Hortense Parent

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Grabmal auf dem Pariser Cimetière du Montparnasse

Charlotte Francès Hortense Parent (* 22. März 1837 in London; † 12. Januar 1929 in Paris) war eine französische Musikpädagogin, Pianistin und Komponistin. Sie gründete 1882 in Paris die Association pour l’enseignement professionnel du piano und die École préparatoire au professorat du piano, die sie bis zu ihrem Tod leitete. Außerdem verfasste sie klavierpädagogische Lehrbücher und Unterrichtsmaterial.

Die ersten Lebensjahre verbrachte Hortense Parent, Tochter französischer Eltern, in England und Schottland. Um 1850 kam sie nach Paris und erhielt zunächst Klavierunterricht bei Félix Le Couppey. Von 1853 bis 1857 studierte sie am Conservatoire de Paris Harmonielehre und Klavierbegleitung bei Catherine-Cecilia-Carolina-Emma Dufresne (Premier Prix 1855) und Klavier bei Louise Farrenc (Premier Prix 1857). Bereits zu Studienzeiten veröffentlichte sie eigene Kompositionen. Ihr Debüt als Pianistin gab sie 1858 in Straßburg mit Werken von Henri Herz und Julius Schulhoff.[1] Außerdem konzertierte sie in London. In den folgenden Jahren widmete sie sich zunehmend der Unterrichtstätigkeit. Ihre Schüler und Schülerinnen präsentierte sie einmal jährlich bei einem Konzert im Salle Erard.

Hortense Parent publizierte 1872 ihr erstes pädagogisches Buch L’Étude du piano, manuel de l’élève, conseils pratiques, das zugleich zu ihren bedeutendsten Schriften zählt. Sie widmete es Félix Le Couppey, dessen pädagogischen Einfluss auf ihre eigene Arbeit sie auch in späteren Jahren immer wieder betonte. L’Étude du piano richtet sich direkt an die Lernenden und gibt in Dialogform Ratschläge zum Üben aller wesentlichen Elemente der Klaviertechnik, thematisiert aber auch allgemeine Themen wie Auswendigspiel oder Ausdrucksfähigkeit.

1882 gründete Hortense Parent eine Schule zur Ausbildung von Klavierlehrerinnen. Diese École préparatoire au professorat du piano war die erste Einrichtung dieser Art. Sie wollte damit das pädagogische Niveau des elementaren Klavierunterrichts heben, der oftmals von wenig qualifizierten Frauen erteilt wurde, die gezwungen waren, sich z. B. nach dem Tod des Ehemannes oder Vaters selbst zu ernähren. Diese Frauen konnten Parents Schule zu geringen Kosten besuchen oder sogar Stipendien bekommen. Die Schule hatte auch eine umfangreiche Bibliothek mit entleihbaren Lehrbüchern und Noten. Sie wurde von einem Verein getragen, der ebenfalls 1882 gegründeten Association pour l’enseignement professionnel du piano. Ab 1891 bestand ergänzend dazu eine École d’application, an der die Frauen während ihrer Ausbildung praktische Lehrerfahrungen sammeln konnten.

Lecture des notes, Titelseite

Hortense Parent stellte in mehreren Büchern ihre Pädagogik ausführlich dar (Exposition de ma méthode d’enseignement, La Méthode dans le travail u. a.). Sie verfasste praktisches Lehrmaterial (Les Bases du mécanisme, Rythme & mesure, Gammes et Arpèges), das sich weitgehend auf Übungen beschränkt und im Unterricht durch Etüden und Stücke anderer Komponisten ergänzt werden sollte. Neuartig ist das von ihr entwickelte Konzept zum Erlernen des Notenlesens, welches mit Farben arbeitet (Lecture des notes, s. Abb.).

1896 und 1897 hielt Hortense Parent insgesamt sechs Vorlesungen an der Sorbonne über ihre Lehrmethode und ihre Schule.[2] 1900 referierte sie beim Congrès international de l’histoire de la musique, der im Rahmen der Weltausstellung in Paris stattfand.

Zu Parents Schülerinnen zählten u. a. die Opernsängerin Jane Bathori und die Pianistin und Musikpädagogin Victoria Cartier.

Unterrichtsmaterial

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  • Emily. Polka pour piano, Paris 1856.
  • Souvenir d’Ecosse. Valse pour piano, Paris 1856.
  • Menuet pour piano, Paris 1871.
  • Quatre Mélodies pour chant et piano, Paris [o. J.]
  • Duetto de la Flûte enchantée, de Mozart, arrangé à deux pianos pour quatre petites mains, Paris o. J.

Bücher und Lexika

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  • Baltzell, Winton James: Parent, Charlotte Frances Hortense, in: Baltzell’s Dictionary of Musicians, New York (2. Auflage) 1914.
  • Bitard, Adolphe: Parent, Hortense in: Dictionnaire général de biographie contemporaine française et étrangère, Paris 1878, S. 223.
  • Eschmann, Johann Carl: Wegweiser durch die Klavierliteratur, Leipzig 1910, S. XI und 12.
  • Fauquet, Joël-Marie: Parent, (Charlotte-Francès-)Hortense, in: Dictionnaire de la musique en France au XIXe siècle, hrsg. von Joël-Marie Fauquet, Paris 2003, S. 937.
  • Fétis, François-Joseph; Pougin, Arthur: Parent, Hortense, in: Biographie universelle des musiciens et bibliographie générale de la musique. Supplément et complètement, Paris 1878, S. 805.
  • Heitmann, Christin: Parent, (Charlotte-Francès-)Hortense, in: MGG2, Personenteil, Bd. 13, Kassel 2005, Sp. 108f.

Zeitgenössische Artikel in Zeitungen und Zeitschriften (Auswahl)

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  • Anja Herold: Artikel „Parent, (Charlotte-Francès-)Hortense“. In: Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. 2009. Online-Lexikon des Sophie Drinker Instituts, hrsg. von Freia Hoffmann.
  • Katharina Larissa Paech: Artikel „Hortense Parent“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 17. Juli 2018.
  1. Revue et gazette musicale, 1858, S. 435.
  2. 18. Mai 1896, 1. Juni 1896, 17. und 24. Mai 1897, 23. und 30. November 1897, vgl. Association pour l’Enseignement [...], Notice historique [...], S. 8. Die Texte der ersten beiden Vorlesungen wurden in Deux Conférences [...] publiziert.