Hermogenian

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Hermogenian (lateinisch Aurelius(?) Hermogenianus) war ein römischer Jurist. Er lebte in der Zeit Diokletians um die Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert und stammte vermutlich aus dem östlichen Teil des Reichs.

Hermogenian verfasste den Codex Hermogenianus und die iuris epitomae (iuris civilis) in sechs Büchern. Der Codex – eine Sammlung der kaiserlichen Erlasse der Jahre 293 und 294, die Hermogenian nur im Amt eines ersten Libellsekretärs unter Diokletian (magister libellorum) erstellt haben kann – fand Berücksichtigung in der Lex Romana Visigothorum und wurde auf diesem Weg in den Codex Iustinianus aufgenommen. Zahlreiche Fragmente seiner Epitomen sind in den Digesten Justinians I. enthalten. Seiner Sammlung von Rechtssätzen in den Epitomen liegen klassische Juristenschriften und Kaiserkonstitutionen zugrunde, wobei seiner Zeitstellung entsprechend vor allem die Texte Papinians ungekürzt Eingang gefunden haben. Sedulius nannte Hermogenian im 5. Jahrhundert einen äußerst gelehrten Gesetzesdarsteller (doctissimus iurislator), der drei Editionen seiner Werke – wohl der Epitomen – herausgegeben habe.[1]

Möglicherweise ist Hermogenian mit Aurelius Hermogenianus, Prokonsul von Asia während der Tetrarchie und praefectus urbi unter Maxentius, zu identifizieren.[2] Wahrscheinlich und inschriftlich belegt ist, dass er in der tetrarchischen Ära, zwischen den Jahren 296 und 304, als Prätorianerpräfekt unter Maximian diente und zu dieser Zeit als vir eminentissimus noch dem ordo equester angehörte.[3] Demnach soll aus den Märtyrerakten des Sabinus von Assisi hervorgehen, dass Maximian sich in einem offiziellen Schreiben dahingehend äußerte, sich bei seinem Befehl, dass die Christen unter Androhung der Todesstrafe den Göttern zu opfern hatten, auf den rechtlichen Rat des Hermogenian berufen zu haben.

  • Detlef Liebs: Hermogenianus. In: Reinhart Herzog (Hrsg.): Restauration und Erneuerung. Die lateinische Literatur von 284 bis 374 n. Chr. (= Handbuch der lateinischen Literatur der Antike. Band 5). C.H. Beck, München 1989, ISBN 3-406-31863-0, S. 62–64.
  • Detlef Liebs: Hofjuristen der römischen Kaiser bis Justinian. Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, München 2010, C.H. Beck, ISBN 978-3-7696-1654-5, Hermogenian.
  • Detlef Liebs: Hermogenians iuris epitomae. Zum Stand der römischen Jurisprudenz im Zeitalter Diokletians (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Philologisch-Historische Klasse, Dritte Folge, Nr. 57). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1964 (Dissertation, Universität Göttingen, 1962).
  • Benet Salway: Equestrian prefects and the award of senatorial honours from the Severans to Constantine. In: Anne Kolb (Hrsg.): Herrschaftsstrukturen und Herrschaftspraxis: Konzepte, Prinzipien und Strategien der Administration im römischen Kaiserreich: Akten der Tagung an der Universität Zürich, 18.–20. 10. 2004. Akademie Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-05-004149-0, S. 115–135, hier S. 130.
  1. Victoria Panagl (Hrsg.): Sedulii Opera omnia (= Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum. Band 10). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2007, ISBN 978-3-7001-3681-1, S. 172 Z. 10–11.
  2. Benet Salway: Equestrian prefects and the award of senatorial honours from the Severans to Constantine. In: Anne Kolb (Hrsg.): Herrschaftsstrukturen und Herrschaftspraxis. Konzepte, Prinzipien und Strategien der Administration im römischen Kaiserreich. Akademie Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-05-004149-8, S. 130.
  3. AE 1987, 456.