Homophon

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Ein Homophon bzw. Homofon (altgriechisch ὁμόφωνος (-ον) homóphōnos (-on) „gleichlautend, zusammentönend“) ist ein Wort, das die gleiche Aussprache wie ein anderes mit unterschiedlicher Bedeutung hat. Der Begriff wird unterschiedlich definiert, so werden manchmal auch Wörter mit verschiedenen Genera einbezogen wie z. B. „die Leiter“ (Gerät) und „der Leiter“ (Funktion). Bei gleicher Schreibweise sind sie zugleich Homographen. Nach Alfred Raab[1] zählen Wörter mit gleicher Schreibweise nicht zu den Homophonen.

 
 
 
Äquivokation
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Homonymie
verschiedene Bedeutung,
oft verschiedene Herkunft
 
Polysemie
gemeinsame Wurzel
und/oder abgeleitete Bedeutung,
z. B. Läufer (Sportler/Schachfigur)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Homographie
gleiche Schreibweise,
verschiedene Bedeutung,
oft verschiedene Aussprache,
z. B. mōdern (verwesen) und
modérn (fortschrittlich)
 
Homophonie
gleiche Aussprache,
verschiedene Bedeutung,
oft verschiedene Schreibweise,
z. B. malen und mahlen
 
Eine Definition der Begriffe Äquivokation, Homonymie und Polysemie

Man kann polyseme und homonyme Homophone unterscheiden.

Wie Paronyme können auch Homophone zu Verwechslungen führen. Das kommt aber selten vor. Der Sinn der Homophone ergibt sich in der mündlichen Sprache aus dem Zusammenhang. In der Schriftsprache unterscheidet man sie gegebenenfalls durch verschiedene Schreibweisen.

Homophone in verschiedenen Sprachen

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Homophone sind im heute gebräuchlichen Hochdeutschen recht häufig. Zu beachten ist jedoch, dass Wörter in bestimmten Regionen homophon sein können, in anderen Regionen, oder in der hochdeutschen Bühnensprache nach Theodor Siebs, jedoch nicht. Beispielsweise werden die Langvokale ä ([ɛ:]) und e ([e:]) nach Siebs unterschieden, regional jedoch häufig nicht, so dass dann beispielsweise Ähre und Ehre homophon werden. Umgekehrt wird zum Beispiel die deutsche Auslautverhärtung im südlichen Teil des deutschen Sprachraums nicht durchgeführt, so dass Grad und Grat sich unterscheiden, aber in der Siebsschen Bühnensprache, die sich an der norddeutschen Aussprache orientiert, zu Homophonen werden. Die folgende Liste an Beispielen ist mit der Aussprache nach Siebs zu lesen.

Beispiele[2]
Aas
arm Arm
bis Biss
Boot bot
C Zeh
das das dass
E eh'
Fähre faire
Ferse Verse Färse
fiel viel
frisst Frist
G geh
garten Garten
Gewand gewandt
Gin Dschinn
Grad Grat
Graf Graph
Hai Hi
Hälmchen Helmchen
hält Held hellt
Hämmer Hemmer
Häute heute
Hertz Herz
Ihre Ire
isst ist
Kain kein
Kälte Kelte
konnten Konten
küsste Küste
Laie Leihe
laichen Leichen
Lärche Lerche
lasst Last
Leere Lehre
Leib Laib
Lid Lied
Mahl mal Mal
Main mein
meins Mains (Gen.) Mainz
O oh
man Mann
Meer mehr Mär
Miene Mine
misst Mist
Mohr Moor
Nachnahme Nachname
Phase Fase
pisste Piste
R er
Rad Rat
Rasen rasen
rein Rhein Rain
reist reißt reihst
rinnt Rind
ruhte Rute Route
S es
Seen sehen
Saite Seite
seid seit seiht
schafft Schaft
Schlächter schlechter
Stadt statt
T Tee
Trend trennt
Uhr Ur-
Verben werben
Volt wollt
Waagen wagen Wagen
Wahl Wal
wahr war
wahre Ware
Waise Weise weise
Wände Wende
Weck weg
W Weh
Wehr wer
wieder wider
wird Wirt wirrt

