dessau (1676–1747) in der Schlacht bei Turin am 7. September 1706[5]
- Stadtmuseum Kassel: Der Triumphzug der Frau Holle, Entwurf für das 1943 zerstörte Deckengemälde im Rathaus der Stadt Kassel[6]
- Dreizehn weitere Werke in der Neuen Galerie Kassel (Hessen Kassel Heritage)[7]
Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Allgemeine Kunstgeschichte. Velhagen und Klasing, 3 Bände, ab 1897, Band 1 (archive.org).
- Deutsche Kunstgeschichte. Velhagen und Klasing, 2 Bände, 1888, Band 1 (archive.org), Band 2 (archive.org).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Knackfuss, Hermann Wilh. Joh.. In: Friedrich von Boetticher: Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte. Band 1/2, Bogen 31–61: Heideck–Mayer, Louis. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1895, S. 704–705 (Textarchiv – Internet Archive).
- Knackfuß, Hermann. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 20: Kaufmann–Knilling. E. A. Seemann, Leipzig 1927, S. 560–562 (Textarchiv – Internet Archive).
- Christa Stolz: Hermann Knackfuß (= Wissener Beiträge zur Geschichte und Landeskunde, Heft 12). Wissen 1975 (Digitalisat).
- Brigitte Lohkamp: Knackfuß, Hermann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 149 f. (Digitalisat).
- Folker Reichert: Europas heiligste Güter. Wilhelm II., Hermann Knackfuß und die „Gelbe Gefahr“ / Europe’s Most Sacred Possessions: Wilhelm II, Hermann Knackfuß and the „Yellow Peril“. In: Historische Zeitschrift. Bd. 318 (2024), Heft 3, S. 551–593.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Hermann Knackfuß im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Hermann Knackfuß in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Suche nach Hermann Knackfuß im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Achtung: Die Datenbasis hat sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen und
SBB=1
setzen) - Werke von Hermann Knackfuß im Project Gutenberg
- Abbildung der Federlithographie „Völker Europas, wahrt eure heiligsten Güter“, 1895
- Knackfuß, Hermannn Joseph Wilhelm. Hessische Biografie. (Stand: 12. Juli 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Kaiser Wilhelm II. und Prof. Knackfuß Arne Schöfert
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Vgl. Maria Harnack: Aus den Landeskunstfonds finanzierte Wandgemälde in Gerichtsgebäuden Preußens. Entwicklungstendenzen zwischen 1860 und 1920. In: INSITU 2/2022, S. 267–282 (276).
- ↑ a b Siehe Werkverzeichnis in der Deutschen Biographie, abgerufen am 14. April 2023.
- ↑ Gemälde Porträt Angela Knackfuß von Carl Brünner, 1887. „Angela Knackfuß (1858-1940), Tochter des Schweizer Bildhauers Heinrich Maximilian Imhof, war die Ehefrau des Kasseler Akademiedirektors Hermann Knackfuß, den sie 1878 in Rom geheiratet hatte.“ (museum-kassel.de), auf
- ↑ Überreichung der Pandekten an Kaiser Justinian. Entwurf für das Wandgemälde im Treppenhaus des Gerichtsgebäudes in Kassel. - Hermann Joseph Wilhelm Knackfuß. Abgerufen am 17. Juli 2023.
- ↑ Deutsches Historisches Museum restituiert Gemälde von Hermann Knackfuß an die Erbengemeinschaft von Rudolf Mosse - Deutsches Historisches Museum. 16. März 2023, abgerufen am 17. Juli 2023 (deutsch).
- ↑ Der Triumphzug der Frau Holle. Abgerufen am 17. Juli 2023.
- ↑ Objektdatenbank von Hessen Kassel Heritage. Abgerufen am 17. Juli 2023.
Personendaten | |
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NAME | Knackfuß, Hermann |
ALTERNATIVNAMEN | Knackfuß, Hermann Joseph Wilhelm (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler |
GEBURTSDATUM | 11. August 1848 |
GEBURTSORT | Wissen an der Sieg |
STERBEDATUM | 17. Mai 1915 |
STERBEORT | Kassel |