Rechberg (Adelsgeschlecht)

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Wappen derer von Rechberg

Die Rechberg (auch: von Rechberg und Rothenlöwen) sind ein altes schwäbisches Adelsgeschlecht, dessen Stammsitz die Burg Hohenrechberg bei Schwäbisch Gmünd war. Die Familie wurde erstmals 1179 in einer Urkunde von Kaiser Friedrich Barbarossa erwähnt, 1577 in den Freiherrenstand und 1607 in den Grafenstand erhoben. Sie zählt zum Hochadel.

Burg Hohenrechberg, Gouache von Louis Mayer, 1836

Die erste urkundliche Erwähnung fand am 22. Januar 1179 mit „Ulricus de Rehperc“ (Ulrich I. von Rechberg) statt, der Zeuge bei einer Privilegsverleihung für das Kloster Rot durch den staufischen Kaiser Friedrich Barbarossa war.[1] Ulrich von Rechberg und später sein Sohn Hildebrand standen als Marschälle in Diensten des Herzogtums Schwaben. Sie waren vermutlich die Erbauer der Burg Hohenrechberg, die zwischen 1200 und 1250 als staufische Dienstmannenburg in Sichtweite der Burg Hohenstaufen entstanden ist.

Die Rechberger stellten bedeutende Männer in Staat und Kirche. Jahrhundertelang gehörte die rechbergische Herrschaft zum Schwäbischen Reichskreis. Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung, das Münzwesen, das Heerwesen und die Heerstraße wurden von ihnen geregelt. Im 16. Jahrhundert waren die Rechberger dem Ritterkanton Kocher beigetreten.

1577 wurden die Rechberg in den Freiherrenstand erhoben, 1607 folgte unter Wolf Konrad von Rechberg die Erhebung in den Grafenstand durch Kaiser Rudolf II. (Briefadel). Ihre Herrschaft blieb staatsrechtlich jedoch ritterlich (freiherrlich) im Ritterkanton Kocher, ohne den erstrebten Sitz auf der „Grafenbank“ des Regensburger Reichstags.

Die ritterschaftlichen Gebiete verloren in der napoleonischen Zeit die Reichsunmittelbarkeit. Die Gebiete der Herrschaft Rechberg fielen 1806 an das Königreich Bayern und 1810 durch den Grenzvertrag zwischen Bayern und Württemberg an das Königreich Württemberg. Der Chef des gräflichen Hauses Rechberg war wegen der 1806 mediatisierten Herrschaft Rechberg von 1819 bis 1918 erblicher Reichsrat der ersten württembergischen Kammer und nach Erwerb der Standesherrschaft Mickhausen auch Reichsrat der ersten bayerischen Kammer.

Rechberger Linien

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Schwäbisch Gmünd, Ruine Hohenrechberg

Die Familie spaltete sich seit dem 13. Jahrhundert in die Linien Unter den Bergen bis 1413 und Auf den Bergen. Letztere teilte sich seit dem 14. Jahrhundert wiederum in die zwei Hauptlinien Rechberg-Hohenrechberg und Rechberg-Staufeneck, von denen mehrere Nebenlinien ausgingen, die im Laufe der Jahrhunderte wieder erloschen:

  • Rechberg unter den Bergen (zu Bargau, Bettringen, Rechberghausen), erlosch 1413
  • Rechberg auf den Bergen
    • Rechberg-Hohenrechberg
      • Rechberg zu Hohenrechberg, erlosch 1585 mit Ulrich IV. von Rechberg
      • Rechberg zu Scharfenberg (1. Linie), erlosch 1547 mit Georg Rechberg zu Scharfenberg
      • Rechberg zu Scharfenberg (2. Linie), gegründet von 1549 durch Hans III. von Rechberg zu Illereichen, erlosch 1732 mit Graf Alois Klemens von Rechberg
      • Rechberg zu Weißenstein und Hohenrechberg, erlosch 1550 mit Wolf von Rechberg
    • Rechberg-Staufeneck
      • Rechberg zu Staufeneck, erlosch 1599[2] mit Albrecht Hermann von Rechberg, das Erbe fiel an Nebenlinien
      • Rechberg-Staufeneck-Weißenstein zu Kronburg und Kellmünz, erlosch 1604 mit Ernst Freiherr von Rechberg
      • Rechberg-Staufeneck-Weißenstein zu Kellmünz und Türkheim-Schwabeck, erlosch 1618 mit Wilhelm Leo Graf von Rechberg

