Horbach (Freigericht)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Horbach
Gemeinde Freigericht
Koordinaten: 50° 8′ N, 9° 10′ OKoordinaten: 50° 8′ 24″ N, 9° 9′ 43″ O
Höhe: 185 (177–225) m
Einwohner: 1728 (30. Juli 2019)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1970
Postleitzahl: 63579
Vorwahl: 06055
Katholische Kirche St. Michael
Katholische Kirche St. Michael

Horbach (im lokalen Dialekt: Horwisch[2]) ist der kleinste Ortsteil der Gemeinde Freigericht im Main-Kinzig-Kreis in Hessen.

Geografische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der staatlich anerkannte Erholungsort[3] liegt im Naturpark Spessart am Näßlichbach auf einer Höhe von 180 m über NN, ca. 7,5 km südlich von Gelnhausen, direkt an der Landesgrenze zu Bayern.

Die älteste erhaltene Erwähnung von Horbach stammt aus einer Urkunde des Jahres 850. Damals befand sich das Dorf im Besitz des Klosters Fulda.

Das Dorf gehörte später zum Gericht Somborn, das wiederum Teil des Freigerichts Alzenau war. Dieses war zwar reichsunmittelbar, aber das Reich verpfändete oder vergab das Gebiet immer wieder. So wechselten die Landesherren, zu denen die Herren und späteren Grafen von Hanau, die Herren von Randenburg, die Herren von Eppstein und Kurmainz zählten.

Die mittelalterliche Kapelle stammt im Kern aus dem 13. Jahrhundert und war dem Erzengel Michael geweiht. Sie gehört heute der politischen Gemeinde. Kirchlich gehörte Horbach zur Pfarrei Somborn. Kirchliche Mittelbehörde war das Archidiakonat St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Rodgau.

Mittelalterliche Schreibweisen des Ortsnamens waren:

  • Horbahc, Horabach (um 850, aber Abschrift in einem Kopiar)[4]
  • Horbach (1175)

1500 erhielten der Kurfürst-Erzbischof von Mainz und die Grafen von Hanau-Münzenberg das Freigericht und damit auch Horbach gemeinsam. Es wurde nun als Kondominat regiert. Da im Freigericht auch zur Zeit des Kondominats die kirchliche Jurisdiktion bei den Erzbischöfen von Mainz verblieb, konnte sich die Reformation – im Gegensatz zur Grafschaft Hanau-Münzenberg – hier nicht durchsetzen. Horbach blieb römisch-katholisch.

Von 1601 bis 1605 fand im Freigericht Alzenau eine große Hexenverfolgung statt. In deren Folge wurde auch eine Frau aus Horbach auf dem Scheiterhaufen als Hexe lebendig verbrannt.[5]

1740 wurde das Kondominat mit einem Vertrag, dem „Partifikationsrezess“, in einer Realteilung aufgelöst. Horbach fiel dabei an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, die 1736 die Grafen von Hanau beerbt hatte. Das Dorf wurde nun deren Amt Altenhaßlau zugeschlagen.[6]

An einem Betriebsgraben, der vom Näßlichbach abzweigte, lagen im Ortsbereich zwei Wassermühlen. Die Biba-Mühle lag im Südosten des Ortsbereichs und wurde 1917 stillgelegt. Die Naßmühle lag im Westen des Dorfes. Sie hatte 1895 neun Bewohner und wurde 1957 stillgelegt.[7]

1803 wurde die Landgrafschaft Hessen-Kassel zum Kurfürstentum Hessen erhoben. Während der napoleonischen Zeit stand das Amt Altenhaßlau ab 1806 zunächst unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807–1810 zum Fürstentum Hanau und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, durch die Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, ging das Amt Altenhaßlau im neu gebildeten Landkreis Gelnhausen auf. Mit der Annexion Kurhessens durch das Königreich Preußen nach dem verlorenen Krieg von 1866 wurde auch Horbach preußisch.

Die 1924–1926 errichtete neobarocke Kirche St. Michael ersetzte die mittelalterliche Kapelle als Stätte des örtlichen Gottesdienstes. Die Innenausstattung (neobarocke Skulpturen und Buntglasfenster) stammt weitgehend aus der Entstehungszeit, mit Ausnahme einer Himmelfahrt Mariens, die Pater Anton Biba aus dem Kloster Obermedlingen mitbrachte und die das Dehio-Handbuch der Rembrandt-Schule zugeordnet hatte. Eine Albert-Keates-Orgel ersetzt seit 2007 die ältere Orgel aus den 1930er Jahren.

Mariengrotte

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine Mariengrotte errichtet, die 1949 eingeweiht wurde.

Zum 1. Januar 1970 wurde Horbach im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis mit weiteren Gemeinden zu der neuen Gemeinde Freigericht zusammengeschlossen.[8] Gleichzeitig ging der Kreis Gelnhausen im Main-Kinzig-Kreis auf.

