Hossein Ali Beg Bayat

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Bildnis Hossein Ali Beg gestochen von Aegidius Sadeler in Prag im Jahr 1601

Hossein Ali Beg Bayat (auch Cuchein Olli Beag oder Beit Ali Chan) (* 1567; † 1632) war ein Safawiden-Diplomat aus dem Turkmenen-Stamm der Bayat, der während der Herrschaft von König Abbas I. als Botschafter im Heiligen Römischen Reich, im Russischen Zarenreich, im Habsburgischen Spanien und an mehreren anderen königlichen und adligen Höfen diente und Teil der ersten safawidischen Botschaft in Europa war.

Emden um 1575

Hossein Ali Beg Bayat diente vor 1598 am Hof des Sultans Abbas I. in Isfahan. Als Abbas I. beschloss, den Engländer Sir Anthony Shirley, der ein Jahr vorher den persischen Hof erreicht hatte, auf eine diplomatische Mission in Europa zu schicken, um ein Bündnis gegen das Osmanische Reich, zu erwirken, bat Anthony den Sultan, einen Iraner von Rang mitzuschicken. Abbas wählte den Qizilbash-Adligen, Hossein Ali Beg, und scheint ihn laut dem Historiker David Blow zum offiziellen Leiter der Mission gemacht zu haben. Dies wurde Sir Anthony jedoch offenbar nie mitgeteilt oder er weigerte sich einfach, dies zu akzeptieren. Dies war der Grund für eine ständige unangenehme Atmosphäre, die manchmal in erbitterten Streitigkeiten zwischen den beiden über den Vorrang gipfelte. Anthonys Bruder, Robert Shirley, der ursprünglich mit Hossein Ali Beg reisen sollte, verblieb im Iran, um die dortige Armee auszubilden. Hossein Ali Beg und Anthony wurden von drei weiteren Personen begleitet, darunter Hossein Ali Begs Neffe Ali Qoli Beg, Uruch Beg (der spätere Don Juan von Persien), neunzehn Mitglieder von Sir Anthonys ursprünglichem Gefolge sowie zwei portugiesische Mönche. Hossein Ali Beg nahm zusätzlich eine Reihe von iranischen Sekretären und Dienern mit. Das Gefolge verließ die safawidische Hauptstadt Isfahan am 9. Juli 1599. Nachdem sie Astrachan erreicht hatten, verbrachten sie den Winter am Russischen Hof in Moskau. Dort stritten sich Hossein Ali Beg und Sir Anthony darüber, wer der Delegationsleiter sei, doch Zar Boris Godunow entschied sich für Hossein Ali Beg und ließ Sir Anthony sogar für einige Zeit inhaftieren, nachdem der portugiesische Mönch Nicoloa de Melo gewisse Anschuldigungen gegen ihn erhoben hatte. Im Frühjahr 1600 verließen Hossein Ali Beg und sein Gefolge Moskau und über Litauen landeten im August 1600 im Hafen in Emden. Von Oldenburg (Oldb) führte dann ihr Weg über Kassel, wo sie sich vom 14. bis 22. September aufhielten und vom Landgraf Moritz von Hessen-Kassel empfangen wurden, nach Erfurt.

Gasthof Zu den Drei Schwanen in Naumburg (Zustand 2012)

Am 30. September 1600 machten sie in Naumburg im Gasthof Zu den drei Schwanen Station[1] und Ali Beg Bayat schrieb sich dort in ein ihm überreichtes Stammbuch ein (In der Literatur wird fälschlicherweise berichtet, dass Abbas I. selbst in der Stadt war[2]). Über Leipzig erreichten sie schließlich im 10. Oktober 1600 Prag[3] und wurden im Sommerpalast der Königin Anna außerhalb der westlichen Festungsanlagen von Prag empfangen. Dort wurden sie von 300 Reitern und zwei Hauptleuten, dem Hofmeister der böhmischen Kanzlei Vojtěch Popel von Lobkowicz und dem Oberkanzler Schönberg begrüßt. Der Zug bestand außerdem aus Dienern des Hofes sowie aus Botschaftern der verschiedenen am Hof akkreditierten Könige und Fürsten in fünfzehn bis dreißig Kutschen, die jeweils von sechs Pferden gezogen wurden. Bei einer Audienz mit Kaiser Rudolph II., der sich bereits im Krieg mit den Osmanen befand, gelobte der Kaiser, den Krieg gegen die Osmanen mit großem Nachdruck fortzusetzen. Nach einem längeren Aufenthalt in Prag reisten sie über Nürnberg nach Mantua und Florenz, wo sie von den Medici empfangen wurden.

