Holzzementdach
Das sogenannte Holzzementdach wurde 1839 von dem Böttchermeister Karl Samuel Häusler entwickelt und war eine Form des Flachdaches mit Auflageschicht.
Material und Aufbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit Holzzement ist hier kein aus Zement und Holzspänen bestehender Holzbeton gemeint, sondern eine "zähe, elastische, kautschukartige, bituminöse Masse", die offenbar dem modernen Gussasphalt ähnelt und wohl als Abdichtungsschicht sowie zur Druckverteilung dient.[1]
Standardaufbau:[2]
- 25 bis 35 mm starke gespundete Brettschalung, möglichst eben
- dennoch bestehende Unebenheiten konnten durch eine Sandschicht ausgeglichen werden
- 3 bis 4 Lagen miteinander verleimte Schichten Papier, wohl Ölpapier, Teerpapier oder imprägniertes Kraftpapier
- als Holzzement bezeichneten Estrich aus Steinkohlenteer (oder Pech), Asphalt und Schwefel
- rund 10 cm Kies.
Die obere Sand- oder Kiesauflage schützt die Dichtungsebene vor Witterungseinflüssen und Flugfeuer.[2] Solange die Holzzementschicht eine gute Qualität hatte, konnten Holzzementdächer eine lange Lebensdauer erreichen. In den Wachstumszentren der europäischen Industrialisierung gibt es heute teils noch original erhaltene Holzzementdächer.
Um den Kies zurückzuhalten, wurden an der Traufe Leisten mit Abflussöffnungen montiert.[2] Nach einiger Zeit siedelten sich auf dem Kies Pionierpflanzen an und das Dach wurde zum Gründach. Teilweise wurde auch bei Errichtung des Daches Humusboden als Substrat aufgetragen.[2] In ländlichen Gebieten wurden Dächer auch direkt mit Grassoden belegt.[2]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Brockhaus’ Konversations-Lexikon. 14. Auflage. Band 4. Brockhaus, Leipzig 1894, S. 673–675.
- Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5. Stuttgart / Leipzig 1907, S. 128: Holzzement. (Digitalisat)
- Eduard Rüber: Das Rasendach. Die wohlfeilste, dauerhafteste und feuersichserste Eindeckungsart für Stadt- und Land-Gebäude. Edition Libri Rari, Hannover 1998, ISBN 3-88746-390-0 (Erstausgabe: München 1860, Nachdruck).
- Susanne Bossler, Bernd Suszka: Vegetation und Substrat auf Dächern in Osnabrück. Diplomarbeit. Fachhochschule Osnabrück, Fachbereich Landespflege, 1987.
- Susanne Bossler, Bernd Suszka: Spontanvegetation auf Dächern in Osnabrück. In: Das Gartenamt. Nr. 37, 1988, S. 209–223 (online ( vom 23. April 2017 im Internet Archive) [PDF; abgerufen am 15. Februar 2023]).
Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Illustrierte schweizerische Handwerker-Zeitung : unabhängiges Geschäftsblatt der gesamten Meisterschaft aller Handwerke und Gewerbe, Band 3 (1887), Heft 22; persistenter Link: https://doi.org/10.5169/seals-578014. In: e-periodica.ch
- ↑ a b c d e Das Gründach von der Antike bis heute, Abschnitt Erste Versuche mit Gründächern. In: dach-holzbau.de