Einwohnerentwicklung

 Quelle: Historisches Ortslexikon[9]

  • 1598: 15 Haushaltungen
  • 1632: 10 Dienstpflichtige
  • 1753: 45 Haushaltungen, 5 Beisassen, 1 Jude
  • 1812: 70 Feuerstellen, 393 Seelen
Horbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019
Jahr  Einwohner
1834
  
463
1840
  
505
1846
  
510
1852
  
500
1858
  
447
1864
  
446
1871
  
424
1875
  
411
1885
  
390
1895
  
442
1905
  
546
1910
  
608
1925
  
659
1939
  
777
1946
  
1.030
1950
  
1.075
1956
  
1.130
1961
  
1.241
1967
  
1.402
1970
  
1.728
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
1.644
2019
  
1.728
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [9]; Gemeinde Freigericht; Zensus 2011[10]

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[9]

• 1885: 11 evangelische (= 2,82 %), 379 katholische (= 97,18 %) Einwohner
• 1961: 68 evangelische (= 5,48 %), 1166 katholische (= 93,96 %) Einwohner

Nach dem Zusammenschluss der selbstständigen Gemeinden zur Gemeinde Freigericht im Jahr 1970 wurden die einzelnen Gemeindevertretungen aufgelöst und durch Ortsbeiräte ersetzt. Die Ortsbeiräte in den einzelnen Ortsteilen sind in allen wichtigen Entscheidungen, die den jeweiligen Ortsteil betreffen zu hören und haben ein Vorschlagsrecht. Die Mitglieder der Ortsbeiräte wählen aus ihrer Mitte als Vorsitzenden des Ortsbeirates einen Ortsvorsteher. Mit Ablauf der kommunalen Wahlperiode 2021 werden die Ortsbeiräte aufgelöst.[11]

Parteien und Wählergemeinschaften 2016 2011 2006 2001 1997
Sitze Sitze Sitze Sitze Sitze
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 1 1 2 2 2
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 4 3 3 3 2
UWG Unabhängige Wählergemeinschaft Freigericht 0 1 0 0 1
gesamt 5 5 5 5 5

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Heinrich Strohmeyer (1871–1955), Oberförster in Munster im Elsass und später Ministerialrat der Reichsregierung in Berlin
  • Karlheinz Diez (* 1954), geboren in Horbach, Weihbischof des Bistums Fulda
  • Wilhelm Winter († 1958), ehem. Bürgermeister von Horbach, nach dem die Wilhelm-Winterstraße benannt wurde, er war maßgebend für den Kanalbau in Horbach verantwortlich und den Gondelteich. Er war Mitbegründer des Verkehrsvereins. Noch heute wohnt sein Enkel Joachim Heeg in Horbach.
  • Ludwig Bickell: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Band 1: Alhard von Drach: Kreis Gelnhausen. Marburg 1901, S. 151 f.
  • Folkhard Cremer (Bearb.): Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Hessen 1. Regierungsbezirke Gießen und Kassel. Deutscher Kunstverlag München, 2008, ISBN 978-3-422-03092-3, S. 468.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926., S. 249.
Commons: Horbach – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Meldewesen Gemeinde@1@2Vorlage:Toter Link/www.freigericht.sitzung-online.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Artikel in der PrimaSonntag: Die Ortsnamen des bayerisch-hessischen Grenzgebiets -so wie man sie im Ort ausspricht
  3. Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: 81. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 13. Oktober 2015. Staatsanzeiger für das Land Hessen 7/2016 Seite 218
  4. Reimer, Heinrich: Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau. In: Digitale Sammlungen / 767 - 1300 [50], HHU Düsseldorf. 1891, abgerufen am 25. Mai 2020.
  5. Peter Gbiorczyk: Zauberglaube und Hexenprozesse in der Grafschaft Hanau-Münzenberg im 16. und 17. Jahrhundert. Shaker. Düren 2021. ISBN 978-3-8440-7902-9, S. 163.
  6. Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900–1806 = Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Marburg 2014. ISBN 978-3-942225-17-5, S. 212.
  7. Willi Klein: Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis = Hanauer Geschichtsblätter 40. Hanau 2003, S. 308 f.
  8. Zusammenschluß der Gemeinden Altenmittlau, Bernbach, Horbach, Neuses und Somborn im Landkreis Gelnhausen zu der neuen Gemeinde „Freigericht“ vom 17. Dezember 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 1, S. 5, Punkt 8 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,0 MB]).
  9. a b c Horbach, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 6. August 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  10. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,9 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
  11. Änderung der Hauptsatzung - Ortsbeirat gestrichen@1@2Vorlage:Toter Link/www.freigericht.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Bekanntmachung der Gemeinde, abgerufen am 19. Februar 2020