Schwalben

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Schwalben

Mehlschwalbe (Delichon urbicum) im Flug

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Unterklasse: Neukiefervögel (Neognathae)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
ohne Rang: Sylviida
Familie: Schwalben
Wissenschaftlicher Name
Hirundinidae
Rafinesque, 1815
Rauchschwalbe (Hirundo rustica)

Die Schwalben (Hirundinidae) sind eine artenreiche Familie der Ordnung Sperlingsvögel (Passeriformes), Unterordnung Singvögel (Passeres). Schwalben haben ein sensibles Gehör, sie kommunizieren ununterbrochen in einer großen Bandbreite an Lauten miteinander. Sie ernähren sich von Fluginsekten, in Mitteleuropa sind sie Zugvögel. Der typisch gegabelte Schwalbenschwanz war für andere Dinge (z. B. diesen Schmetterling oder diese Verbindungstechnik) namensgebend, ebenso wie der charakteristische Nestbau (z. B. für die Burgruine Schwalbennest oder die Schwalbennestorgel). Die äußerlich ähnlichen Mauersegler und die so genannten Seeschwalben sind nicht näher mit den Schwalben verwandt und auch keine Singvögel.

Schwalben haben einen schlanken, stromlinienförmigen Körper, einen kurzen Hals und lange, spitze Flügel mit 10 Handschwingen, von denen die äußerste Schwinge extrem reduziert ist. Der Schnabel ist kurz mit breitem Schnabelspalt und kann weit geöffnet werden. Die Füße sind winzig und geeignet zum Greifen, wenig zum Gehen. Der bei vielen Arten lange Schwanz zählt 12 Steuerfedern und ist oft gegabelt. Die Bronchialringe des Stimmkopfes (Syrinx) sind mehr oder weniger komplett.[1]

Die Geschlechter sind einander in Größe und Befiederung ähnlich, die äußeren Schwanzfedern der Weibchen können allerdings kürzer als die der Männchen sein. Jungvögel sind matter gefärbt mit kürzeren äußeren Schwanzfedern. Die Schwalbenarten sind sich recht ähnlich und unterscheiden sich oft nur wenig in Größe oder in Details der Befiederung.[1]

Ernährung und Flughöhe

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Charakteristisch für die Schwalben ist ihre Anpassung an den Nahrungserwerb in der Luft: Sie erbeuten vor allem Fluginsekten. Die Flughöhe dieser Insekten erhöht sich bei Hochdruck massiv. Daher kann man aus einer geringen Flughöhe der Schwalben auf die Flughöhe ihrer Beutetiere und damit auf Tiefdruck schließen.[2][3]

Schwalben sammeln sich im Herbst auf Stromleitungen

Da im Winter das Aufkommen an Fluginsekten in Nord- und Mitteleuropa vermindert ist, müssen Schwalben dann in ihre Winterquartiere ziehen.

Zwei junge Mehlschwalben im Nest, Schweriner Schloss
Schwalbe im Wappen von Schorndorf-Miedelsbach

Der Nestbau der Schwalben ist charakteristisch und wird primär an schlecht zugänglichen Stellen ausgeführt. Für den Bau sind besonders gut klebende Körpersekrete erforderlich, die im Schwalbenspeichel bereitgestellt werden. Die Evolution dieses Nestbauverhaltens und der dafür erforderlichen endogen erzeugten Stoffe erlaubt phylogenetische Rückschlüsse.[4]

Jungvögel

Koloniebildende Schwalben wie Hirundo pyrrhonota tendieren dazu, ihre Eier Nachbarn zum Bebrüten unterzuschieben (in Kolonien mit mehr als zehn Nestern).[5]

Schwalben kommen auf allen Kontinenten, abgesehen von der Antarktis, vor. Viele Arten sind auf engere Verbreitungsgebiete beschränkt, die Rauchschwalbe und die Uferschwalbe sind beiderseits des Atlantiks anzutreffende Zugvögel.[6] In Mitteleuropa sind vier Arten heimisch:

Die Familie umfasst 2 Unterfamilien, 20 Gattungen und etwa 88 Arten. Die Einteilung berücksichtigt auch molekularbiologische Untersuchungen.[7]

Sumpfschwalbe (Tachycineta bicolor), Alaska

Verwechslungsmöglichkeiten

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Nicht den Schwalben zugeordnet werden Arten folgender Familien:

