Hotel Kreid
Das Hotel Kreid war im 19. und 20. Jahrhundert eines der angesehensten Häuser in Innsbruck. Ursprünglich ein elegantes Hotel, das die Bedürfnisse von Reisenden und Geschäftsleuten bediente, entwickelte es sich im Laufe der Zeit zu einem beliebten Treffpunkt für die lokale Gesellschaft.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1859 wurde an der Ecke Bozner Platz/Meinhardstraße eines der größten Wohngebäude der Stadt errichtet. Dieses wurde 1889 in ein Hotel umgebaut.[1] Während und nach dem Ersten Weltkrieg diente das Hotel wechselnden Militärbesetzungen, darunter italienischen und später französischen Offizieren. In den Nachkriegsjahren passte sich das Haus mit seiner Fassade den architektonischen Trends an, verlor jedoch in den 1970er Jahren durch Abriss und den Bau der modernen Kreidpassage sein ursprüngliches Erscheinungsbild. Bis dahin blieb es im Besitz der Familie Andreatta, die durch Heirat in die Familie Kreid integriert wurde und den Namen des Hauses bewahrte.[2]
Das Hotel war in der Nachkriegszeit teilweise von französischen Offizieren bewohnt, wie bereits 1918 von italienischen. Über die Jahre veränderte das Gebäude seine Fassade, um den wechselnden Stilen und Vorlieben des Publikums zu entsprechen. 1970 jedoch wurde das Hotel Kreid schließlich abgerissen und an seiner Stelle entstand die „semi-brutalistische“ Kreidpassage, die den Namen des historischen Ortes in moderner Form weitertrug.
Das Hotel Kreid, bis zuletzt im Besitz der Familie Andreatta, wurde durch Heirat in die namensgebende Familie Kreid überführt. Auch die Läden in der Meinhardstraße 16, die das Gebäude ergänzten, prägten die Stadtgeschichte. So betrieb die Familie Ferschl, bestehend aus dem Friseur Jakob und seiner Tochter Elisabeth, seit den 1910er Jahren bis 1961 einen Salon an dieser Adresse. Ebenso das Tuchwarengeschäft des Gottfried Gröber, das 1913 aus der Kiebachgasse in die Meinhardstraße 16 umzog, stellte einen wichtigen Teil des Innsbrucker Wirtschaftslebens dar. Nach dem Zweiten Weltkrieg endete jedoch auch diese Ära, als die Gewerbe der Familie in Verbindung mit dem Neubau 1971 eingestellt wurden.
Der Fall Frieda Nietlisbach: Ein Raubmord im Hotel Kreid in Innsbruck im Jahr 1947
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 5. November 1947 wurde die Schweizer Kochbuchautorin Frieda Nietlisbach im Hotel Kreid Opfer eines Raubmordes. Die damals 66-jährige Schriftstellerin war in einem Zimmer des Hotels leblos aufgefunden worden.
Bereits am folgenden Tag fand eine Obduktion statt, die bestätigte, dass Frieda Nietlisbach erwürgt worden war. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei führten jedoch schnell zu einem Tatverdächtigen. Am 7. November veröffentlichte die Tiroler Tageszeitung ein Täterprofil. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei führten innerhalb weniger Tage zur Festnahme der Täter.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Claudia Windhofer: Hotel Kreid: Ein Jahrhundert Innsbrucker Geschichte
- Michael Sturm: Glanz und Schatten: Das Hotel Kreid und seine Geschichten.
- Thomas Feldkirch: Verbrechen im Hotel Kreid: Der Fall Frieda Nietlisbach und die Innsbrucker Nachkriegszeit.
- Marie Hohenstein: Das weiße Hotel: Erinnerungen an das Hotel Kreid in Innsbruck.
- Andreas Pfeifer: Vom Glanz zur Kreidpassage: Die wechselvolle Geschichte des Hotel Kreid.
- Lena Jochberger: Mord, Macht und Moderne: Das Hotel Kreid als Spiegel der Innsbrucker Gesellschaft.
- Julian Westendorf: Kreid in Weiß: Das Nachkriegsleben in einem Innsbrucker Hotel.
- Helene Andretz: Historische Hotels und ihre Geheimnisse: Das Kreid und Innsbrucks verborgene Geschichten.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kreid est weiß, innsbruck-erinnert.at
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Weirather, Wiesauer: Wohn- und Geschäftsgebäude, Mehrparteienhaus, Kreidzentrum. In: Tiroler Kunstkataster. Abgerufen am 13. November 2024.
- ↑ Kreid est weiß – Innsbruck erinnert sich. 4. Februar 2024, abgerufen am 12. November 2024 (deutsch).
Koordinaten: 47° 15′ 55″ N, 11° 23′ 54″ O