Indische Nasenplastik

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Die Indische Nasenplastik ist eine alte plastische Operationstechnik zur Wiederherstellung der Nase und damit eine frühe Form der Rhinoplastik.

Der Ursprung der Operation liegt im vorchristlichen Indien, wo manche Verbrechen durch Abschneiden der Nase, der Ohren und der Lippen bestraft wurden. Bei der etwa 400 v. Chr. erstmals beschriebenen Indischen Methode wird zum Ersatz der Nase ein Schwenklappen aus der Stirn gebildet. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts verbreitet sich die Methode von Sizilien, wo sie von der Wundarztfamilie Branca weiterentwickelt wurde, bis nach Kalabrien, um mit dem Ende des 16. Jahrhunderts wieder in Vergessenheit zu geraten.

Etwa zur gleichen Zeit beschrieb Gasparo Tagliacozzi in Bologna eine andere Operationsmethode: Das Charakteristische dieser Italienischen oder Tagliacozzischen Methode ist die Bildung des Ersatzlappens aus der Haut des Arms.

Historische Darstellung der Rhinoplastik; Meyers Konversationslexikon (1885–90)

Tagliacozzis Operation wurde von den meisten Ärzten seiner Zeit als unausführbar bezeichnet und geriet später in Vergessenheit. Die Indische Methode hingegen wurde fortentwickelt und zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit Erfolg von Joseph Constantine Carpue in England angewandt. Am 23. Oktober 1814 führte er am St George’s Hospital in London seine erste Schönheitsoperation durch,[1] und damit die erste Rhinoplastik durch Transplantation in Europa.[2] In Deutschland operierte Karl Ferdinand von Gräfe nach der Italienischen, später auch nach der Indischen Methode.

Der Erfolg der Indischen Methode beruht darauf, dass der von der Stirn zum Mittelgesicht geschwenkte Hautlappen zunächst über mehrere Wochen über einen breiten Gewebestiel mit dem Spenderbereich verbunden bleibt. Erst wenn neu einwachsende Blutgefäße aus dem Empfängergewebe die Ernährung der Haut übernommen haben, wird der Gewebestiel zur Stirn abgetrennt.

  • Karl von Graefe: Rhinoplastik oder die Kunst den Verlust der Nase organisch zu ersetzen; in ihren früheren Verhältnissen erforscht und durch neue Verfahrenweisen zur höheren Vollkommenheit gefördert. Realschulbuchhandlung, Berlin 1818.
  • Johann Friedrich Dieffenbach: Chirurgische Erfahrungen besonders über die Wiederherstellung zerstörte Teile des menschlichen Körpers nach den neuesten Methoden. Enslin Verlag, Berlin 1829/34 (4 Bände).
  • August Lange: Die Rhinoplastik im 'Göttingischen Taschenkalender auf das Jahr 1805'. Eine Bemerkung zur Geschichte der Nasenwiederherstellung. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 9, 1991, S. 345–350.

Einzelnachweise

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  1. Ann Davey, Colin S. Ince (Hrsg.): Fundamentals of Operating Department Practice. Greenwich Medical Media, London 2000, ISBN 0-521-68286-X, Seite 3. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche (englisch)
  2. Georg Fischer: Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie. [Gewidmet der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie]. Verlag von F. C. W. Vogel, Leipzig 1876; Neudruck mit dem Untertitel Historische Studie über das 18. Jahrhundert aus dem Jahre 1876 und mit einem Vorwort von Rolf Winau: Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1978, ISBN 3-540-08751-6, S. 480.