Herrschaft Pförten
Die Herrschaft Pförten war eine Standesherrschaft in der Niederlausitz beiderseits der Lausitzer Neiße um die Stadt Pförten. Sie bestand vom 13. Jahrhundert bis 1945 und wurde die meiste Zeit gemeinsam mit der Herrschaft Forst regiert. Das Gebiet liegt heute in der Woiwodschaft Lebus in Polen und im Land Brandenburg.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1398 wurde Pförten erstmals erwähnt. 1454 wurde das Städtchen und die Herrschaft von König Ladislav I. von Böhmen an die Familie von Bieberstein gegeben, die bereits im Besitz der Herrschaft Forst waren. Diese waren freie Standesherrschaften, die relativ unabhängig von der böhmischen Krone regiert werden konnten.
1635 kamen sie unter sächsische Landesherrschaft und wurden in den Gubenischen Kreis eingegliedert. 1667 erhielt Graf Ulrich Hipparchos von Promnitz die Herrschaft Pförten. Seit dieser Zeit war sie getrennt von der Herrschaft Forst. 1740 kaufte Heinrich Graf von Brühl, der wichtigste Minister in Kursachsen, die Herrschaft und vereinigte sie 1746 wieder mit der Herrschaft Forst.
1815 kam die Herrschaft Forst-Pförten mit der Niederlausitz zum Königreich Preußen und wurde 1816 in die neuen Kreise Sorau und Guben eingegliedert. Sie bestand aber als Herrschaft im Besitz der Familie von Brühl weiter bis 1945. Die Herrschaften Pförten und Forst wurden 1945 durch die Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone sowie die Vertreibung aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße-Linie enteignet.
Gebiet
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im 10. August 1688[1]:
Bernsdorff, Bomsdorff, Chemnitz, Datten, Granaw, Gros Drebitz, Groß Brehsen, Helmsdorff, Jehser, Jeßnitz, Kalcke, Kohlo, Leuthen, Mercke, Oßig, Reißen, Zauchel, Zeltz.
Zur Herrschaft Pförten gehörten im 18. Jahrhundert[2]
- Stadt Pförten
die Amtsdörfer
- Berge
- Hohen Jeser (Hohen Jehser)
- Nieder Jeser (Nieder Jehser)
- Leipe (Leippe)
- Nablath
- Thurno (Turno)
sowie weitere 22 Dörfer
- Bernsdorf
- Bomsdorf
- Groß Breesen (Groß Bresen)
- Krayne (Crayn)
- Datten
- Groß Drewitz
- Grano
- Helmsdorf
- Kemnitz (Kämnitz)
- Kalke (Kalcke)
- Kanig
- Krocho
- Leuthen
- Lübbinchen (Liebinchen)
- Merke (Mercke)
- Ossig
- Raschen
- Sebejauche
- Tauchel
- Zauchel
- Zelz (Zeltz)
Herren von Pförten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Selbstständige Herrschaft 1667-1746[3]
- 1667–1695 Ulrich Hipparchos von Promnitz
- 1695–1726 Anselm von Promnitz
- 1726–1729 Christian Heinrich von Watzdorf
- 1729–1740 Friedrich Karl von Watzdorf
- 1740–1746 Heinrich Graf von Brühl
Herrschaft Pförten bis 1856
- Alois (Aloys) Graf von Brühl (1739–1793), Freier Standesherr, auch Herr auf Rothenburg und Gangloffsömmern[4]
- Friedrich August Albert Graf von Brühl (1791–1856), Freier Standesherr, Mitglied des Preußischen Herrenhauses
Familienfideikommiss Pförten und Forst
- Maria Friedrich-Stephan Graf von Brühl (1819–1893), Freier Standesherr, Fideikommissherr auf Forst[5]
- Maria Friedrich-Franz Johannes Moritz Graf von Brühl (1848–1911), Freier Standesherr, Fideikommissherr auf Forst und Pförten[6]
- Maria Friedrich-Joseph Graf von Brühl (1875–1949), Freier Standesherr auf Forst und Pförten Niederlausitz und weiteren Gütern im Krs. Guben.[7]
- Maria Friedrich-August Franziskus Hubertus Benedikt Johannes von Nep. Graf von Brühl (1913–1981), formell als Erbe Freier Standesherr auf Forst und Pförten, zuletzt Oberstleutnant der Bundeswehr
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Christoph Schneider: Chronik der Stadt und Standesherrschaft Forst vor und nach der Vereinigung mit der Standesherrschaft Pförten. Eduard Berger, Druck F. Fechner, Guben 1846 (Digitalisat).
- Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook, Otto Reichert, Wilhelm v. Blaschek, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen v. Flotow: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser 1958. A (Uradel), Band III, Band 18 der Gesamtreihe GHdA. In Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv. C. A. Starke, Glücksburg (Ostsee) 1958, S. 94–97. ISSN 0435-2408
- Rudolf Lehmann: Die Herrschaften in der Niederlausitz. Untersuchungen zur Entstehung und Geschichte. In: Mitteldeutsche Forschungen, Band 40. Böhlau, Köln / Graz 1966; DNB 457383526.
- Vinzenz Czech, Christiane Salge: Pförten (Brody). In: Peter Michael Hahn, Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Band 2: Katalog. Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann, Berlin 2000, ISBN 3-87584-024-0, S. 437–442; gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883), 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.
- Pförten. In: Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 5. Duncker, Berlin 1862, Blatt 273 (zlb.de [Text zwei Seiten danach]).
- Claudius Wecke, Sven Zuber: Pförten/Brody. Woiwodschaft Lebus/Województwo Lubuskie. In: Schlösser und Gärten der Neumark. Heft 8, Hrsg. A. Tomaszewski †, S. Badstübner-Gröger, M. Jager, Deutsche Gesellschaft e. V. Berlin 2020, ISBN 978-3-941675-07-0.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karte-Exposition: Herrenzeiten. 700 Jahre Adelsherrschaft in Forst-Pförten. Pańskie czasy. 700 lat panowania szlacheckiego Forst-Pförten
- Rep. 37 Herrschaft Forst-Pförten. Auszug. Brandenburgisches Landeshauptarchiv.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Marcin Maciejewski: Spis lenników majątku ziemskiego Brody (Herrschaft Pförthen) z 10 sierpnia 1688 roku [w:] Studia Zachodnie t. 18. (academia.edu [abgerufen am 19. Februar 2018]).
- ↑ Geographische Beschreibung der Marggraffschaft Nieder-Lausitz und der angräntzenden Oerter in Schlesien. Anno 1748
- ↑ Johann George Schreiber: Geographische Beschreibung der Nieder-Lausitz und ihrer angräntzenden Oerter in Schlesien. 1748. S. 25ff.
- ↑ Gothaisches genealogischen Taschenbuch der gräflichen Häuser auf das Jahr 1855. In: Der Gotha. 28. Auflage. Brühl, II. Jüngerer Ast. Pförten und Forst: kath. Justus Perthes, Gotha 31. August 1854, S. 124–126 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Kreis Sorau. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 176–179, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
- ↑ Niekammers Güter-Adressbücher. Band VII. Güter-Adressbuch der Provinz Brandenburg. 1907. Verzeichnis sämtlicher Güter mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Handbuch der Königlichen Behörden. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet (Hrsg.): Standardwerk der Land-und Forstwirtschaft. 1. Auflage. VII. Niekammer-Reihe zu Brandenburg. Paul Niekammer, Stettin 1907, S. 214 f. (martin-opitz-bibliothek.de).
- ↑ Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band VII. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. In: Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. 4. Auflage. II. Regierungsbezirk Frankfurt a. O. Kreis Sorau, Letzte Ausgabe-Niekammer-Reihe Provinz Brandenburg. Verlag Niekammer’s Adreßbücher, Leipzig 1929, S. 275–276 (martin-opitz-bibliothek.de).