Feinde – Hostiles

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Hostiles)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Feinde – Hostiles
Originaltitel Hostiles
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch, Cheyenne
Erscheinungsjahr 2017
Länge 134 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Scott Cooper
Drehbuch Scott Cooper,
Donald Stewart
Produktion Scott Cooper,
Ken Kao,
John Lesher
Musik Max Richter
Kamera Masanobu Takayanagi
Schnitt Tom Cross
Besetzung
Synchronisation

Feinde – Hostiles (Originaltitel Hostiles, englisch für „Feinde“) ist ein unter der Regie von Scott Cooper entstandenes geschichtskritisches Westerndrama. Das Ende des 19. Jahrhunderts spielende düstere Filmepos zeigt die von unvorstellbarer Gewalt geprägte Feindschaft zwischen den weißen Besatzern des nordamerikanischen Westens und den Ureinwohnern sowie die allmähliche Annäherung der Todfeinde anhand der Figuren eines berüchtigten US-Army Captains und seines Erzfeindes, eines Cheyenne-Häuptlings. Der Film feierte am 2. September 2017 beim Telluride Film Festival seine Premiere und wurde anschließend im Rahmen des Toronto International Film Festivals gezeigt, bevor er Anfang 2018 landesweit in die US-amerikanischen Kinos kam. Filmstart in Deutschland war der 31. Mai 2018.

Sommer 1892 im New-Mexico-Territorium. Der U.S.-Army-Captain Joseph „Joe“ J. Blocker steht kurz vor dem Ruhestand und bekommt einen letzten Auftrag: Er soll mit vier Soldaten den seit sieben Jahren inhaftierten, krebskranken Cheyenne-Häuptling Yellow Hawk und vier Familienmitglieder in das heilige Stammesgebiet Valley of the Bears in Montana geleiten, damit der Häuptling im Land seiner Vorväter sterben kann. Die einst erbitterten Gegner in den Indianerkriegen begegnen sich zunächst mit Misstrauen und tiefer Abneigung, beide halten den jeweils anderen für einen brutalen Schlächter. Auf dem Weg entdeckt der Trupp die verstörte Rosalee Quaid in ihrem abgebrannten Farmhaus. Ihr Mann Wesley und ihre drei kleinen Kinder wurden von Komantschen ermordet. Sie schließt sich dem Treck an. Blocker und Yellow Hawk müssen lernen, einander zu vertrauen, um den Gefahren ihrer Reise zu trotzen und sich gegen Angreifer zur Wehr zu setzen. Nach einem Überfall durch Komantschen bilden sie eine Zweckgemeinschaft.

Bei einem Zwischenstopp in Fort Winslow nimmt Blocker außerdem den eines Kriegsverbrechens angeklagten Charles Wills mit, der zu seiner Gerichtsverhandlung übergeführt werden soll. Als bei einer nächtlichen Rast die drei Frauen von Pelztierjägern entführt und vergewaltigt werden, gelingt deren Befreiung und die Tötung der Pelztierjäger durch eine gemeinsame Aktion. Bei einem Fluchtversuch Wills’ erschießt dieser Lieutenant Kidder, wird aber seinerseits von First Sergeant Thomas Metz verfolgt und getötet. Anschließend begeht der gemütskranke Metz, selbst ein langjähriger Kamerad und einer von Blockers ältesten Freunden, Suizid.

Letztlich gelingt es den verbleibenden Männern und Frauen, das Valley of the Bears zu erreichen. Blocker und Yellow Hawk schließen in gegenseitigem Respekt ihren Frieden miteinander; kurz darauf stirbt der Häuptling. An der heiligen Stätte wird die Trauergesellschaft von dem weißen Siedler Cyrus Lounde und seinen drei Söhnen gestört, die das Cheyenne-Land für sich beanspruchen. Der Konflikt eskaliert und bis auf Joe Blocker, Rosalee Quaid und Little Bear, den Enkel von Yellow Hawk, kommen bei der folgenden Schießerei alle ums Leben – Blocker selbst ersticht den alten Lounde.