Das Englische ist besonders reich an Wörtern, die gleich ausgesprochen werden, aber völlig verschiedene Bedeutungen haben. Robert Bridges zählte 1919 in einem heute klassischen Aufsatz nicht weniger als 1.775 im allgemeinen englischen Sprachgebrauch geläufige Homophone auf (wobei dieser Reichtum an Homophonen seiner Ansicht nach nicht etwa eine Zierde, sondern vielmehr einen Makel der englischen Sprache darstelle).[3]

Beispiele
ail ale
air err heir
aisle I’ll isle
are r
ate eight
b be bee
ball bawl
beach beech
bight bite byte
blew blue
boar bore
break brake
buy by bye
c see sea
cents scents sense
check Czech
colonel kernel
currant current
dual duel
ewe u you
eye I
feat feet
flour flower
for four
gnu knew new
hear here
heel he’ll
hole whole
hour our
its it’s
knight night
knot not
know no
lead led
made maid
mail male
meat meet
o owe
oar or ore
p pee
raid rayed
raise rays raze
read red
right write
ring wring
rose rows
sail sale
scene seen
son sun
steal steel
sweet suite
t tea (golf)tee
taught tort
their there they’re
to too two
wait weight
watt what
weal we’ll wheel
wear where
whose who’s
wood would
your you’re
y why

Auch im Französischen entwickelte sich im Laufe seiner Geschichte eine hohe Anzahl von Homophonen. Eine unterschiedliche Bedeutung entspricht aber meist einer unterschiedlichen (historisierenden) Schreibweise.

Beispiele
ou (oder) où (wo) houx (Stechpalme)
mer (Meer) mère (Mutter) maire (Bürgermeister)
mètre (Meter) mettre (setzen, stellen, legen) maître (Meister)
sot (dumm, Dummkopf) saut (Sprung) sceau (Siegel) seau (Eimer)
soi (sich) soit … soit (entweder … oder) sois ([du] seist, sei!) soie (Seide)
foi (Glauben) foie (Leber) (une) fois (einmal) Foix (Ortsname)
sou (Sol (Münzeinheit)) sous (unter) saoul, soûl (betrunken) soue (Schweinestall)
sein (Busen) seing (Unterschrift) sain (gesund) saint (heilig) cinq (fünf)*
au (dem), aux (denen) eau (Wasser), eaux (Gewässer) haut (hoch) aulx (Lauchgewächse) os (Knochen (Pl.))
verre (Glas)** vair (Feh)*** ver (Wurm) vers (gegen) vers (Vers) vert (grün)
air (Luft) aire (Areal) ère (Ära) erre (irrt herum) hère (Hirschkalb) haire (Büßerhemd)

* : bei nachfolgendem Wort, das mit Konsonant oder „h aspiré“ beginnt
** : siehe die Glasschuhe bei Cendrillon
*** : graues Winterfell des Eichhörnchens

In den Tonsprachen, in denen Wörter anhand eines Tonems distinktiv sind, wird Homophonie auch durch Ton definiert. In den chinesischen Sprachen, z. B., sind die Wörter/Zeichen, deren Aussprache bei An-, Auslaut und Ton identisch sind, Homophone. Die Wörter/Zeichen aus derselben Silbe, aber mit verschiedenem Ton, werden nur in wenigen Fällen als Homophone gezählt, z. B. in der Informationsverarbeitung. Die phonetische Evolution und die Wortschatzerweiterung steigern die Anzahl der Homophone in den chinesischen Sprachen. Die Wahrscheinlichkeit der Homophonie ist im Hochchinesischen besonders hoch.

Das Gedicht Löwen-essender Dichter in der Steinhöhle von Zhao Yuanren, das nur aus der phonetischen Silbe „shi“ besteht und nur in den Tonwerten variiert, ist allerdings selbst für Chinesen nur anhand der Schriftzeichen verständlich. In anderen, silbenreicheren Dialekten des Chinesischen wird das Gedicht dann wieder akustisch verständlich. Von den chinesischen Dialekten ist besonders das Kantonesische zu nennen, das alte Lesungen besonders gut bewahrt hat.

