Schwalbenschwanz (Schmetterling)
Schwalbenschwanz | ||||||||||||
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Schwalbenschwanz (Papilio machaon) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Papilio machaon | ||||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Der Schwalbenschwanz (Papilio machaon) ist ein Schmetterling aus der Familie der Ritterfalter (Papilionidae). Das Artepitheton leitet sich von Machaon, einem Heilkundler aus der griechischen Mythologie ab.[1]
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Benannt nach Machaon (altgriechisch: Μαχάων), einer Figur der griechischen Mythologie. Er war ein Sohn des Asklepios.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Schwalbenschwanz ist neben dem Segelfalter einer der größten und auffälligsten Tagfalter des deutschsprachigen Raums und hat eine Flügelspannweite von 50 bis 75 Millimetern. Er ist gelb und schwarz gemustert mit einer blauen Binde und roten Augenflecken an der hinteren Innenseite der Hinterflügel. An den Hinterflügeln stehen kurze, größtenteils schwarz gefärbte „Schwänzchen“ ab. Er hat lange Haare an den Vorderbeinen, die als Putzkämmchen dienen.[2]
Die zweite Generation eines Jahres unterscheidet sich durch kräftige Farben und gelb bestäubte schwarze Zeichnungselemente von der ersten.
Die Eier sind kugelig und unmittelbar nach der Ablage rahmweiß. Später verfärben sie sich ins Bräunliche und vor dem Schlupf der Raupen sind sie bleigrau.[3]
Die Raupen werden ca. 45 Millimeter lang und sind unbehaart. Anfangs sind sie schwarz mit orangeroten Punkten und einem weißen Sattelfleck und zeigen Vogelkotmimese.[4] Die ausgewachsenen Raupen sind grün gefärbt und haben schwarze Querstreifen mit gelben oder orangeroten Punkten. Selten tritt eine Form der Raupe auf, die statt der grünen eine weiße Grundfarbe hat.[2]
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♂
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♂ △
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♀ Oberseite (L) Unterseite (R),
Unterarten und Formen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unterarten:[5]
- Papilio machaon gorganus Fruhstorfer, 1922, ist die im kontinentalen Europa weit verbreitete Unterart. Bei ihr sind die Flügel etwas kräftiger gelb gefärbt als bei der in Nordeuropa verbreiteten Unterart Papilio machaon machaon.[6]
- Papilio machaon britannicus Seitz, 1907,[7] ist eine auf England beschränkte Unterart. Sie ist dunkler als die kontinentale Unterart und zeigt kein Wanderverhalten. Die Verbreitung ist auf sumpfige Gebiete bei Cambridge und Norfolk beschränkt, wo sich die Raupe von Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre) ernährt.
Formen:[8]
- Papilio machaon f. niger (Reuti 1898), eine sehr seltene Form mit beiderseits dunkelbraunen bis schwarzen Flügeln mit blauen Mondflecken.[9]
- Papilio machaon f. nigrofasciata (Rothke), seltene Form, bei der die gelben Randmonde auf den Hinterflügeln fehlen.
- Papilio machaon f. aurantiaca (Speyer), Form mit kräftiger gelber bis orangegelber Flügelfarbe
Ähnliche Arten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Korsischer Schwalbenschwanz (Papilio hospiton)
- Südlicher Schwalbenschwanz (Papilio alexanor)
Lebensraum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Papilio machaon lebt in ein bis drei Generationen in sonnigem und offenem Gelände, wie z. B. mageren Grünlandbeständen und auf Trockenrasen. Auf Ackerflächen wird er nur vereinzelt gefunden, in Gärten vor allem, wenn dort Möhren, Dill und Fenchel angebaut werden. Die vertikale Verbreitung reicht von Meereshöhe bis ins Gebirge zu einer Höhe von 2000 Metern.
Lebenszyklus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Eier werden in Bodennähe an den Blättern der Futterpflanze abgelegt.[3] Die Falter bevorzugen dabei insbesondere vereinzelt stehende Futterpflanzen, die über offenen Bodenstellen stehen und die sie direkt anfliegen können.[10]
Die Raupen findet man vereinzelt an Doldengewächsen (Wilde und Garten-Möhre, Fenchel, Dill, Pastinak, Wiesen-Silge, Berg-Haarstrang etc.), aber auch an anderen Pflanzen mit gleichen chemischen Inhaltsstoffen wie Weinraute und Diptam, in Südeuropa auch oft an den Blättern der Zitruspflanzen (Citrus). Wenn die Raupen sich bedroht fühlen, stülpen sie zur Abschreckung eine orange gefärbte Nackengabel (Osmaterium) aus, die einen Duftstoff absondert.[11] Dieser wehrt z. B. Ameisen ab. Wenn das mehrmalige Ausstülpen der Nackengabel keinen Erfolg hatte, flüchten die Raupen.
