Hohkönigsburg

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Hohkönigsburg
Sicht von der Hohkönigsburg

Sicht von der Hohkönigsburg

Alternativname(n) Haut-Kœnigsbourg
Staat Frankreich
Ort Orschwiller
Entstehungszeit Erste Hälfte 12. Jh.
Burgentyp Höhenburg, Kammlage
Erhaltungszustand vollständiger Wiederaufbau 1901–1908
Bauweise Buckelquader
Geographische Lage 48° 15′ N, 7° 21′ OKoordinaten: 48° 14′ 58″ N, 7° 20′ 39″ O
Höhenlage 757 m
Hohkönigsburg (Département Bas-Rhin)
Hohkönigsburg (Département Bas-Rhin)

Territorium im Heiligen Römischen Reich
Herrschaften Thierstein und Hochkönigsburg
Wappen
Blason Thierstein
Alternativnamen Dirstein und Hoenkunigsberg
Herrschaftsform Herrschaft
Herrscher/
Regierung
Herr
Heutige Region/en Bas-Rhin
Reichstag Herren und Grafen (1521)
Reichsmatrikel 2 zu Ross 9 zu Fuß – 30 Gulden (1521)
Reichskreis Oberrheinischer Kreis
Kreistag WormsFrankfurt am Main
Hauptstädte/
Residenzen
Hohkönigsburg Neu-Homberg
Dynastien Hohenstaufen Lothringen Kurpfalz Thierstein Habsburg
Konfession/
Religionen
römisch-katholischEvangelisch-lutherisch
Sprache/n DeutschFranzösisch Elsässisch
Aufgegangen in Frankreich nach 1648

Die Hohkönigsburg[1] (früher auch sowie umgangssprachlich Hochkönigsburg, französisch Château du Haut-Koenigsbourg[2] – manchmal auch Haut-Kœnigsbourg – [okønɪgzˈbuʀ]) ist eine zu Beginn des 20. Jahrhunderts rekonstruierte Burg bei Orschwiller (Orschweiler) im Elsass (Département Bas-Rhin),[3] gut 10 km westlich von Sélestat (Schlettstadt). Sie ist mit jährlich etwa 500.000 Besuchern die meistbesuchte Burg der Region und einer der am häufigsten frequentierten Touristenorte ganz Frankreichs.[4][5]

Die 260 m lange Anlage thront als Kammburg in 757 m Höhe am Ostrand der Vogesen auf einem mächtigen Buntsandsteinfelsen hoch über der Oberrheinischen Tiefebene und ist eine der höchstgelegenen Burgen im Elsass. Zusammen mit der am gegenüberliegenden Ende des Bergrückens gelegenen, etwa 200 m entfernten Ruine der Ödenburg (Petit-Kœnigsbourg) bildet sie eine Burgengruppe.[6]

Der Ausblick reicht weit über die Rheinebene bis zum Kaiserstuhl und auf mehrere benachbarte Burgruinen (unter anderem Ortenberg, Ramstein, Frankenburg, Kintzheim, Hohrappoltstein). Bei günstigen Sichtverhältnissen sind im Süden die knapp 200 Kilometer entfernten und rund vier Kilometer hohen Berner Alpen zu sehen, deren Gipfel wegen der Erdkrümmung ungefähr auf dem geometrischen Horizont von Hohkönigsburg liegen.

Der Stophanberch (Staufenberg), auf welchem die Burg liegt, wird bereits 774 (als Schenkung Karls des Großen) und 854 beurkundet und befand sich ursprünglich im Besitz der Abtei Saint Denis.

Die Burg wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts als staufische Reichsburg erbaut und 1147 als Castrum Estufin erstmals urkundlich erwähnt. Von der Burg aus konnten die Orte und Handelswege in diesem Teil des Oberrheingrabens beherrscht werden. 1147 tauchte erstmals der Name Burg Staufen auf, die von Herzog Friedrich, dem Vater des deutschen Königs Friedrich Barbarossa, gegründet worden sein soll. Aus staufischer Zeit sind unter anderem eine vermauerte Fensterarkade und ein Löwenrelief erhalten. Ab 1192 wurde der Name Kinzburg (Königsburg) verwendet.

