Holzverkohlungs-Industrie AG

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Holzverkohlungs-Industrie AG
HIAG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 15. Dezember 1902[1]
Auflösung 1945
Auflösungsgrund Demilitarisierung
Sitz Konstanz[1]
Branche Holzverkohlung und Spezialchemie[1]

Die Holzverkohlungs-Industrie Aktiengesellschaft (HIAG) war ein Unternehmen in der Branche von Holzverkohlung und Spezialchemie.

Unternehmensgeschichte

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Die Holzverkohlungs-Industrie Aktiengesellschaft (HIAG)[2] war eine am 15. Dezember 1902 in Konstanz gegründete Aktiengesellschaft, die von Anfang als international ausgerichteter Trust alle wirtschaftlichen Aktivitäten der Holzverkohlungs-Industrie zusammenführen wollte. Ausdrücklicher Zweck war die

„Vornahme aller Geschäfte u. Handlungen, welche direkt oder indirekt mit der trockenen Destillation des Holzes in Verbindung stehen, insbes. Herstellung u. Handel von Holzverkohlungsprodukten, sowie Präparation derselben für bestimmte Zwecke u. Fabrikat.-Zweige; ferner Herstellung von chem. Produkten und Handel in solchen.“[1]

Zugleich operierte die AG als „Erwerbs-Gesellschaft“ beispielsweise bei Beteiligungen oder der Übernahme ähnlicher Firmen: Bis kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges

In den USA gründete die Stammgesellschaft gemeinsam mit Partnerfirmen 11903 die Perth Amboy Chemical Works[1] mit Sitz in New York.[3]

Neben dem Betrieb eigener Unternehmungen expandierte die HIAG auch in die waldreichen Flächen beispielsweise Deutschlands. So gliederte sie etwa 1910 durch Kooperationsverträge auch andere, eigenständige Unternehmen an, beispielsweise die ursprünglich mit 500.000 Mark Stammkapital und dann als GmbH agierende Hartmann & Hauers mit Sitz in Hannover,[3] die wiederum in Bad Münder am Deister eine eigene Holzverkohlungs-Anlage unterhielt.[4]

Nach dem Ersten Weltkrieg gab die Aktiengesellschaft während der Deutschen Hyperinflation Notgeld heraus.[5]

1925: Luftbildaufnahme über Konstanz; rechts die HIAG Holzverkohlungs-Industrie AG;
Foto: Walter Mittelholzer, Bildarchiv ETH Zürich

Im Zuge der Weltwirtschaftskrise fusionierte die HIAG 1930 mit der Degussa AG mit Sitz im Frankfurt am Main, die – nach der Übernahme des Vereins für Chemische Industrie und der Gründung der Hiag Holzverkohlungs-Industrie GmbH – die Hiag-Verein Holzverkohlungs-Industrie GmbH gründete. Diese fungierte ab 1931 als Tochterunternehmen der Degussa und zugleich als Betriebsführungsgesellschaft der Werke der Konstanzer ehemaligen Holzverkohlungs-Industrie AG. Schwerpunkt dieses Unterfangens war die trotz der Bedingungen des Friedensvertrags von Versailles bereits in den 1930er Jahren wieder aufgenommene und Militärtechnik.[6]

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden beispielsweise ab 1938 und bis in den Zweiten Weltkrieg hinein durch die HIAG unter Geheimhaltung im Hagenauer Forst Fabrikanlagen für die Kriegswirtschaft errichtet, die von 1942 bis 1945 unter der Firmierung PARAXOL GmbH und unter Einsatz von Zwangsarbeitern das Sprengstoff-Vorprodukt Pentaerythrit herstellte. Nach dem Einmarsch der Amerikaner wurde das Werk stillgelegt und demontiert.[7]

  • Ab 1906 bis 1930 gab die HIAG jährlich ihren Bericht über das [abgeschlossene] Geschäftsjahr, abgeschlossen mit dem 31. März [Vorjahr] heraus, der anfänglich auch als Bericht über die ... Betriebsperiode ... Reproduktion titelte.[8]
  • Während des Ersten Weltkrieges publizierte die Hiag in Stuttgart und Konstanz von 1914 bis 1917 die Weltkrieg [Jahr] Hiag Weihnachtszeitung[9]
  • Franz Toula: Die Tiefbohrung bis 600 m Tiefe auf dem Gebiete der Fabrik chemischer Produkte und zwar der Holzverkohlungs-Industrie-Aktien-Gesellschaft in Liesing bei Wien (= Nova Acta. Abhandlungen der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher, Bd. 100, Nr. 3), Leipzig: W. Engelmann, 1914
  • Hermann Pinnow: Werden und Wesen der Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler. 1873–1948. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen chemischen Industrie, Frankfurt am Main: Degussa, Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt, 1948
  • Manfred Ottmann: Konzentrations- und Expansionsbewegung und ihre betriebswirtschaftlichen Faktoren in der deutschen Holzverkohlungs-Industrie von 1900 bis 1940, Dissertation an der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Basel, Lörrach 1956
  • Wolfgang Haas: Was waren HIAG und PARAXOL im Hagenauer Forst Schrobenhausen. Eine detailreiche Recherche nach 85 Jahren, 9., aktualisierte Auflage, Langenmosen: Haas 2023

Archivalien von und über die HIAG finden sich beispielsweise

  • im Bundesarchiv, Standort Berlin-Lichterfelde als Sachakte für die Laufzeit 1941 bis 1944 unter dem Titel HIAG-VEREIN Holzverkohlungs-Industrie GmbH Bauleitung Welden ü/ Augsburg u. Paraxol GmbH Werk Welden.- Werkschutz u.a. betriebl. Abwehrmaßnahmen (v.a. Abwehrstelle im Wehrkreis München, Gestapo, Stapoleitstellen München, Augsburg, Abwehrbeauftragte) aus der Provenienz der „Bauleitung-Z der HIAG-VEREIN Holzverkohlungs-Industrie GmbH Welden ü/ Augsburg sowie G.J. "Z" der Paraxol GmbH Werk Welden“; Archivsignatur NS 3/33[10]
Commons: Holzverkohlungs-Industrie AG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften, S. 1093; PDF-Dokument der Universitätsbibliothek Mannheim
  2. Angaben im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  3. a b Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften, S. 1071; Digitalisat
  4. Holzverkohlungs-Industrie in Konstanz, in: Chemiker-Zeitung, Nummer 75 (1913), S. 70
  5. Notgeld-Schein der HIAG über 1.000.000 Mark
  6. Angaben im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  7. Max Direktor: HIAG und PARAXOL im Hagenauer Forst. Eine Buchempfehlung, illustrierte Buchempfehlung auf der Seite paardon.de vom 30. Januar 2023
  8. Angaben über die Zeitschriftendatenbank (ZDB)
  9. ZDB-ID 2476310-X
  10. Angaben über die Seite invenio.bundesarchiv.de

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