Hohe Tannen weisen die Sterne
Hohe Tannen weisen die Sterne – das Rübezahllied – ist ein schlesisches Volkslied, das der Bund deutscher Ringpfadfinder 1923 erstmals veröffentlichte.[1]
Herkunft und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Melodie geht auf die des fränkischen Liedes „Wahre Freundschaft soll nicht wanken“ aus dem 18. Jahrhundert zurück, das Hoffmann von Fallersleben und Ernst Richter 1842 in ihrer Sammlung Schlesische Volkslieder mit Melodien veröffentlichten.[2] Der Komponist ist unbekannt.[3]
Der Text zu „Hohe Tannen weisen die Sterne“ wurde 1923 anonym in der Zeitschrift Jugendland der deutschen Ringpfadfinder veröffentlicht. Wenige Jahre nach der Veröffentlichung wurde die letzte Zeile der Schlussstrophe „unser Waffengang des Lebens geweiht“ wohl wegen ihres martialischen Inhalts in „sei der Gang unseres Lebens geweiht“ geändert. Über die Jahre wurden immer neue Strophen zu dem Lied veröffentlicht.[4] Der Text von 1923 könnte die Volksabstimmung in Oberschlesien und die Abtretung Ostoberschlesiens an Polen zum Hintergrund haben, doch ist die politische Botschaft nicht eindeutig. Die Erwähnung der Iser weist eher nach Böhmen.[1] In der NS-Zeit bekam die Zeile „Volk und Heimat sind nimmermehr frei“ einen subversiven Klang. Zusätzlich veränderten regimekritische Jugendliche einzelne Textteile ironisch; so wurde aus „schlage Hader und Zwietracht entzwei“ das fast gleich klingende „schlage Baldur von Schirach entzwei“.[5]
Text
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erstdruck 1923 | Mundorgel 1984 |
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Hohe Tannen weisen die Sterne |
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Melodie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verwendung durch „Navajos“ und andere Jugendgruppen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die vierte Strophe von Jugendgruppen wie den „Navajos“ in Köln und Kalk mit einem anderen Text gesungen:[8]
Hohe Tannen weisen uns die Sterne
über der Isar springender Flut,
liegt ein Lager der Edelweißpiraten,
doch Du Eisbär schützt es gut.
Rübezahl, hör was wir dir sagen,
die bündische Jugend ist nicht mehr frei.
Schwingt den Spaten der Edelweißpiraten,
schlagt die Bündische Jugend wieder frei.
Die letzte Strophe war auch mit dem abgeänderten Refrain „schlagt die Hitler-Jugend entzwei“ geläufig.
Verwendung in neonazistischen Kreisen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die 1994 verbotene neonazistische Wiking-Jugend fügte dem Lied in ihrem Liederbuch eine weitere Strophe hinzu:[9][10]
Odalrune auf blutrotem Tuche,
Weh voran uns zum härtesten Streit.
Odalrune, dir Zeichen aller Freien,
Sei der Kampf unseres Lebens geweiht.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „Hohe Tannen weisen die Sterne“, Lied des Monats Juli 2016 der Klingenden Brücke
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Hohe Tannen weisen die Sterne Liedtext und Beschreibung auf deutschelieder.wordpress.com. Abgerufen am 23. April 2019.
- ↑ Digitalisat
- ↑ Rübezahllied Hohe Tannen Liedtext und Beschreibung auf deutsche-lieder-online.de. Abgerufen am 23. April 2019.
- ↑ Hohe Tannen weisen die Sterne Liedtext und Beschreibung auf volksliederarchiv.de. Abgerufen am 23. April 2019.
- ↑ Wilhelm Schepping: Oppositionelles Singen in der NS-Zeit, 1984
- ↑ Bund deutscher Ringpfadfinder (Hrsg.): „Hohe Tannen weisen die Sterne“ (= Jugendland, Jungenblätter des Bundes deutscher Ringpfadfinder. Heft 9/10). 1923, S. 95.
- ↑ Die Mundorgel, Ausgabe 1984, Nr. 28
- ↑ Museen der Stadt Köln, abgerufen am 16. November 2022
- ↑ Ute Daniel, Jürgen Reulecke: „Geschichte(n) von, mit und in populären Liedern. Anmerkungen zu einem kulturgeschichtlichen Dreiecksverhaltnis.“ In: John A. McCarthy, Walter Grünzweig, Thomas Koebner (Hrsg.): The many faces of Germany. Transformations in the study of German culture and history. Festschrift for Frank Trommler. Berghahn Books, New York u. a. 2004, ISBN 1-57181-034-X, S. 163 f.
- ↑ Volksliederarchiv, abgerufen am 16. November 2022