Johann Bero von Rechberg vereinigte 1738 sämtliche rechbergischen Besitzungen in seiner Hand und war Begründer der letzten Linie von Rechberg und Rothenlöwen. Diese teilte sich Ende des 18. Jahrhunderts:

  • Die württembergische Hauptlinie Hohenrechberg-Donzdorf-Weißenstein bewirtschaftet bis heute Güter mit landwirtschaftlichen Flächen sowie 4250 Hektar Wald. Schloss Weißenstein wurde 1971, Schloss Donzdorf 1991 verkauft. Schloss Winzingen wurde 1824 erworben und befindet sich bis heute im Besitz der Familie.
  • Die bayerische Nebenlinie Elkofen besitzt seit 1871 die Burg Elkofen, die bereits 1664–1732 im Familienbesitz gewesen war.

Ehemalige Besitzungen (Auszug)

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Die Rechberg besaßen die Reichs- und Kreis-Standschaft und ein weites Gebiet um den Rechberg, um Donzdorf und Weißenstein,[3] an der Rems und am Kocher, im Hohenzollerischen von Veringenstadt bis Schramberg und weiteren Gebieten:

Blasonierung: Das Stammwappen zeigt in Gold zwei abgekehrte rote Löwen mit verschlungenen Schwänzen; auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender rot gehörnter Rehbock.

Erklärung: Das Wappen ist ein „Redendes Wappen“, Rech in der schwäbischen Mundart für das Reh und die rothen Löwen, obwohl das Reh eher einem Hirsch ähnelt.

