Herz und Mund und Tat und Leben
Bachkantate | |
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Herz und Mund und Tat und Leben | |
BWV: | 147 / 147a |
Anlass: | Mariä Heimsuchung / 4. Advent |
Entstehungsjahr: | 1723 / 1716 |
Entstehungsort: | Leipzig / Weimar |
Gattung: | Kantate |
Solo: | S A T B |
Chor: | SATB |
Instrumente: | Tr 2Ob Oa 2Oc Fg 2Vn Va Bc |
AD: | ca. 34 min (147) |
Text | |
Salomon Franck, Martin Jahn | |
Liste der Bachkantaten |
Herz und Mund und Tat und Leben ist der Titel von zwei Kirchen-Kantaten von Johann Sebastian Bach. Er komponierte ursprünglich in Weimar eine Kantate für den 4. Advent 1716 (Bach-Werke-Verzeichnis BWV 147a) und erweiterte sie 1723 in Leipzig für das Fest Mariä Heimsuchung (BWV 147).
Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In ihrer heute bekannten Form wurde die Kantate für den 2. Juli 1723 geschaffen, das Fest Mariä Heimsuchung. Sie gehört zum ersten Jahrgang von Bachs Kantaten in Leipzig. Die Kantate basiert auf einer älteren Kantate Bachs (BWV 147a aus dem Jahre 1716), von der nur der Text erhalten ist. Es ist offen, ob Bach die Komposition dieser Urfassung überhaupt vollendet bzw. aufgeführt hat. Die Weimarer Vorlage wurde von Bach in Leipzig umgearbeitet und stark erweitert. Die ursprüngliche Dichtung von Salomon Franck wurde in die Leipziger Fassung übernommen; die Schlusschoräle aus der Leipziger Fassung (Sätze 6 und 10) sind die Strophen 6 und 17 von Martin Jahns Choral Jesu, meiner Seelen Wonne (1661 oder 1668) mit der Melodie Werde munter, mein Gemüte von Johann Schop.[1]
Thematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der für den Advent geschriebene Text Francks wurde in der Leipziger Fassung von Bach auf das Marienfest übertragen, da in Leipzig im Advent tempus clausum herrschte und nur am 1. Adventssonntag Kantatenmusik aufgeführt werden durfte.
Das zentrale Thema ist das öffentliche Bekenntnis zu Gott und Jesus. Während die ursprüngliche Textfassung von 1716 das Bekennen auf die Person Johannes des Täufers bezieht, übertragen die später hinzugefügten Textteile diese Bedeutung auf Maria und ihr Magnificat (Evangelium am 2. Juli) als Vorbild für die anwesende Gemeinde. Auf den Inhalt des Magnificat nimmt besonders das Rezitativ (4. Satz) Bezug.[2]
Aufbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Leipziger Fassung (BWV 147)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Formal besteht die zehnsätzige Kantate aus zwei Teilen, die vor und nach der Predigt aufgeführt wurden und mit einem identischen Chorsatz (siehe unten), einer Choralbearbeitung, abschließen.
Erster Teil
- Coro (Tr, Ob I/II, Vl I/II, Va, Bc): Herz und Mund und Tat und Leben
- Recitativo T (Vl I/II, Va, Bc): Gebenedeiter Mund
- Aria A (Oa, Bc): Schäme dich, o Seele, nicht
- Recitativo B (Bc): Verstockung kann Gewaltige verblenden
- Aria S (Vs, Bc): Bereite dir, Jesu, noch itzo die Bahn
- Choral (Tr, Ob I/II, Vl I/II, Va, Bc): Wohl mir, dass ich Jesum habe
Zweiter Teil
- Aria T (Bc): Hilf, Jesu, hilf, dass ich auch dich bekenne
- Recitativo A (Oc I/II, Bc): Der höchsten Allmacht Wunderhand
- Aria B (Tr, Ob I/II, Vl I/II, Va, Bc): Ich will von Jesu Wundern singen
- Choral (Tr, Ob I/II, Vl I/II, Va, Bc): Jesus bleibet meine Freude
Weimarer Fassung (BWV 147a)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Coro: Herz und Mund und Tat und Leben
- Aria A: Schäme dich, o Seele, nicht
- Aria T: Hilf, Jesu, hilf, dass ich auch dich bekenne
- Aria S: Bereite dir, Jesu, noch heute die Bahn
- Aria B: Lass mich der Rufer Stimme hören
- Choral: Dein Wort lass mich bekennen
Besetzung (Leipzig)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gesangsstimmen: Sopran, Alt, Tenor, Bass, alle sowohl als Tutti als auch mit solistischen Aufgaben
- Orchester: Tromba, Oboe I/II (auch als Oboe d’amore und Oboe da caccia I/II), Violine I/II, Viola, Basso continuo mit Fagott
Besonderheiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Werk gehört zu den beliebten und relativ häufig aufgeführten Bachkantaten. Im aufwändigen Eingangschor unterstreicht eine Solotrompete virtuos den festlichen Charakter des Stückes. Die beiden Schlusschoräle des ersten und zweiten Teils Wohl mir, daß ich Jesum habe und Jesus bleibet meine Freude werden durch eine triolische Streichermelodie umrahmt und gehören zu den international beliebtesten Kompositionen Bachs, nicht zuletzt durch zahlreiche Bearbeitungen und Aufführungen im 20. Jahrhundert, wie etwa durch die Pianisten Myra Hess und Dinu Lipatti. Eine Rock-Version von Apollo 100 schaffte es 1972 unter dem Titel Joy auf Platz 6 der US-Charts. Die Kantate war untertitelgebend für den Dokumentarfilm Die Thomaner – Herz und Mund und Tat und Leben von Paul Smaczny und Günter Atteln aus dem Jahr 2012.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alfred Dürr: Johann Sebastian Bach: Die Kantaten. Bärenreiter, Kassel 1999, ISBN 3-7618-1476-3
- Werner Neumann: Handbuch der Kantaten J.S.Bachs. 1947. 5. Auflage: 1984, ISBN 3-7651-0054-4
- Hans-Joachim Schulze: Die Bach-Kantaten: Einführungen zu sämtlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs. Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig 2006, ISBN 3-374-02390-8; Carus-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-89948-073-2 (Edition Bach-Archiv Leipzig)
- Christoph Wolff, Ton Koopman: Die Welt der Bach-Kantaten. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2006, ISBN 3-476-02127-0
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- vollständiger Text und Instrumentierung der Kantate. The Bach Cantatas.
- Herz und Mund und Tat und Leben, BWV 147: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- BWV 147 Herz und Mund und Tat und Leben Text, Aufbau und Besetzung auf der persönlichen Homepage von Walter F. Bischof bei der University of Alberta
- BWV 147a Herz und Mund und Tat und Leben (Musik verschollen) Text, Aufbau und Besetzung auf der persönlichen Homepage von Walter F. Bischof bei der University of Alberta
- Herz und Mund und Tat und Leben BWV 147a (Weimarer Fassung). Informationen im Portal Bach digital des Bach-Archivs Leipzig
- Herz und Mund und Tat und Leben BWV 147 (Leipziger Fassung). Informationen im Portal Bach digital des Bach-Archivs Leipzig
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Diese Melodie war dem Text u. a in Schemellis Gesangbuch (Leipzig 1736) zugeordnet, an dem Bach musikalisch mitarbeitete (Digitalisat).
- ↑ Zur Betonung die Elénden vgl. Elend, etymolog. Anmerkung