Güterwagen nach Indian Railway Standard

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Güterwagen nach Indian Railway Standard (IRS) waren standardisierte Güterwagenbaureihen, die von den Eisenbahngesellschaften in Britisch-Indien ab 1928 bis zur Unabhängigkeit Indiens 1947 beschafft wurden.

Allgemeine Entwicklungsgeschichte

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Um 1900 bestand das Eisenbahnnetz in Britisch-Indien aus 19 getrennten Eisenbahnsystemen, von denen die meisten in Privatbesitz waren. Jede Eisenbahngesellschaft hatte ihre eigenen Regeln und Vorschriften bezüglich der Beförderung von Passagieren und Gütern. Um die Schwierigkeiten in Bezug auf die unterschiedlichen Regeln und Vorschriften zu überwinden und zu gewährleisten, dass Eisenbahnwagen einer Gesellschaft auch auf jedes Schienennetz jeder anderen Gesellschaft übergehen konnten, wurde 1902 die Indian Railway Conference Association (IRCA) gegründet.[1] Später wurde beschlossen, auch einheitliche Standards für Dampflokomotiven, Personen- und Güterwagen zu entwickeln.

1919 erschienen die ersten Standards für Güterwagen in indischer Breitspur und Meterspur, bekannt als IRCA-Design. Wegen mehrerer Einwände seitens verschiedener Eisenbahngesellschaften, wurde 1924 ein neuer Normenausschuss, das Carriage and Wagon Standards Committee, gebildet, mit der Aufgabe diese Entwürfe in Zusammenarbeit mit dem britischen Ingenieurbüro Rendel, Palmer and Tritton zu überarbeiten. Außerdem sollten auch Vorgaben für Güterwagen in den Schmalspurweiten 762 mm und 610 mm ausgearbeitet werden.[2][3]

1928 erschienen die ersten Entwürfe für Standardgüterwagen nach dem neuen Indian Railway Standard (IRS).[4]

IRS Güterwagen-Baureihen

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Musterwagen Typ OS, gebaut von Leeds Forge in England

Die Baureihen für die indische Breitspur wurden mit Großbuchstaben bezeichnet, die sich in der Regel von der Wagenbauart ableiteten. So stand „O“ für Open wagon (deutsch: offener Güterwagen) und „C“ für Covered wagon (deutsch: gedeckter Güterwagen). Weitere Wagentypen wurden dann mit zusätzlichen Buchstaben benannt. Beispielsweise „OM“ für Open military oder „CJ“ für Covered Jute (gedeckter Wagen für den Transport von Jute). Wagen mit Drehgestellen hatten davor ein „B“ für Bogie, beispielsweise „BO“ für einen offenen Wagen.[5]

Im Laufe der Jahre entstanden über 25 verschiedene Wagentypen:[6]

Bauart englische Bezeichnung Typen
Offene Güterwagen zweiachsig open O, OH, OM, ON, OS, OX
mit Drehgestellen bogie open BO, BOC
Gedeckte Güterwagen zweiachsig covered C, CA, CE, CH, CJ, CMR, CR, CX
mit Drehgestellen bogie covered BCR
Bremserwagen zweiachsig brake van goods BVG
Kesselwagen zweiachsig tank TO, TP, TM
Schienentransportwagen mit Drehgestellen bogie rail BR
Tiefladewagen mit Drehgestellen bogie well BW, BWH, BWL, BWX

Von jedem Wagentyp wurden jeweils mehrere Musterwagen angefertigt. Anfangs wurden diese von britischen Wagenherstellern gebaut, später direkt in Indien.

Die verschiedenen Typen waren in der Regel alle für eine Achslast von 16,3 t konstruiert. Lediglich die Typen mit „X“ hatten eine Achslast von 19,3 t.[6]

Außerdem entstanden auch Standardbaureihen für Meterspur und Schmalspur.[7] Eine der ersten Wagentypen für die Meterspur war „MBR“ für Metre-gauge Bogie Rail (deutsch in etwa: Drehgestellwagen zum Schienentransport für die Meterspurweite).[8] Bei Standardbaureihen für Schmalspur wurde entsprechend ein „N“ für Narrow-gauge vor den Wagentyp gestellt.

Vorteile der neuen Standardbaureihen

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Die indischen Klasse-1-Gesellschaften führten nun gemeinsame Ausschreibungen bei den Wagenbauanstalten durch und bestellten zusammen ihren jährlichen Bedarf. So konnten die Gesellschaften günstigere Preise erzielen und die Wagenbauanstalten besser planen. Soweit die indischen Hersteller nicht in der Lage waren alle gewünschten Wagen zu liefern, wurde auch bei britischen Herstellern bestellt. Bei der ersten gemeinsamen Bestellung für 1929/1930 bestellten alle Gesellschaften zusammen 4315 zweiachsige Güterwagen nach dem neuen IRS.[7]

Aufgrund der einheitlichen Baureihen und Standards konnten zudem defekte Güterwagen nun auch in den Werkstätten jeder anderen Eisenbahngesellschaft repariert werden und brauchten dazu nicht erst zu der Werkstatt der Eigentümergesellschaft transportiert zu werden.