Historische Wappenbilder

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Bekannte Familienmitglieder

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Albrecht II. von Hohenrechberg, Fürstbischof von Eichstätt von 1429 bis 1445, Epitaph von 1552
  • Albrecht II. von Hohenrechberg (* um 1390–1445): Fürstbischof von Eichstätt (1429–1445)
  • Konrad von Rechberg zu Hohenrechberg († 1473): Administrator des Bistums Chur (1440–1441)
  • Hans von Rechberg (1410–1464): Begründer der Herrschaft Schramberg, fasste die von ihm erworbenen Teile der Herrschaften Falkenstein-Falkenstein, Falkenstein-Ramstein und Schilteck zu einem Territorium zusammen
  • Bero I. von Rechberg-Mindelheim († 1462): Begründer der Nebenlinie Rechberg-Mindelheim; über seine Mutter Irmgard von Teck († 1432) erbte er 1439 gemeinsam mit seinen Geschwistern Albrecht und Barbara die Herrschaft Mindelheim; in den Folgejahren löste er die Anteile seiner Geschwister ab; 1447 wurde er alleiniger Inhaber der Herrschaft; mit Gräfin Barbara von Rottenburg († 1462) verheiratet; Vorfahre von Georg von Waldburg-Zeil (1488–1531); nach seinem Tod fiel die Herrschaft Mindelheim zunächst an seine Söhne Bero II. und Jörg II., ehe sie 1467 an seine Tochter Barbara verkauft wurde, die mit Ulrich von Frundsberg verheiratet war, wobei Mindelheim bis 1586 ihren Nachkommen gehörte.[20]
  • Philipp von Rechberg († 1587): heiratet 1579 Anna-Maria von Fugger auf Nordendorf (ein von Marx Fugger 1580 erbauter Brunnen erinnert heute noch an diese Allianz)
  • Hugo von Rechberg und Staufeneck und Weißenstein zu Kronburg-Kellmünz († 1595): 1577 in den Freiherrenstand erhoben; ohne Nachkommen
  • Johann Rudolf von Rechberg und Rothenlöwen zu Hohenrechberg (1606–1660): Fürstpropst der Fürstpropstei Ellwangen und Administrator des Hochstifts Augsburg
  • Wolf Konrad von Rechberg und Staufeneck und Weißenstein und Kellmünz zu Türkheim-Schwabeck († 1617): 1577 in den Freiherrenstand und 1607 in den Grafenstand erhoben; erbte nach dem Aussterben der Kronburger-Linie die Herrschaft Weißenstein und Kellmünz
  • Johannes Wilhelm, Baron von Rechberg von Hohenrechberg († 1620 in Rakonitz, Königreich Böhmen): Pfandherr der Grafschaft Schwabegg, Herr von Konradshofen und Gern
  • Maximilian Emanuel Graf von Rechberg und Rothenlöwen (1736–1819), bayer. Obersthofmeister; Stifter der Nenninger Pietà des bayerischen Rokoko-Bildhauers Ignaz Günther
  • Aloys Graf von Rechberg und Rothenlöwen (1766–1849), Staatsminister des bayerischen Hauses und des Äußern
  • Joseph Maria von Rechberg (1769–1833). bayerischer Generalleutnant und Gesandter in Berlin, Malteser-Ritter und Komtur zu Mindelheim, Kunstsammler
  • Carl Maria von Rechberg (1775–1847), Obersthofmeister von König Ludwig I. von Bayern, Mäzen, Kunstsammler
  • Anton von Rechberg (1776–1837), bayerischer General und Hofmeister
  • Albert von Rechberg (1803–1885), bayerischer Diplomat, württembergischer Kammerpräsident
  • Bernhard von Rechberg (1806–1899), österreichischer Diplomat und Außenminister
  • Otto von Rechberg (1833–1918), württembergischer Standesherr und Kammerpräsident
  • Albrecht Graf von Rechberg (1920–2013): Jurist; leitete 1961 bis 1994 den Malteser Hilfsdienst in München
  • Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon. Band XI, Band 122 der Gesamtreihe. C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2000, ISSN 0435-2408.
  • Hans-Wolfgang Bächle: Das Adelsgeschlecht der Rechberger: Burgen und Schlösser, Kirchen und Kapellen, Kunstwerke, Grabdenkmäler. Remsdr. Sigg, Härtel, Schwäbisch Gmünd 2004, ISBN 3-926043-22-9.
  • Harald Drös: Die Inschriften des Landkreises Göppingen. Reichert, Wiesbaden 1997, ISBN 3-88226-870-0 (Online-Fassung).
  • Thomas Freller/Gabriele von Trauchburg: The Last Knight. Fighting against the Ruin of an Order. Midseabooks Malta 2010
  • Klaus Graf: Herren auf dem Lindacher Turm vom 12. bis 16. Jahrhundert (12. bis 16. Jahrhundert). In: Ortschronik Lindach. Schwäbisch Gmünd 2018, ISBN 978-3-95747-083-6, S. 70–93 online.
  • Florian H. Setzen (Bearb.): Das Stammbüchlein der Grafen und Herren von Rechberg des Vogts der Herrschaft Waldstetten Johann Frey aus Schwäbisch Gmünd von 1643. Geschichtlicher Zusammenhang, Transkription, Originalabdruck. (= Quellen aus dem Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd. Digitale Editionen 7). Schwäbisch Gmünd 2021 (online)
  • Stammtafel des mediatisierten Hauses Rechberg, Stuttgart 1893. Elektronische Reproduktion, Universitätsbibliothek Heidelberg 2021: http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bsz:16-diglit-576703
Commons: Rechberg (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Staatsarchiv Stuttgart, in Württemb. Urkundenbuch II, 193
  2. Stammtafel des mediatisierten Hauses Rechberg, 1893, 2. Stammtafel.
  3. Geschichte von Weißenstein
  4. Burg Scharfenberg
  5. Vogtei Sindelfingen (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  6. Geschichte von Kellmünz
  7. Schloss Ramsberg (Memento vom 20. April 2008 im Internet Archive)
  8. Herrschaft Aichheim (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  9. Geschichte des Marktes Babenhausen (Memento vom 7. März 2016 im Internet Archive)
  10. Burg Wäschenbeuren
  11. Die Geschichte von Rechberghausen (Memento vom 29. März 2007 im Internet Archive)
  12. Geschichte von Mindelheim (Memento vom 28. Dezember 2008 im Internet Archive)
  13. Herrschaft Schramberg
  14. Geschichte von Osterberg
  15. Schloss Kronburg (Memento vom 8. Januar 2010 im Internet Archive) (PDF; 246 kB)
  16. Schloss Donzdorf
  17. Schloss Elkofen bei Grafing, in Süddeutsche, 8. Juni 2015
  18. Herrschaftsorte der Fugger
  19. Christian Hillen: Siegfried III. von Rechberg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 342 f. (Digitalisat).
  20. Joseph Philipp Brunemayr: Geschichte der Königlich Baierischen Stadt und Herrschaft Mindelheim. Mindelheim 1821, S. 250; ergänzt nach Doris Wiedemann: Allgäu. Mit Neuschwanstein, Oberschwaben und Allgäuer Alpen. Trescher Verlag, Berlin 2013, S. 87 und Archivierte Kopie (Memento vom 17. Februar 2017 im Internet Archive), eingesehen am 16. Februar 2017.