Die Raupen verpuppen sich zu grünen oder braungrauen Gürtelpuppen. Die Puppenruhe beträgt bei simultaner Entwicklung je nach Witterung im Frühjahr und im Sommer 12–19 Tage. Raupen, die sich in Rheinland-Pfalz ab Mitte August, also bei Tageslängen von unter 15 Stunden verpuppen, legen eine Diapause ein und überwintern als Puppe.[10]
Die Imagines sind für ihre Gipfelbalz (hilltopping) im Frühjahr bekannt. An markanten Erhebungen wie Hügeln, Bergkuppen oder Burgruinen segeln sie immer wieder den Hang hinab auf der Suche nach Geschlechtspartnern. In Teilen ihres Verbreitungsgebietes wandern die Falter und erschließen damit je nach klimatischen Verhältnissen zumindest zeitweise neue Lebensräume.[5] 2022 wurden im Rahmen einer Forschungsarbeit Schwalbenschwänze markiert. Ein Tier wurde später 66 km vom Startort entfernt wieder gesichtet.[12]
Flugzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die erste Generation fliegt in Mitteleuropa je nach lokalem Klima von April bis Juni, die zweite im Juli und August und eine dritte je nach Region im September. Das Verhältnis der Falter der drei Generationen gibt Ebert mit 2:4:1 für Baden-Württemberg an.
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Verbreitungsgebiet des Schwalbenschwanzes erstreckt sich über große Teile der Nordhalbkugel von Europa bis Asien und Japan. In Nordamerika leben mehrere nah verwandte Arten oder Unterarten. Die in Europa vorkommenden Unterarten – vornehmlich Papilio machaon gorganus – findet man von Nordafrika bis weit in den Norden Europas. In England wird die Art immer seltener, in Mitteleuropa hingegen wieder häufiger.[2][8] Die nur selten ihre Biotope verlassende Unterart P. machaon britannicus ist auf wenige Sumpfgebiete in England beschränkt. Dagegen gehören die oft an der englischen Südküste zwischen Kent und Dorset anzutreffenden Falter der Unterart Papilio machaon gorganus an. Sie wandern oft aus Kontinentaleuropa ein und verstärken die lokale Population, die starken Schwankungen unterliegt, da im Winter oft hohe Verluste eintreten.[5]
Gefährdung und Schutz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rote Listen
- Österreich: 3 (gefährdet)[13]
- Kärnten: 2
- Oberösterreich: -
- Vorarlberg: NT (Near Threatened – drohende Gefährdung)
- in allen anderen Bundesländern: 3 (gefährdet)
- Deutschland: U (Ungefährdet), Stand: 2011[14]
- Bayern:(gefährdet), Stand: 2018[15]
- Baden-Württemberg: U (Ungefährdet), Stand: 2004[16]
- Rheinland-Pfalz: V (Vorwarnliste). Stand: 2018[10]
- Sachsen-Anhalt: -
- Nordrhein-Westfalen: 3 (gefährdet), Stand: 2019[17]
- Österreich: 3 (gefährdet)[13]
- Schutzstatus
- Deutschland: Der Schwalbenschwanz ist eine besonders geschützte Art gem. § 7 Abs. 2 Nr. 13 BNatSchG
Verpuppung einer Raupe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Beginn der Verpuppung, der Gespinstfaden ist befestigt
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Die Haut platzt auf
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Der obere Teil der Puppe ist schon sichtbar
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Verpuppung einer Schwalbenschwanz-Raupe in Echtzeit
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Schwalbenschwanz-Schmetterling auf der Bürglen
Parasitoide
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Schwalbenschwanz hat verschiedene Parasitoide, die teilweise ausschließlich die Art oder Gattung als Wirte nutzen. Zu diesen gehören:[18]
- Buquetia musca, eine Raupenfliege
- Pteromalus puparum, eine Erzwespe aus der Familie der Pteromalidae
- Trichogramma gicai, eine Erzwespe aus der Familie der Trichogrammatidae
- Trogus lapidator, eine Schlupfwespe aus der Unterfamilie Ichneumoninae
Als ein weiterer Parasitoid wird die Raupenfliege Blondelia nigripes genannt.[19]
Philatelie
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Briefmarke der Republik Moldau
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Briefmarke der Sowjetunion
Der Schwalbenschwanz erscheint auf einer Ausgabe der Deutschen Demokratischen Republik von 1964 (Nennwert: 20 Pfennig), der Bundesrepublik Deutschland von 1991, der Republik Moldau, der Sowjetunion und von Luxemburg, die am 27. September 2005 herausgegeben wurde (Nennwert: 0,35 €).