Schwalbenkolonie in Pisciotta/Italien

Koexistenz mit dem Menschen

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Nestbau an Häusern

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Schwalben sind Insektenvertilger und daher schon lange in der Landwirtschaft willkommen. Ihre Nester an Gebäuden werden traditionell vom Menschen respektiert. Die an nicht landwirtschaftlich genutzten Wohnhäusern errichteten Nester der Mehlschwalben werden allerdings häufig wegen der Verschmutzung der Hauswände durch Nistbaumaterial und Kotausscheidungen der Schwalben von den Hausbewohnern beseitigt, obwohl dies nach dem deutschen Bundesnaturschutzgesetz verboten ist (§ 44 Abs. 1 BNatSchG).[8]

Schwalbenhaus

Durch Anbringen von Kotbrettern lässt sich die Verschmutzung verhindern.

Schwalbenhäuser

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Seit den 1990er Jahren werden Schwalbenhäuser als künstliche Nisthilfen für Schwalben eingerichtet. Durch die Aufgabe landwirtschaftlicher Betriebe gingen viele Nistplätze der Rauchschwalben in Ställen verloren. Schwalbenhäuser bieten den koloniebrütenden Vögeln eine neue Möglichkeit, Nachwuchs groß zu ziehen.

Volkskunde und andere Namen

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Schon im Altertum wurden Schwalben als heilig angesehen. Im Mittelalter wurden Schwalben als Glücksbringer und Frühlingsboten verehrt.[9] Schwalben werden nach folgenden Bauernregeln auch „Muttergottesvögel“ genannt, im badischen Raum bekannt sind:

  • „Am Tage von Maria Geburt fliegen die Schwalben furt.“ (8. September)
  • „Marienverkündigung kommen sie wiederum.“ (25. März)
  • „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.“ (Äsop)
  • „Wenn Schwalben niedrig fliegen, wird man Regenwetter kriegen. Fliegen sie bis in die Höh’n, bleibt das Wetter noch recht schön!“

Besonders im oberdeutschen Raum kennt man verschiedene Schwalbenarten unter dem Namen Spi(e)r oder Spi(e)re.[10]

Einzelnachweise

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  1. a b Handbook to the Swallows and Martins of the World, S. 1.
  2. Gerrit Stratmann: Warum kann man aus dem Schwalbenflug das Wetter ablesen?, DeutschlandRadio Berlin, 9. August 2004, abgerufen am 4. September 2014.
  3. Ernährung der Rauchschwalben. Wildvogelhilfe.org, abgerufen am 14. März 2013.
    zitiert aus ehemaliger Webseite des NABU: Aufzucht und Pflege junger Schwalben, von 2001.
  4. David W. Winkler, Frederick H. Sheldon: Evolution of nest construction in swallows (Hirundinidae): a molecular phylogenetic perspective. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 90. Jahrgang, Nr. 12, 1993, S. 5705–5707 (englisch, pnas.org).
  5. Charles R. Brown: Laying eggs in a neighbor’s nest: benefit and cost of colonial nesting in swallows. In: Science. 224. Jahrgang, Nr. 4648, 1984, S. 518, doi:10.1126/science.224.4648.518 (englisch).
  6. Angela Turner, Chris Rose: A Handbook to the Swallows and Martins of the World. Christopher Helm, 1989, ISBN 978-0-7136-4206-3
  7. Frederick H. Sheldon, et al.: Phylogeny of swallows (Aves: Hirundinidae) estimated from nuclear and mitochondrial DNA sequences. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. 35. Jahrgang, Nr. 1, 2005, S. 254–270, doi:10.1016/j.ympev.2004.11.008 (englisch).
  8. Andreas Lukas/Felicia Petersen: Der rechtliche Schutz von Schwalbennestern an Gebäuden (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive), Informationsdienst Umweltrecht, abgerufen am 13. Januar 2015
  9. Hubert Pfister: Burladingen – Viel Schwalben-Nachwuchs in Hausen. In: Schwarzwälder Bote. 25. August 2016, abgerufen am 6. August 2019.
  10. Schweizerisches Idiotikon, Band X, Spalten 448–451, Lemma Spīr II mit Zusammensetzungen (Digitalisat).
Commons: Schwalben (Hirundinidae) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Schwalben – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Schwalbe – Zitate