Im 13. Jahrhundert wurde der Herzog von Lothringen Eigentümer der Burg, der sie als Lehen den Grafen von Werd gab. 1359 verkauften die Grafen von Oettingen die Burg an den Bischof von Straßburg. 1454 eroberte der pfälzische Kurfürst Friedrich der Siegreiche die Burg, 1462 wurde sie wegen Raubritterei zerstört. 1479 gab Kaiser Friedrich III. die Burg als Lehnsgut an den Schweizer Grafen Oswald von Thierstein († 1488) und dessen Bruder Wilhelm.

Niedergang in der Neuzeit

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1517 starben die Grafen von Thierstein aus; deshalb fiel die Burg an Kaiser Maximilian I. und somit an die Habsburger zurück. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde sie 52 Tage von den Schweden belagert, am 7. September 1633 erobert und in Brand gesetzt. Zwischen 1648 und 1865 hatte die Ruine verschiedene Eigentümer. 1865 wurde sie Eigentum der Stadt Schlettstadt. In der Romantik wurde die Ruine wiederentdeckt. Christian Moritz Engelhardt beschrieb sie in seinen Reiseskizzen durch die Vogesen (1821). Ludwig Adolf Spach, der Präsident der Gesellschaft zur Erhaltung der historischen Monumente des Elsass, schlug schon eine Restaurierung vor.[7]

Neuaufbau 1901 bis 1908

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Hofzug Kaiser Wilhelms II. vor der Hohkönigsburg (Fotomontage)

Infolge des Deutsch-Französischen Krieges wurde das Elsass, das zwischenzeitlich zu Frankreich gehört hatte, 1871 an das Deutsche Reich abgetreten. Im Jahre 1899 schenkte die Stadt Schlettstadt die Burg Kaiser Wilhelm II., der sie in den Jahren 1901–1908 durch den Berliner Architekten und Burgenforscher Bodo Ebhardt restaurieren ließ. Der Bau kostete über zwei Millionen Mark, die zum großen Teil von Elsass-Lothringen bezahlt werden musste. Der Kaiser selbst finanzierte die ersten Arbeiten mit 100.000 Mark aus seiner Privatschatulle. Die Arbeiten wurden mit modernsten Mitteln durchgeführt. Vom Steinbruch zur Ruine wurde die ca. 2 km lange Feldbahn der Hohkönigsburg gebaut, die Lokomotive musste mit Pferden den Berg empor gezogen werden. Eine Dampfmaschine trieb einen Generator an, der elektrischen Strom für die Beleuchtung und zwei elektrische Kräne erzeugte.[8]

Am 13. Mai 1908 fand im Rahmen einer großen Feier mit festlicher Musik und historischen Kostümen bei Regenwetter die Einweihung statt.[9] Viktoria Luise von Preußen, die Tochter Kaiser Wilhelms II., schilderte von dieser in ihren Lebenserinnerungen:

„Die Hohkönigsburg, an der zahlreiche Erinnerungen deutscher Geschichte haften, war meinem Vater bei einem Besuch von Schlettstadt vom Bürgermeister als Geschenk geboten worden. Er hatte es angenommen und eine umfassende Restaurierung in die Wege geleitet. Rund zehn Jahre danach standen wir dann an einem Maitag zur Einweihung an der mächtigen Burg. Unser Blick glitt über die weite Ebene des Rheintals, hinüber zu den langgestreckten Höhen des Schwarzwaldes und bis zu der in der Ferne schimmernden Alpenkette. In seiner Ansprache wies mein Vater auf die ereignisreiche Vergangenheit hin: ‚Die Geschichte nennt uns eine ganze Reihe von Namen aus erlauchten Fürstenhäusern und edlen Geschlechtern als Eigentümer, Pfandbesitzer und Lehensträger, zuvörderst die Kaiser aus dem Hause Hohenstaufen und dem Hause Habsburg, dann die Herzöge von Lothringen und Unterelsaß, die Landgrafen von Werd, die Herren von Rathsamhausen, von Oettingen und von Berckheim, die Grafen von Thierstein, deren großartiger Bau nun wieder erstanden ist, die Ritter von Sickingen, deren Einzug in die Burg uns heute so trefflich vorgeführt ist, und die Freiherren von Bollweiler und Fugger. Nun ist die Burg wieder Eigentum des Deutschen Kaisers geworden.‘ Dann sagte er: ‚Möge die Hohkönigsburg hier im Westen des Reiches, wie die Marienburg im Osten, als ein Wahrzeichen deutscher Kultur und Macht bis in die fernsten Zeiten erhalten bleiben.‘“[10]

Zwei Jahre später wurden an der Grenze zu Polen das Residenzschloss Posen sowie im Norden Deutschlands, nahe der Grenze zu Dänemark, die nach dem symbolträchtigen Vorbild der Marienburg geschaffene Marineschule Mürwik, das sogenannte Rote Schloss am Meer, vom Kaiser eingeweiht.