Der Film schließt mit einer Abschiedsszene am Bahnhof. Rosalee macht sich mit dem nun verwaisten Little Bear auf die Reise nach Chicago und verabschiedet sich unter Tränen vom inzwischen pensionierten und zivil gekleideten Blocker. Dieser besteigt im letzten Augenblick aber doch noch den Schlusswagen des bereits langsam davonrollenden Zuges.

Regie führte Scott Cooper, der von einer Idee des 1999 verstorbenen Donald Stewart ausgehend auch das Drehbuch zum Film schrieb. Die Filmmusik wurde von Max Richter komponiert.[2] Die Aufnahme entstand gemeinsam mit dem US-amerikanischen Country-Singer-Songwriter und Oscarpreisträger Ryan Bingham, der den Song How Shall a Sparrow Fly beisteuerte und auch im Film mitwirkt. Bingham hatte zu dem Film Crazy Heart aus dem Jahr 2009 gemeinsam mit T Bone Burnett den Song „The Weary Kind“ beigesteuert, der im Rahmen der Oscar-Verleihung, der Verleihung der Golden Globe und der Grammy Awards ausgezeichnet wurde.[3] Ende Dezember 2017 veröffentlichte die Deutsche Grammophon How Shall a Sparrow Fly.[4] Dieser Song ist auch auf dem Soundtrack enthalten, der insgesamt 19 Musikstücke umfasst und am 9. Februar 2018 von der Deutschen Grammophon auf CD veröffentlicht wurde. Als Download wurde der Soundtrack einige Wochen früher veröffentlicht.[5] In einer Kritik von hr2-kultur heißt es über Richters Arbeit: „Die Musik des britischen Komponisten klingt düster, ist sehr zurückgenommen: elegische Klangflächen, vereinzelt durchdrungen von Perkussion-Elementen. Die Musik kratzt nicht an der sandigen Oberfläche der Einöde, sie geht viel tiefer und legt die Abgründe der Figuren offen. Die Landschaft ist eine weitere Hauptperson im Film. Ihr gibt der mehrfach ausgezeichnete Komponist enorm viel Raum, um die Einsamkeit und die Rauheit der Natur atmosphärisch und dicht aufzuladen.“[6]

Die Dreharbeiten fanden von Ende Juli 2016 bis Ende September 2016 in New Mexico, Arizona und Colorado statt.[7][8]

Der Film feierte am 2. September 2017 beim Telluride Film Festival seine Premiere[9] und wurde ab 11. September 2017 im Rahmen des Toronto International Film Festivals gezeigt.[10][11] Im Oktober und November 2017 wurde der Film im Rahmen des offiziellen Wettbewerbs beim Festa del Cinema di Roma vorgestellt.[12] Am 26. Januar 2018 kam Hostiles landesweit in die US-amerikanischen Kinos und startete am 31. Mai 2018 in Deutschland.[13]

Synchronisation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die deutsche Synchronisation entstand im Auftrag der Scalamedia GmbH, unter der Leitung von Martin Halm in Berlin.

Rolle Schauspieler Deutscher Sprecher[14]
Capt. Joseph J. Blocker Christian Bale David Nathan
Rosalee Quaid Rosamund Pike Ranja Bonalana
Chief Yellow Hawk Wes Studi Uwe Jellinek
Lt. Rudy Kidder Jesse Plemons Gerrit Schmidt-Foß
Master Sgt. Thomas Metz Rory Cochrane Boris Tessmann
Lt. Col. Ross McCowan Peter Mullan Dieter Memel
Pvt. Philippe DeJardin Timothée Chalamet Marcel Mann
Sgt. Charles Wills Ben Foster Peter Flechtner
Corp. Henry Woodson Jonathan Majors Paul Matzke
Col. Abraham Biggs Stephen Lang Oliver Stritzel

