ITC Tiffany
Die Tiffany – nach dem Schriftenhersteller, welcher sie herausbrachte, oft auch als ITC Tiffany bezeichnet – ist eine Antiqua-Schriftart mit humanistischem Charakter. Gestaltet wurde sie von dem US-amerikanischen Schriftdesigner Ed Benguiat. Vom Typ her in der Regel der venezianischen Renaissanceantiqua zugeordnet, avancierte die 1974 erschienene Schrift zu einer der meistverbreiteten Werbeschriften der 1970er-Jahre.
Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ITC Tiffany gehört zu jenen klassischen Designerschriften, welche der New Yorker Typedesigner Ed Benguiat für das – gleichfalls in New York ansässige Typedesigner-Schriftenlabel International Typeface Corporation (ITC) entwarf. Mit der ITC Souvenir (1970) – ebenso wie mit seiner Beteiligung an der Erstellung der ebenfalls 1970 auf den Markt gekommenen ITC Avant Garde – hatte sich Benguiat bereits einen Ruf erworben als (Mit-)Designer kommerziell erfolgreicher Schriften.[1] Die ITC Tiffany entstand 1974. Ihr Entwurf war keine (komplette) designerische Neuschöpfung. Vielmehr basierte das Zeichenbild auf zwei älteren Schriften: der 1884 von der in Philadelphia ansässigen Bleisatzgießerei MacKellar Smiths & Jordan auf den Markt gebrachten Ronaldson und der Caxton, einer weiteren, 1904 erstmals verlegten Bleisatz-Antiqua.[2]
Die 1974 erschienene ITC Tiffany wurde zunächst mit drei, später dann mit vier Strichstärken versehen. Aktuell kommen jeweils vier Italic-Varianten hinzu.[3] Erkennungszeichen der Tiffany sind die betonten, oftmals in Schrägposition angebrachten Serifen, die kalligrafische Strichführung bei der Ausführung der einzelnen Zeichen sowie die – für eine Renaissanceantiqua des venezianischen Typs ungewöhnlich starken – Stichstärkenkontraste.[4] Letztere waren in den beiden Vorlagen – der Ronaldson und der Caxton – weniger präsent. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Form des Kleinbuchstabens „e“: Anders als in den beiden Referenzschriften ist diese nicht horizontal, sondern schräg – ein typisches Kennzeichen von Schriften des venezianischen Typs aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Obwohl für Mengentext-Einsätze ausgestattet, machte die ITC Tiffany vor allem als Werbeschrift von sich reden – also bei der Ausgestaltung optisch herausragender Elemente. Rückblickend gilt sie als eine der wichtigen Werbeschriften der 1970er-Jahre-Periode.[5] Zu einer markanten, vor allem bei Slogans und in der Headline-Gestaltung beliebten „Textmarke“ avancierten die beiden Ultrafett-Varianten (Heavy und Heavy Italic). Ein bekannter, in der ITC Tiffany gestalteter Schriftzug ist das Logo des 1997 erschienenen Quentin-Tarantino-Films Jackie Brown.[6] Über diese Verwendung hinaus listet die US-amerikanische Schriftdesign-Archivseite Fonts in Use rund 30 weitere Artworks unter Verwendung der Tiffany auf – beispielsweise die 1978 erschienene Platte Cold Train des Rockabilly-Sängers Del Shannon sowie ein Veranstaltungsplakat der Wiener DJs Kruder & Dorfmeister für einen Sessionkonzert in Bern 2009.[7]
Digitale Versionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als bekannter Schrift-Klassiker ist die ITC Tiffany in den Bibliotheken vieler namhafter Schriftdistributoren mit vertreten – so etwa der von Linotype, Monotype sowie der von Adobe. Als Digitalfonts neu aufgelegt sind zwischenzeitlich auch die beiden Tiffany-Vorlagen Ronaldson und Caxton. Die Caxton wurde von Lee Usherwood neu gezeichnet und 1981 als ITC Caxton neu aufgelegt. Eine – 2006 entstandene – Digitalversion der Ronaldson wird von dem in Toronto ansässigen Label Canada Type vertrieben.[8]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die 100 besten Schriften aller Zeiten. 23. Avant Garde ( des vom 20. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , FontShop (Hrsg.): Die 100 besten Schriften aller Zeiten, HTML-Version, aufgerufen am 23. September 2018.
- ↑ ITC Tiffany. Ralf Herrmann, Typografie.info, 21. Oktober 2014.
- ↑ Aktueller Ausbau siehe Kurzinfos und Credits zu ITC Tiffany bei MyFonts.com, aufgerufen am 23. September 2018 (Engl.)
- ↑ Schriftklassen-Zuordnung siehe: Venezianische Renaissance-Antiqua, Wolfgang Beinert, typolexikon.de, 1. August 2018.
- ↑ Chimäre oder Wirklichkeit? Werbeschriften der Siebziger. Günter Schuler, Publishing Praxis, Ausgabe 12/2001 (Heftteil „Invers“; PDF)
- ↑ Jackie Brown, design-is-fine.org, aufgerufen am 23. September 2018 (Engl.)
- ↑ ITC Tiffany. Fonts in Use, aufgerufen am 16. Oktober 2023
- ↑ Kurzinfos und Credits zur Ronaldson und zur ITC Caxton; jeweils bei MyFonts.com, aufgerufen am 23. September 2018 (Engl.)