Chinesisch Pinyin Deutsch

《施氏食獅史》

石室詩士施氏,嗜獅,誓食十獅。
氏時時適市視獅。
十時,適十獅適市。
是時,適施氏適市。
氏視是十獅,恃矢勢,使是十獅逝世。
氏拾是十獅屍,適石室。
石室濕,氏使侍拭石室。
石室拭,氏始試食是十獅。
食時,始識是十獅,實十石獅屍。
試釋是事。

„Shī Shì shí shī shǐ“

Shíshì shīshì Shī Shì, shì shī, shì shí shí shī.
Shì shíshí shì shì shì shī.
Shí shí, shì shí shī shì shì.
Shì shí, shì Shī Shì shì shì.
Shì shì shì shí shī, shì shǐ shì, shǐ shì shí shī shìshì.
Shì shí shì shí shī shī, shì shíshì.
Shíshì shī, Shì shǐ shì shì shíshì.
Shíshì shì, Shì shǐ shì shí shì shí shī.
Shí shí, shǐ shí shì shí shī, shí shí shí shī shī.
Shì shì shì shì.

Die Geschichte des Shi, der Löwen isst

Steinhöhlendichter Shi, süchtig nach Löwen, schwört, zehn Löwen zu essen.
Oft geht er auf den Markt, um Löwen zu sichten.
Um zehn Uhr passieren gerade zehn Löwen den Markt.
Zu dieser Zeit passiert auch Shi gerade den Markt.
Er sieht die zehn Löwen, kraft seiner Pfeile schickt er die zehn Löwen in den Tod.
Er bringt die zehn Löwenleichen zur Steinhöhle.
Die Steinhöhle ist feucht. Er befiehlt seinem Diener, diese abzutrocknen.
Nachdem die Steinhöhle abgetrocknet worden ist, versucht er, die zehn Löwen zu essen.
Beim Essen merkt er, dass diese zehn Löwen eigentlich zehn Steinlöwenleichen sind.
Versuche dies zu erklären.

Japanisch und Koreanisch

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Beispiele für Homophone im Koreani­schen. Oben die Aussprache in Hangeul-Buchstaben, darunter neun Homophone, gesprochen sudo, die mit den gleichen Hangeul-Zeichen geschrieben werden und sich nur durch die unterschiedlichen chine­sischen Hanja-Schriftzeichen unter­scheiden lassen, die im Koreanischen ebenfalls ver­wendet werden.

Anders als die chinesischen Sprachen ist weder das Japanische noch das Koreanische eine Tonsprache. Da mit der Schrift auch viele chinesische Begriffe in der japanischen und koreanischen Sprache übernommen wurden (vergleiche On-Lesung im Japanischen), kommt es durch das Fehlen von Tönen und die relative Schlichtheit der Silben in beiden Sprachen zu einer hohen Anzahl von Homophonen.

Homophonie ist nicht zu verwechseln mit Kurzschriften, bei denen bewusst Buchstaben, Silben, Worte oder Ausdrücke eines Textes durch Symbole oder Buchstabenfolgen ersetzt werden. Beispiele für Kurzschriften sind:

  • Stenografie
  • Der Ersatz von Worten durch Buchstaben (z. B. ND für Ende oder im Englischen NRJ für Energy)
  • Mathematische Symbole (z. B. für ungefähr gleich oder ÷ für geteilt durch)
  • Walter Fischer: Englische Homophone. 3. Auflage. Hueber Verlag, München 1970. DNB 456623116
  • Alfred Raab: Homophone der deutschen Sprache. 1. Auflage. rab-Verlag, Nürnberg 1971. DNB 730135721
  • Joachim Riehme: Gleich gesprochen – verschieden geschrieben: zum Verwechseln ähnliche Wörter und ihre richtige Schreibung. 2. Auflage. Bibliographisches Institut Leipzig, Leipzig 1990, ISBN 3-323-00172-9.
Wiktionary: Homophon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Verzeichnis:Deutsch/Homophone – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  1. Alfred Raab: Homophone der deutschen Sprache. 1. Auflage. rab-Verlag, Nürnberg 1971.
  2. Für Beispielsätze mit diesen und anderen Homophonen siehe Fausto Cercignani, Beispielsätze mit deutschen Homophonen
  3. Robert Bridges: On English Homophones. (= S. P. E. Tracts Nr. II). 1. Auflage. Oxford University Press, London 1919. (englisch)