Hot Gun Town

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Hot Gun Town war ein regional bekannter deutscher Westernpark in Grafrath bei München.[1] Der Freizeitpark wurde 1971 vom Unternehmer Toni „Anthony“ Lötschert eröffnet und bestand bis zum Sommer 1973, als er durch einen Großbrand vollständig vernichtet wurde.

Toni Lötschert, ein ehemaliger Schlachter aus Koblenz, hatte bereits zehn Jahre zuvor auf einem 48.000 Quadratmeter großen Gelände nordwestlich des Bahnhofs Grafrath mit dem sogenannten Märchenwald einen sehr erfolgreichen Kinderpark begründet, in dem in 17 Häusern Szenen aus den Märchen der Gebrüder Grimm gezeigt wurden und in dem es Spielplätze, eine Kindereisenbahn und weitere Attraktionen gab[2]. 1966 pachtete Lötschert für einen Zins von jährlich 20.000 Mark mit Unterstützung des damaligen Landwirtschaftsministers Alois Hundhammer und gegen den Widerstand der lokalen Behörden das angrenzende, außerhalb der damaligen Gemarkungen Wildenroth und Kottgeisering gelegene Waldgebiet von den Bayerischen Staatsforsten. Er errichtete dort für rund drei Millionen DM eine Westernstadt.[3] Das 1971 eröffnete Hot Gun Town bestand aus 19 Holzgebäuden einer typischen Westernstadt, darunter ein Saloon, ein mexikanisches Restaurant, ein „Sheriff-Office“ mit Gefängniszellen, eine Schmiede, ein „Western-Store“, das Redaktionsgebäude der Frontier News und eine Kirche.[4]

Der Freizeitpark wurde schnell zu einem beliebten regionalen Ausflugsziel, erfuhr aber Proteste und heftigen Widerstand der Anwohner, die sich zu einer Bürgerinitiative formierten. Es kam zu regelmäßigen Demonstrationen an den Zufahrtswegen. Für die täglichen stattfindenden Cowboy-Stunt-Shows wurde ein Schießverbot erwirkt. In der Nacht zum 10. Juli 1973 fiel Hot Gun Town schließlich einer Brandstiftung zum Opfer und wurde dabei vollständig zerstört. Die Täter konnten nie ermittelt werden. Toni Lötschert meldete nach dem Brand sein Gewerbe bei der Gemeinde ab und verließ die Region.[5] Das Areal von Hot Gun Town wurde geräumt, teilweise aufgeforstet und ist heute überwiegend wieder ein unerschlossenes Waldgebiet. Der südliche Rand des Geländes ist seit 2022 ein Baugebiet.[6]

Einzelnachweise

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  1. Erst Bürgerprotest, dann Brandstiftung, Süddeutsche Zeitung, 2013.
  2. Täglich Tote, DER SPIEGEL 28/1971.
  3. Täglich Tote, DER SPIEGEL 28/1971.
  4. Erst Bürgerprotest, dann Brandstiftung, Süddeutsche Zeitung, 2013.
  5. Als ein Kindheitstraum in Flammen aufging, im Münchner Merkur, 2012.
  6. Andreas Daschner: Märchenwald: Abriss leitet Neubeginn ein. In: Fürstenfeldbrucker Tagblatt (Lokalausgabe des Münchner Merkur). 25. März 2022 (Volltext).

Koordinaten: 48° 8′ 10,6″ N, 11° 8′ 42,6″ O