Herr Jesu Christ, du höchstes Gut, BWV 113
Bachkantate | |
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Herr Jesu Christ, du höchstes Gut | |
BWV: | 113 |
Anlass: | 11. Sonntag nach Trinitatis |
Entstehungsjahr: | 1724 |
Entstehungsort: | Leipzig |
Gattung: | Kantate |
Solo: | S A T B |
Chor: | SATB |
Instrumente: | Ft 2Oa 2Vl Va Bc |
Text | |
unbekannt | |
Liste der Bachkantaten |
Herr Jesu Christ, du höchstes Gut (BWV 113) ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte die Choralkantate 1724 in Leipzig für den 11. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 20. August 1724 erstmals auf.
Geschichte und Worte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bach komponierte die Choralkantate 1724 in Leipzig für den 11. Sonntag nach Trinitatis in seinem zweiten Kantatenzyklus. Die vorgeschriebenen Lesungen für den Sonntag waren 1 Kor 15,1–10 LUT, Paulus über das Evangelium von Christus und sein eigenes Apostelamt, und Lk 18,9–14 LUT, das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner. Der Kantatentext basiert auf den acht Strophen von Bartholomäus Ringwaldts Choral (1588),[1] einem Bußlied, das zum Gebet des Zöllners passt: „Herr, sei mir armem Sünder gnädig“. Auch die Melodie des Liedes wird Ringwaldt zugeschrieben.[2] Ein unbekannter Dichter behielt die Worte der Strophen 1 2, 4 und 8 bei, dabei erweiterte er Satz 4 um eingeschobene Rezitative. Er bearbeitete die Ideen der übrigen Strophen zu Arien und einem Rezitativ, wobei er die Anfangszeilen von 3 und 7 beibehielt. Er gestaltete die Sätze 5 und 6 besonders frei und bezog darin den Gedanken ein, dass das Gebet des Zöllners oder allgemein des reuigen Sünders erhört wird. Dazu zog er weitere Bibelstellen heran, Lk 15,2 LUT in beiden Sätzen, Mt 9,2 LUT (und als Parallelstelle Lk 7,48 LUT) in Satz 5, und Mt 11,28 LUT in 6, umgedichtet zu „Er ruft: Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen“. Auf diesen Vers bezieht sich auch der zweite, neutestamentliche Teil des Duetts aus Händels Messiah, das alttestamentlich beginnt „He shall feed His flock like a shepherd“, und fortgesetzt wird „Come unto Him, all ye that labour“.
Besetzung und Aufbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kantate ist besetzt mit vier Solisten, Sopran, Alt, Tenor und Bass, vierstimmigem Chor, zwei Oboe d’amore, flauto traverso, zwei Violinen, Viola und Basso continuo.
- Choral: Herr Jesu Christ, du höchstes Gut
- Choral (Alt): Erbarm dich mein in solcher Last,
- Aria (Bass): Fürwahr, wenn mir das kömmet ein
- Recitativo e chorale (Bass) Jedoch dein heilsam Wort, das macht
- Aria (Tenor): Jesus nimmt die Sünder an
- Recitativo (Tenor): Der Heiland nimmt die Sünder an
- Aria (Soprano, Alto): Ach Herr, mein Gott, vergib mirs doch
- Choral: Stärk mich mit deinem Freudengeist
Musik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Eingangschor ist eine Choralphantasie. Der cantus firmus liegt im Sopran, die Unterstimmen sind meist homophon gesetzt und kontrastieren zur verzierten Melodie des Soprans. Die Choralzeilen sind durch Ritornelle des Orchesters getrennt, deren Thema von der Choralmelodie abgeleitet ist. Eine Solo-Violine spielt fortlaufend virtuose Figurationen, während die Oboen und die anderen Streicher während der Gesangsteile schweigen. Der zweite Satz behandelt den Choral ähnlich wie andere Kantatensätze, die Bach in die Schübler-Choräle aufnahm, als ein Trio von Alt, den Violinen im unisono und dem continuo. Der Alt singt die unverzierte Choralmelodie.