Der elsässische Künstler Jean-Jacques Waltz, der als frankophiler Elsässer kein Freund der deutschen Vereinnahmung der elsässischen Geschichte war, veröffentlichte kurze Zeit nach der Einweihung der Hohkönigsburg eine Serie von Bildern Die Hohkönigsburg im Wasgenwald und ihre Einweihung, die sich über den deutschtümelnden Pomp lustig machte, die Texte dazu soll ein Prof. Dr. Knatsche (Waltz selbst) verfasst haben.[11]

Nach dem Ersten Weltkrieg bis heute

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Seit 1919 ist die Hohkönigsburg Eigentum des französischen Staates, seit Januar 2007 gehört es zum Département Bas-Rhin. Heute gilt sie als die bedeutendste Burg der Region und ist das einzige im Elsass gelegene französische Nationaldenkmal (Monument national).

Grundriss
Postkarte aus dem Jahre 1914

Der Wiederaufbau durch Bodo Ebhardt ging mit der erhaltenen Bausubstanz für die damalige Zeit relativ rücksichtsvoll um, sodass sich die Burg immer noch als eine über die Jahrhunderte gewachsene Anlage zu erkennen gibt. Die verhältnismäßig kleine stauferzeitliche Kernburg mit unregelmäßigem Grundriss auf höchster Stelle des Felsplateaus hat einen durch Ebhardt wiederaufgemauerten quadratischen Bergfried (Donjon) mit südlich anschließendem Palas (Logis Seigneurial), an dem sich eine bereits im Spätmittelalter vermauerte Rundbogenarkade mit Würfelkapitellen erhalten hat. Nach 1479 wurde die Burg zu einer starken Festung ausgebaut. Westlich und östlich wurde die Kernburg gegen die aufkommende Artillerie durch mächtige Bollwerke verstärkt, die in Anlehnung an die stauferzeitliche Anlage in Buckelquadern ausgeführt wurden. Die von Ebhardt über alten Kragsteinen aufgemauerten Wehrgänge waren ursprünglich wahrscheinlich in Holz ausgeführt; nur an einem Turm im östlichen Burghof hat Ebhardt einen hölzernen Wehrgang rekonstruiert. Um die Hauptburg zieht sich eine Zwingermauer mit elf halbrunden Schalentürmen. An der Ostseite ist eine Vorburg (Tiergarten) mit zackenförmigem Abschluss vorgelagert. Von Ebhardt durch Weglassung einer Zwischendecke neu geschaffen wurde der repräsentative Festsaal, an dessen Kamingitter der Kommentar Wilhelms II. zum Ersten Weltkrieg zu lesen ist: „Ich habe es nicht gewollt!“ Ein eigens eingerichteter Saal zeigt kaiserliche Jagdtrophäen.

Hoch über dem Eingangsportal und unter dem Schutz des Adlers prangt das Wappen der letzten Herren der Burg.

Das eigentliche Schloss erreicht man über die Zugbrücke, der bewohnte Bereich kann durch das Löwentor betreten werden. Die Gemächer der Schlossherrin und der Ritter, die Schlosskapelle und der Rittersaal sind heute noch mit Möbeln aus dem 15–17. Jahrhundert ausgestattet und können besichtigt werden.

Etwa 200 m westlich liegt die Ruine der Ödenburg aus dem 13. Jahrhundert. Erhalten sind vor allem die Schildmauer aus Buckelquadern und die Fassade des Wohnbaues. Im Dreißigjährigen Krieg nahmen die Schweden von hier aus die Nachbarburg unter Artilleriebeschuss.

In Malaysia, 60 km nordöstlich von Kuala Lumpur, steht in den Berjaya Hills eine – sehr freie – Nachbildung der Burg als Luxushotel.[12] Nicht weit entfernt wurde ein Teil der Colmarer Altstadt nachgebaut.