Übersicht ausgewählter Wagentypen

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Wagentyp LüP
[mm]
Rahmenlänge
[mm]
Breite
[mm]
Anzahl
Achsen
Radstand
[mm]
Eigen-
gewicht
[t]
Lade-
gewicht
[t]
Quellen
(mit Bild)
O 5943 2844 2 3505 10,31 22,29 [9]
OM 2 10,62 21,98 [10]
OS 9345 8382 2844 2 4877 13,9 31 [11][12]
BOC 13462 12192 2844 4 10363 20,06 45,14 [13]
C 7670 6400 2844 2 10,1 [14]
CR 7163 2844 2 4572 10,77 21,83 [9][15][16]
CMR 2 11 21 [17]
MC 5486 2392 2 3048 5,5 18 [18]
MBVG 5182 2 3048 12,35 3 [19]
MBTP 8992 2238 4 6934 17,11 24094 Ltr. [20]
MBR 13106 2489 4 10896 11,91 36 [21][8]
NOM 2133 4 7,45 20 [22]

Weitere Entwicklung

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Der IRS blieb bis zur Unabhängigkeit Indiens 1947 gültig. Danach wurden von Indian Railways neue Standards für Güterwagen entwickelt. Die Baureihen- bzw. Typenbezeichnungen wurden übernommen und weiterentwickelt.[6] Beispielsweise entstand 1951 der Spezial-Tiefladewagen BWS für bogie well wagon special (deutsch etwa: Spezial-Tiefladewagen mit Drehgestellen). Da die IR heute nur noch Drehgestell-Güterwagen im Einsatz haben beginnen entsprechend alle Typen mit „B“ für bogie (Drehgestell). Der heute mit am häufigsten verwendete offenen Güterwagen hat die Typenbezeichnung „BOXN“.[23]

Einzelnachweise

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  1. History. IRCA, abgerufen am 6. März 2023 (englisch).
  2. Indian Railway Standard Freight Cars. In: Commerce Reports. Nr. 41. United States Department of Commerce, Oktober 1928, S. 92–93 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Standardisation of Rolling-stock In: Report On Indian Railways 1924 1925 Vol I, S. 50, abgerufen am 2. August 2023.
  4. Freight Car Standard is amended in India In: United States Daily, 8. Oktober 1928, S. 6, abgerufen am 6. März 2023.
  5. Current News. In: P. Doyle (Hrsg.): Indian Engineering, An illustrated weekly journal. Band 84, 1928, S. 358 (englisch).
  6. a b c Evolution of Freight Stock in Indian Railways Von: Om Pakrash Chaube, RDSO Indian Railways, S. 2–3, abgerufen am 6. März 2023.
  7. a b Standardization of Rolling Stock In: Railways in India – Administration Report for the year 1928–29 and 1929–30, S. 55–56, abgerufen am 6. März 2023.
  8. a b IRS Bogie Rail Wagon Type MBR. Flickr, abgerufen am 2. August 2023.
  9. a b Anzeige von Metro-Cammell von 1946. Flickr, abgerufen am 6. März 2023 (englisch).
  10. IRS Type OM. Flickr, abgerufen am 2. August 2023.
  11. High-capacity coal wagons, Indian State Rys. In: The Locomotive Railway Carriage and Wagon Review. Locomotive Publishing Company, London 15. Mai 1929, S. 156–158 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. IRS Type OS. Flickr, abgerufen am 2. August 2023.
  13. New Bogie Coal Wagons, Indian State Rys. In: The Locomotive Railway Carriage and Wagon Review. Locomotive Publishing Company, London 15. Juli 1929, S. 221–224 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Descripton of "C" Type Car. In: Commerce Reports. Nr. 41. United States Department of Commerce, Oktober 1928, S. 93 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. IRS Type CR. Flickr, abgerufen am 2. August 2023.
  16. IRS Covered Wagons 1948. Flickr, abgerufen am 2. August 2023.
  17. IRS Type CMR. Flickr, abgerufen am 2. August 2023.
  18. Glyn Thomas: Indian Rolling Stock in HO Scale. Hrsg.: J. Julian Rainbow. 2022, ISBN 979-82-1803652-2, S. 90.
  19. Glyn Thomas: Indian Rolling Stock in HO Scale. Hrsg.: J. Julian Rainbow. 2022, ISBN 979-82-1803652-2, S. 106.
  20. Glyn Thomas: Indian Rolling Stock in HO Scale. Hrsg.: J. Julian Rainbow. 2022, ISBN 979-82-1803652-2, S. 103.
  21. Glyn Thomas: Indian Rolling Stock in HO Scale. Hrsg.: J. Julian Rainbow. 2022, ISBN 979-82-1803652-2, S. 105.
  22. Institution of Mechanical Engineers (Hrsg.): Journal of the Inst. of Loco. Engineers, Band 27, Ausgabe 139. 29. September 1937, S. 595 (englisch).
  23. Know Indian Railways' Wagons. (PDF) Indian Railway Board, Januar 2021, abgerufen am 13. August 2023 (englisch).