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Arnold Spuler: Die Schmetterlinge Europas. Band 1. E. Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1908, S. 10.
- ↑ a b c Heiko Bellmann: Der neue Kosmos-Schmetterlingsführer. Schmetterlinge, Raupen und Futterpflanzen. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09330-1, S. 120.
- ↑ a b Sauers Naturführer – Die schönsten Raupen, 1992, Fauna-Verlag, ISBN 3-935980-04-3
- ↑ Natur in NRW, Schwalbenschwanz; Abschnitt: "Besondere Merkmale";
- ↑ a b c Williams, Carrington Bonsor: Die Wanderflüge der Insekten. Einführung in das Problem des Zugverhaltens der Insekten unter besonderer Berücksichtigung der Schmetterlinge. Paul Parey, Hamburg, Berlin 1961, S. 45 f.
- ↑ Dr. Walter Forster und Dr. Theodor A. Wohlfahrt: Die Schmetterlinge Mitteleuropas. Band II: Tagfalter, Stuttgart 1955, S. 2
- ↑ Formen von P. machaon britannicus ( vom 17. Mai 2009 im Internet Archive)
- ↑ a b Lionel G. Higgins und Norman D. Rilley, Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas (A Field Guide to the Butterflies of Britain and Europe), Verlag Paul Parey 1971, ISBN 3-490-02418-4
- ↑ Papilio machaon britannicus ab. niger Heyne, 1895 - Swallowtail. In: nhm.ac.uk. Abgerufen am 13. Juni 2022.
- ↑ a b c W. Düring: Der Schwalbenschwanz. (PDF) In: Artenporträts der Tagfalter in Rheinland-Pfalz. BUND RLP, 8. September 2018, abgerufen am 1. März 2020.
- ↑ The Dodo: Caterpillar Morphs Into Beautiful Swallowtail Butterfly (ab 0:00:44) auf YouTube, 13. Juni 2022. (Ausstülpen der Nackengabel)
- ↑ https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/tuebingen/schmetterling-schwalbenschwanz-fliegt-von-tuebingen-bis-heilbronn-100.html |Nummerierter Schmetterling fliegt von Tübingen bis Heilbronn |datum=2022-08-08 |abruf=2022-08-09
- ↑ Österreichisches Artenschutz-Informationssystem, abgerufen am 23. Januar 2016
- ↑ Reinhardt, R. & Bolz, R. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. – In: Binot-Hafke, M.; Balzer, S.; Becker, N.; Gruttke, H.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G.; Matzke-Hajek, G. & Strauch, M. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3): 167-194.
- ↑ Johannes Voith: Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Lepidoptera: Rhopalocera) Bayerns. (PDF) In: Rote Listen gefährdeter Tiere Bayerns ab 2016. Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), Juni 2016, S. 7, abgerufen am 23. Juli 2018.
- ↑ Ebert, G., Hofmann, A., Karbiener, O., Meineke, J.-U., Steiner, A. & Trusch, R. (2008): Rote Liste und Artenverzeichnis der Großschmetterlinge Baden-Württembergs (Stand: 2004). LUBW Online-Veröffentlichung.
- ↑ Natur in NRW, Schwalbenschwanz; Abschnitt: "Verbreitung in NRW"
- ↑ Filming VarWild: Papilio machaon; Life cycle of butterflies in Provence. www.filming-varwild.com, abgerufen am 19. August 2020.
- ↑ R. Reinhardt, H. Sbieschne, J. Settele, U. Fischer, G. Fiedler: Tagfalter von Sachsen. In: B. Klausnitzer, R. Reinhardt (Hrsg.): Beiträge zur Insektenfauna Sachsens Band 6. – Entomologische Nachrichten und Berichte. Beiheft 11. Verlag Bernhard Klausnitzer, Dresden 2007, ISSN 0232-5535
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tom Tolman, Richard Lewington: Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co, Stuttgart 1998, ISBN 3-440-07573-7
- Hans-Josef Weidemann: Tagfalter: beobachten, bestimmen, Naturbuch-Verlag Augsburg 1995, ISBN 3-89440-115-X
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- www.lepiforum.de: Taxonomie und Fotos
- Lebenszyklus und Generationenfolge des Schwalbenschwanzes
- www.schmetterling-raupe.de
- Moths and Butterflies of Europe and North Africa (englisch)
- Private Webseite rund um den Schwalbenschwanz
- Naturkundliches Informationssystem
- papilio machaon auf naturkamera.de
- Papilio machaon bei Fauna Europaea
- Papilio machaon in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2022.2. Eingestellt von: van Swaay, C., Wynhoff, I., Verovnik, R., Wiemers, M., López Munguira, M., Maes, D., Sasic, M., Verstrael, T., Warren, M. & Settele, J., 2010. Abgerufen am 3. Juli 2023.