Bodo Ebhardts phantasiereiche Rekonstruktion der Burganlage inspirierte John Howe in seiner Arbeit als Illustrator der Werke J. R. R. Tolkiens.[13]

  • Jean-Pierre Barthélémy (Hrsg.): Le Haut Kœnigsbourg. Éditions SPE-Barthélémy, Paris 2013.
  • Thomas Biller, Bernhard Metz: Die Burgen des Elsass – Architektur und Geschichte. Band 1: Die Anfänge des Burgenbaues im Elsass (bis 1200). Herausgegeben vom Alemannischen Institut Freiburg i. Br., Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2018, ISBN 978-3-422-07439-2, S. 358–376.
  • Thomas Biller: Die Hohkönigsburg im Mittelalter. Geschichte und neue Bauforschung. Thorbecke, Ostfildern 2020 (Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Freiburg i.Br.; 7), ISBN 978-3-7995-1453-8.
  • Bodo Ebhardt: Führer durch die Hohkönigsburg. Berlin 1902.
  • Ludger Fischer: Bodo Ebhardts Korrekturen der Geschichte. In: Burgen und Schlösser. Nr. 1, 2004, ISSN 0007-6201, S. 52 ff.
  • Monique Fuchs, Bernhard Metz: Haut-Kœnigsbourg. Paris 2001.
  • Alain Willaume, Jean-Claude Richez: Hohkönigsburg. Das Märchenschloß der Hohenzollern. Nordhouse, 1991.
  • Christoph Bühler: Die Hohkönigsburg und ihre zwei Geschichten. In: Badische Heimat – Online-Magazin 1/08 PDF
  • Der Herr von Hochkönigsburg. Dokumentation, Frankreich 2006, SR, 30 Min. Regie: Alexis Metzinger, Yannis Metzinge. (Im Film über John Howe, der J. R. R. Tolkiens Roman Der Herr der Ringe illustrierte, werden viele Ansichten der Burg und Gänge innerhalb gezeigt.)
  • Die große Illusion. Spielfilm, Frankreich 1937. Regie: Jean Renoir. (Auch wenn sich die Burg als beliebtes Ausflugsziel etablierte, blieb sie für viele Elsässer trotz allem ein Symbol für die deutsche Präsenz im Elsass. Umso naheliegender, dass Renoir für seinen berühmten Antikriegsfilm „Die große Illusion“ diese Burg als Schauplatz wählte – für einen Film, in dem Renoir die Absurdität des Kriegs am Verhältnis von Franzosen und Deutschen demonstriert.)
Commons: Hohkönigsburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Die Hohkönigsburg. Abgerufen am 7. Dezember 2015 (offizielle Seite der Burg).
  2. Ministère de la Culture: Haut Koenigsbourg. 1992, abgerufen am 27. Januar 2022.
  3. Gemeinde Orschwiller: Château du Haut-Koenigsbourg. 2021, abgerufen am 27. Januar 2022.
  4. Alsace Destination Tourisme: Château du Haut-Koenigsbourg. 2021, abgerufen am 27. Januar 2022.
  5. wikiwix Archive: Domaine national du Haut-Koenigsbourg. 23. Februar 2011, abgerufen am 27. Januar 2022.
  6. I.G.N.: Karte. 2021, abgerufen am 27. Januar 2022.
  7. Stéphane Laurent: Rêveries romantiques. In: Les saisons d'Alsace. Nr. 36. DNA, Strasbourg 2008, S. 16 ff.
  8. Stéphane Laurent: Un chantier impérial. In: Les saisons d'Alsace. Nr. 36. DNA, Strasbourg 2008, S. 30 ff.
  9. Oberrheinische Studien, Band III., Karlsruhe 1975, S. 381
  10. Viktoria Luise von Preußen: Im Glanz der Krone. Braunschweig u. a. 1967, S. 316.
  11. Bernard Reumaux: Êtes vous plutôt Hansi ou Schnug. In: Les Saisons d'Alsace. Nr. 36, 2008, S. 40 f.
  12. Schloss-Double: China hat jetzt ein Schlosshotel Neuschwanstein. WELT, abgerufen am 22. Februar 2017.
  13. Fernsehdokumentation „Auf den Spuren der Hobbits“, Arte TV 2014.