In den USA erhielt der Film von der MPAA wegen der Darstellung von Gewalt ein R-Rating, was einer Freigabe ab 17 Jahren entspricht.[15] In Deutschland erhielt der Film eine Freigabe ab 16 Jahren. In der Freigabebegründung heißt es: „Mit vielen klassischen Motiven seines Genres und in überwiegend ruhiger Erzählweise setzt sich der Film anhand ambivalenter Figuren differenziert mit Gewalt und ihren Folgen für Opfer wie Täter auseinander. Die deutliche Positionierung gegen Gewalt wird dabei auch jungen Zuschauern verständlich. Dennoch können die düstere, intensive Atmosphäre und einige drastische, wenngleich nie voyeuristisch inszenierte Gewaltszenen Kinder unter 16 Jahren überfordern.“[16] Krischan Koch von NDR Info erklärt hierzu, Regisseur Scott Cooper schrecke vor Gewaltszenen nicht zurück, wenn er gleich zu Beginn einen blutigen Indianerüberfall zeigt und damit ein romantisiertes Bild des Wilden Westens demontiert: „Hier gibt es keine majestätisch dahinjagenden Büffelherden und auch kein optimistisches Pionierpathos. Zwischen Indianern und Eroberern herrscht ein erbitterter Krieg, der unzählige Tote fordert und der Offizier Blocker traumatisiert hat.“[17]

Kritiken und Einspielergebnis

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Todd McCarthy von The Hollywood Reporter spricht von einem traurigen und durchweg überzeugenden Western in einer Welt voller Schönheit, Tränen und Blut. Die starke dramatische Dynamik und die intensive Beschäftigung des Filmemachers mit dem Thema bereicherten die Darstellung der Geschichte der letzten Phase des indianischen Widerstandes in den 1890er Jahren. Der Film sei daher wohl auch eher für ein westliches Publikum geeignet und weniger für jüngere Zuschauer, so McCarthy.[18]

Patrick Seyboth von epd Film meint, Scott Cooper gehe souverän mit den klassischen Western-Topoi und -bildern um, greife Motive von John Fords Kavalleriewestern über Robert Aldrichs Keine Gnade für Ulzana bis hin zu Meek’s Cutoff von Kelly Reichardt auf, um die von Gewalt gezeichnete Seele des Genres gleichsam von innen heraus zu therapieren. Er lasse seinem Kameramann Masanobu Takayanagi Raum für prächtige Landschaftspanoramen wie für erdig-realistische Nahaufnahmen, die auch dank der detailverliebten Ausstattung und der gewissenhaften Wiedergabe von Sprache und Ritualen der Cheyenne überzeugten, so Seyboth weiter. Gerade weil die Inszenierung über weite Strecken von elegischer Ruhe geprägt sei, wirkten die Einbrüche von Gewalt umso brutaler und sinnloser. Seyboth resümiert, es sei Cooper auch gelungen, die Verbrechen und den Rassismus der Weißen gegen die indigene Urbevölkerung als Fundament der Gewalt herauszustellen.[19]

Krischan Koch von NDR Info meint, Cooper seien atemberaubende Landschaftsaufnahmen gelungen, der Film beschwöre jedoch keinen Mythos, sondern sei vielmehr das höchst aktuelle Plädoyer für Verständigung und eine Absage an Teilung und Rassismus: „Bildgewaltig und emotional, entlarvend realistisch, aber auch versöhnlich.“ Der Film könnte ein Klassiker des Western-Genres werden, so Koch weiter. Zu den Hauptdarstellern erklärt er, Christian Bale spiele „wunderbar wortkarg, mit tief verletztem Blick, und Wes Studi, der bereits 1990 in Der mit dem Wolf tanzt brillierte, sei ein charismatischer Gegenspieler“.[17]

Die weltweiten Einnahmen des Films aus Kinovorführungen belaufen sich bislang auf rund 36 Millionen US-Dollar.[20]

Am 18. Dezember 2017 gab die Academy of Motion Picture Arts and Sciences bekannt, dass sich Max Richters Arbeit auf einer Liste von 141 Werken befindet, aus der die Nominierungen in der Kategorie Beste Filmmusik im Rahmen der Oscarverleihung 2018 erfolgten.[21] Am gleichen Tag gab die Academy bekannt, dass sich How Shall a Sparrow Fly in einer Vorauswahl von 70 Liedern befindet, aus der die Nominierungen in der Kategorie Bester Filmsong bestimmt wurden.[22] Im Folgenden weitere Nominierungen.