Bildnis Kaiser Rudolf II.

Die Beziehungen zwischen Hossein Ali Beg und Anthony Shirley verschlechterten sich zu dieser Zeit drastisch. In Siena kam es zu einem heftigen Streit zwischen den beiden wegen der fehlenden Geschenke (für die Könige und Adligen), wobei Hossein Ali Beg Sir Anthony als Dieb bezeichnete. Am 5. April 1601 zogen die beiden in Rom ein und wurden mit Salutschüssen von der Engelsburg begrüßt, aber beide waren ständig in einen gegenseitigen Disput verwickelt. Aufgrund des Konflikts wurde ihre Audienz bei Papst Clemens VIII. verschoben. Ende Mai desselben Jahres trennten sich die beiden. Anthony Shirley ging zunächst nach Venedig und beendete später seine Tage in Madrid als Pensionär des Königs von Spanien. Hossein Ali Beg ereilte ein anderes Schicksal, denn drei Mitglieder seiner Gruppe konvertierten zum Katholizismus und verließen ebenfalls die Mission. Nach diesem Ereignis, das ihn sehr bestürzte, setzte er die Reise mit dem Rest der Gruppe fort und wurde am spanischen Hof in Valladolid gut aufgenommen. Am Hof brachte er ein Thema zur Sprache, das für einige Reibereien sorgte, nämlich die angebliche schlechte Behandlung iranischer Kaufleute durch die portugiesischen Behörden auf der Insel Hormus. Da Portugal und Spanien nun unter einer Krone vereint waren, war dies auch eine spanische Angelegenheit. König Philip III. versprach, sich der Sache anzunehmen, und versicherte, dass er weiterhin mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Osmanen kämpfen würde. Hossein Ali Beg hatte weitere Probleme mit seiner Gruppe, da die drei wichtigsten Mitglieder seines Gefolges, zu denen auch sein Neffe Ali Qoli Beg gehörte, von den Jesuiten konvertiert und ebenfalls Katholiken geworden waren. Sein Neffe Ali Qoli Beg und Uruch Beg wurden als Don Philip und Don Juan von Persien in der Chapel Royal getauft, mit dem spanischen König und der Königin als Paten. Hossein Ali Beg segelte 1602 von Lissabon zurück in den Iran. Über sein weiteres Leben ist nichts bekannt.

Schah Abbas I. (rechts) und Wali Muhammed Khan (heute im Tschehel-Sotun-Palast, Isfahan)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Eintrag bei www.naumburg-online.de
  2. Christian August Vulpius: Curiositäten der physisch-literarisch-artistisch-historischen Vor- und Mitwelt : zur angenehmen Unterhaltung für gebildete Leser 3. Band IV. Stück: Die Persische Gesandtschaft des Schah Abbas, auf ihrem Zuge durch Teutschland, in Naumburg und Nürnberg. Verlag des Landes-Industrie-Comptoirs, Weimar, 1813–1814, S. 298ff.
  3. Artikel über die Delegation in Prag
  • Neue Jahrbücher der Geschichte und Politik. Hinrich, Leipzig 1841. Band 2, S. 481 ff.
  • William Bayne Fisher: The Cambridge History of Iran, Volume 6. Cambridge University Press, Cambridge 1986, ISBN 978-0-521-20094-3 (google.com).
  • David Blow: Shah Abbas: The Ruthless King Who Became an Iranian Legend. I.B.Tauris, 2009, ISBN 978-0-85771-676-7 (google.com).
  • Ali M. Ansari: Perceptions of Iran: History, Myths and Nationalism from Medieval Persia to the Islamic Republic. I.B.Tauris, 2013, ISBN 978-1-84885-830-5 (google.com).
Commons: Hossein Ali Beg Bayat – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien