Hutfiltern
Hutfiltern | |
---|---|
Straße in Braunschweig | |
Haus Leuenturm, Hutfiltern 2 | |
Basisdaten | |
Ort | Braunschweig |
Ortsteil | Innenstadt |
Angelegt | im Mittelalter |
Neugestaltet | nach dem Zweiten Weltkrieg |
Hist. Namen | u. a. vor der korten brugge (bis 1427), ante brevem pontem (1304), in den hotwelkeren (1427), in den hotfiltern (1462), Hutfiltern (1606)[1] |
Anschlussstraßen | Damm (nach Osten) |
Querstraßen | Kattreppeln (nach Südosten) |
Plätze | Kohlmarkt |
Bauwerke | Haus Leuenturm, Katzenbalgen |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 100 m |
Hutfiltern ist eine Straße in der Innenstadt von Braunschweig, am Übergang vom historischen Weichbild Altstadt in das Weichbild Altewiek. Sie ist eine der ältesten und war eine der wichtigsten Handelsstraßen der Stadt.
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im mittelalterlichen Braunschweig wurde Niederdeutsch gesprochen. Die in der Straße, nahe dem zentralen Kohlmarkt, ansässigen Handwerker waren Hutmacher[2], bzw. Hutfilzer, auf Niederdeutsch als hôtfilter bezeichnet.[3]
Wie auch bei einigen anderen Straßennamen der Stadt Braunschweig, zum Beispiel Ölschlägern oder Kattreppeln, ist das auslautende „n“ am Wortende seinem Ursprung nach eine alte, bereits wohl seit dem 17. Jahrhundert nicht mehr verwendete, bzw. verstandene Deklinationsendung des Plural-Dativs und wird seither als Singularform verwendet.
„Dies liegt daran, daß Ortsnamen, wenn sie in Sätzen vorkommen, in den allermeisten Fällen eine Antwort auf die explizite oder implizite Frage "Wo?" darstellen. Und auf diese Frage antwortet man im Deutschen mit einer Präposition plus Dativ. So auch im Falle von in den hotfiltern, frei übersetzt ,bei den Hutmachern' […] Was diese Uminterpretation des Endungs-n betrifft, haben sich die Braunschweiger Straßennamen Hutfiltern und Ölschlägern (1405: by den olslegern, ,bei den Ölmüllern‘) parallel entwickelt.“
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Straße verläuft grob von West nach Ost vom Kohlmarkt kommend und geht an ihrem Ende in die Straße Damm über, wobei sie gleichzeitig südöstlich in den Kattreppeln abzweigt. Ursprünglich führte die Handelsstraße von Westen aus Minden und Hildesheim kommend, weiter nach Magdeburg, 90 km im Osten gelegen.[1] Das Gebiet der Altstadt, bzw. der Altewiek war im Mittelalter sumpfig. Eine Vielzahl mehr oder weniger großer Okerarme schlängelten sich durch diesen Bereich, weshalb es zu deren Überquerung etliche Brücken gab.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Gebiet um den Hutfiltern nach und nach trockengelegt, im späten 19. Jahrhundert wurde damit begonnen, die Oker in diesem Stadtgebiet unterirdisch zu kanalisieren[4], bzw. einige der kleineren Arme zuzuschütten, um Baugrund zu gewinnen. Der Hutfiltern ist heute Teil der innerstädtischen Fußgängerzone.
Bauwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben zahlreichen heute unter Denkmalschutz stehenden Häusern gibt es folgende Gebäude:
- Hutfilter 2: Haus Leuenturm, Fachwerkhaus von 1777[5]
- Hutfiltern 5 und 6: zwei Fachwerkhäuser wohl aus dem 19. Jahrhundert[6]
- Hutfiltern 7: ein Massivbau von 1904[6]
- Hutfiltern 8: ein Massivbau von 1887[6]
Burgpassage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Gebäude Hutfiltern 8 befand sich jahrzehntelang bis 1981 das Pressehaus der Braunschweiger Zeitung. 1981 wurde dort ein Durchbruch für die Burgpassage, eine überdachte 4-stöckige Ladenpassage mit ursprünglich 40 Geschäften, bis zur Kreuzung Schuhstraße/Kleine Burg geschaffen. Die 1983[7] eröffnete Burgpassage wiederum sollte 2019 abgerissen werden, um einer nach oben offenen Einkaufs- und Wohnstraße Platz zu machen.[8] Seit einem Gerichtsurteil Ende 2019[9] ruht dieses Projekt jedoch.
Katzenbalgen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Abzweigung in den Kattreppeln, bzw. beim Übergang des Hutfiltern in den Damm steht seit 1981 eine Stele des Bildhauers Siegfried Neuenhausen. Der Titel des Werkes nimmt Bezug auf die volkstümliche, jedoch falsche[10] Vermutung, der Name Kattreppeln leite sich etymologisch aus „sich balgenden Katzen“ oder „Katzbalgen“ ab.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johannes Angel: Hutfiltern. In: Luitgard Camerer, Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1992, ISBN 3-926701-14-5, S. 113.
- Johannes Angel: Hutfiltern. In: Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Ergänzungsband. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1996, ISBN 3-926701-30-7, S. 71.
- Herbert Blume: Braunschweiger Straßennamen: Hutfiltern, Kattreppeln und Abelnkarre. In: Braunschweigische Heimat, Band 80, Braunschweig 1994, S. 99–111.
- Jürgen Hodemacher: Braunschweigs Straßen, ihre Namen und ihre Geschichten. Band 1: Innenstadt. Cremlingen 1995, ISBN 3-92706-011-9, S. 160–161.
- Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 1.1.: Stadt Braunschweig. Teil 1, S. 97, 102–105.
- Heinrich Meier: Die Straßennamen der Stadt Braunschweig. In: Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Geschichte. Band 1, Zwissler, Wolfenbüttel 1904, S. 50 (Digitalisat), DNB 58068654X.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Heinrich Meier: Die Straßennamen der Stadt Braunschweig. S. 50.
- ↑ Werner Spieß: Geschichte der Stadt Braunschweig im Nachmittelalter. Vom Ausgang des Mittelalters bis zum Ende der Stadtfreiheit 1491–1671. Band 1, Waisenhaus-Buchdruckerei und Verlag, Braunschweig 1966, S. 281–282.
- ↑ Herbert Blume: Braunschweiger Straßennamen: Hutfiltern, Kattreppeln und Abelnkarre. S. 100.
- ↑ Wolfgang Ernst: Braunschweigs Unterwelt. Kanäle und Gewölbe unter der Stadt. Band 1: Der Burgmühlengraben im Wandel der Zeit. Appelhans Verlag, Braunschweig 2011, ISBN 978-3-941737-40-2, S. 38.
- ↑ Stadt Braunschweig, Bauverwaltung (Hrsg.): Untersuchung zur Baugeschichte des Kohlmarktes. S. 28.
- ↑ a b c Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 1.1.: Stadt Braunschweig. Teil 1, S. 102.
- ↑ Norman-Mathias Pingel: Passagen. In Luitgard Camerer, Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1992, ISBN 3-926701-14-5, S. 177.
- ↑ Braunschweig: Abriss der Burgpassage auf moderne-regional.de.
- ↑ [1]
- ↑ Herbert Blume: Braunschweiger Straßennamen: Hutfiltern, Kattreppeln und Abelnkarre. S. 106.
Koordinaten: 52° 15′ 44,6″ N, 10° 31′ 16,1″ O