Saturn-Award-Verleihung 2018

  • Nominierung als Best Action / Adventure Film Release
  • Nominierung als Beste Filmschauspielerin (Rosamund Pike)[23]

Traverse City Film Festival 2018

  • Auszeichnung als Bester U.S.-Fiction-Film (Scott Cooper, geteilt mit Brett Haley für Hearts Beat Loud)[24]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Freigabebescheinigung für Feinde – Hostiles. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 177879/K).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Max Richter Scoring Showtime’s ‘Guerrilla’ & Scott Cooper’s ‘Hostiles’. In: filmmusicreporter.com. 1. Februar 2017, abgerufen am 13. September 2017 (englisch).
  3. Scott Cooper’s ‘Hostiles’ to Feature Original Song by Ryan Bingham. In: Film Music Reporter. 21. November 2017, abgerufen am 13. Oktober 2021 (englisch).
  4. Ryan Bingham’s ‘How Shall a Sparrow Fly’ from ‘Hostiles’ Released. In: Film Music Reporter. 22. Dezember 2017, abgerufen am 12. Oktober 2021.
  5. ‘Hostiles’ Soundtrack Details. In: Film Music Reporter. 18. Dezember 2017, abgerufen am 13. Oktober 2021 (englisch).
  6. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 16. Juni 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hr2.de
  7. Hostiles – Filming Locations, Internet Movie Database, abgerufen am 13. Oktober 2021
  8. http://onset-hollywood.com/hostiles-2017-filming-locations/
  9. Jeremy Kay: Telluride Film Festival line-up includes ‘Downsizing’, ‘The Shape Of Water’. In: Screen Daily. 31. August 2017, abgerufen am 13. September 2017 (englisch).
  10. Toronto International Film Festival 2017. Official Film Schedule In: tiff.net. Abgerufen am 23. August 2017. (PDF; 852 kB)
  11. Brent Lang: Toronto Film Festival Lineup Includes Movies From Angelina Jolie, George Clooney, Alexander Payne. In: Variety. 25. Juli 2017, abgerufen am 13. Oktober 2021 (englisch).
  12. Festa del Cinema di Roma 12A Edizione 2017: Programma In: romacinemafest.it. Abgerufen am 28. Oktober 2017. (PDF; 4,5 MB)
  13. Starttermine Deutschland In: insidekino.com. Abgerufen am 13. Januar 2018.
  14. Feinde – Hostiles in der Deutschen Synchronkartei
  15. Feinde - Hostiles: Deutscher Trailer zum Western mit Christian Bale In: 18. März 2018.
  16. Freigabebegründung für Feinde – Hostiles In: Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Abgerufen am 1. Juni 2018.
  17. a b https://www.ndr.de/kultur/film/Feinde-Hostiles-Christian-Bale-spielt-Joseph-Blocker,feinde116.html
  18. Todd McCarthy: ‘Hostiles’: Film Review | Telluride 2017. The Hollywood Reporter, 3. September 2017, abgerufen am 13. September 2017 (englisch).
  19. Patrick Seyboth: Kritik zu 'Feinde – Hostiles'. In: epd Film, 25. Mai 2018.
  20. Hostiles. In: Box Office Mojo. Abgerufen am 13. Oktober 2021.
  21. Zack Sharf: Oscars 2018: Best Original Score Shortlist Includes ‘The Shape of Water’, ‘All the Money in the World’ and More. In: IndieWire. 18. Dezember 2017, abgerufen am 13. Oktober 2021.
  22. 70 Original Songs Vie For 2017 Oscar In: oscars.org, 18. Dezember 2017.
  23. Dave McNary: 'Black Panther', 'Walking Dead' Rule Saturn Awards Nominations In: Variety, 15. März 2018.
  24. Gregg Kilday: Michael Moore's Traverse City Film Fest Gives Top Honors to 'Pope Francis' Doc. In: The Hollywood Reporter, 6. August 2018.