Die erste Arie wird von den beiden Oboi d’amore begleitet. Das Thema ist mit der Choralmelodie verwandt, jedoch nach Dur gewendet und steht in einem schwingenden 12/8-Takt. Die Singstimme übernimmt das Thema und betont durch ausgedehnte Koloraturen das Wort „gewandelt“. Der Musikwissenschaftler Boyd beobachtet eine Ähnlichkeit zu der Aria aus Bachs h-Moll-Messe, Et in Spiritum sanctum. Beide sind für den Bass geschrieben, in zusammengesetzter Taktzeit, in A-Dur und mit zwei Oboen.[3] Die zweite Arie, Satz 5, ist von einer obligaten Flöte begleitet, wie sie auch in den Kantaten der beiden Vorwochen vorkam, Was frag ich nach der Welt (BWV 94) und Nimm von uns, Herr, du treuer Gott (BWV 101). Das Rezitativ, Satz 6, wird von den Streichern begleitet, die im zweiten Takt einsetzen auf die Worte „wie lieblich klingt das Wort in meinem Ohren!“ Der Höhepunkt wird im Gebet des Zöllners erreicht. Die letzte Arie ist für zwei Singstimmen und continuo ohne Ritornelle gesetzt wie ein Choralkonzert des 17. Jahrhunderts. Die Choralmelodie in verzierter Form kommt mehrfach vor, sogar auf Teile, die nicht der originale Text sind. Die letzte Choralstrophe ist ein schlichter vierstimmiger Satz.
Einspielungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Bach Kantate Vol. 48, Helmuth Rilling, Gächinger Kantorei, Bach-Collegium Stuttgart, Arleen Augér, Gabriele Schreckenbach, Adalbert Kraus, Niklaus Tüller; Hänssler 1973.
- J.S. Bach: Das Kantatenwerk – Sacred Cantatas Vol. 6, Gustav Leonhardt, Knabenchor Hannover, Collegium Vocale Gent, Leonhardt-Consort, Sopran-Solisten des Knabenchor Hannover, René Jacobs, Kurt Equiluz, Max van Egmond; Teldec 1981.
- Bach Edition Vol. 4 – Cantatas Vol. 1, conductor Pieter Jan Leusink, Holland Boys Choir, Netherlands Bach Collegium, Ruth Holton, Sytse Buwalda, Knut Schoch, Bas Ramselaar; Brilliant Classics 1999.
- J.S. Bach: Complete Cantatas Vol. 11, Ton Koopman, Amsterdam Baroque Orchestra & Choir, Sibylla Rubens, Annette Markert, Christoph Prégardien, Klaus Mertens; Antoine Marchand 1999.
- J.S. Bach: Trinity Cantatas II, John Eliot Gardiner, Monteverdi Choir, English Baroque Soloists, Magdalena Kožená, William Towers, Mark Padmore, Stephan Loges; Soli Deo Gloria 2000.
- J.S. Bach: Cantatas Vol. 24 – Cantatas from Leipzig 1724, Masaaki Suzuki, Bach Collegium Japan, Yukari Nonoshita, Robin Blaze, Gerd Türk, Peter Kooij; BIS 2002.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alfred Dürr: Johann Sebastian Bach: Die Kantaten. Bärenreiter, Kassel 1999, ISBN 3-7618-1476-3.
- Werner Neumann: Handbuch der Kantaten J.S.Bachs. 1947. 5. Auflage: 1984, ISBN 3-7651-0054-4.
- Hans-Joachim Schulze: Die Bach-Kantaten: Einführungen zu sämtlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs. Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig; Carus-Verlag, Stuttgart 2006 (Edition Bach-Archiv Leipzig), ISBN 3-374-02390-8 (Evang. Verlags-Anstalt), ISBN 3-89948-073-2 (Carus-Verlag)
- Christoph Wolff, Ton Koopman: Die Welt der Bach-Kantaten Verlag J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2006, ISBN 3-476-02127-0
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Cantatas, BWV 111–130: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- Cantata BWV 113 Herr Jesu Christ, du höchstes Gut. bei Bach Cantatas Website (englisch)
- Herr Jesu Christ, du höchstes Gut auf Website Bach
- BWV 113 Herr Jesu Christ, du höchstes Gut Text, Aufbau und Besetzung auf der persönlichen Homepage von Walter F. Bischof bei der University of Alberta
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Herr Jesu Christ, du höchstes Gut. bei Bach Cantatas Website, Texte und Übersetzungen (englisch)
- ↑ Herr Jesu Christ, du höchstes Gut. bei Bach Cantatas Website, Chorale Melodies used in Bach’s Vocal Works (englisch)
- ↑ Julian Mincham: Chapter 12 BWV 113 Herr Jesu Christ, du höchstes Gut. In: jsbachcantatas.com. 2010, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 3. Dezember 2011; abgerufen am 29. August 2011 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.