Ingo Insterburg

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Ingo Insterburg (2012)

Ingo Insterburg, eigentlich Ingo Wetzker (* 6. April 1934 in Insterburg, Ostpreußen; † 27. Oktober 2018 in Berlin), war ein deutscher Musik-Kabarettist, Komiker, Sänger, Multiinstrumentalist, Schriftsteller, Schauspieler, Komponist, Maler und Zeichner.

Der gebürtige Ostpreuße floh 1944 mit seiner Familie zunächst nach Zschopau im Erzgebirge und wuchs dann in Bernburg (Saale) auf, das ab 1945 zur SBZ und ab 1949 zur DDR gehörte. An der Oberschule Bernburg erwarb er das Abitur, danach zog er 1953 nach West-Berlin und machte erneut die Abiturprüfung, weil sein DDR-Abitur nicht anerkannt wurde.[1] Insterburg studierte in Berlin von 1954 bis 1959 Kunstpädagogik an der Hochschule für Bildende Künste. 1959 begleitete er Klaus Kinski als Guitar-Ingo bei dessen Brechtballaden[2] und spielte als Solo-Gitarrist die EP Guitar-Ingo ein.[3][4] Zusammen mit Karl Dall, Jürgen Barz und Peter Ehlebracht gründete er 1967 die Komikergruppe Insterburg & Co., die in dieser Zusammensetzung bis 1979 bestand. Zu seinen bekanntesten Liedern dieser Zeit gehört Ich liebte ein Mädchen, in dem Insterburg meist wenig ergiebige Liebesversuche in verschiedenen Bezirken Berlins, in deutschen Städten und dann in Staaten und Regionen der Erde besingt, bis diese ihn schließlich auf den Mars führen.

Bis 1993 tourte Insterburg mit verschiedenen Besetzungen unter dem alten Bandnamen. 1994 löste Insterburg die Gruppe auf und trat vorerst als Solist auf.

2005 ging Insterburg noch einmal mit Karl Dall auf Tournee.[5] Ab 2011 bildete er mit Lothar „Black“ Lechleiter das Duo „Insterburg & Black“.[6]

Insterburg spielte in vier Kinofilmen mit und verfasste mehrere Bücher. Er baute viele seiner Instrumente selbst. Dazu zählen zahlreiche eigene, oft skurrile Erfindungen, etwa Instrumente aus Küchengeräten wie ein Saxophon aus einem Abwasserschlauch.[7]

Insterburg, der nach eigener Aussage ab 1980 tabak- und alkoholabstinent lebte, warnte bei Auftritten vor Jugendlichen vor den Gefahren des Rauchens und Trinkens. Bis zu seinem 70. Lebensjahr war er passionierter Läufer, der insgesamt 21 Marathonläufe absolvierte. Der überzeugte Vegetarier war Ehrenmitglied im Vegetarierbund Deutschland.[8]

Insterburg lebte in Berlin als Single, nachdem er sich 1964 nach vier Jahren Ehe von seiner Frau getrennt hatte.[9] Er starb am 27. Oktober 2018 an den Folgen von Darmkrebs in einem Hospiz in Berlin-Charlottenburg.[10][11] Ingo Insterburg fand seine letzte Ruhestätte auf dem Waldfriedhof Dahlem (Grab-Nr. 010/434).[12]

Ingo Insterburg hatte zwei Söhne, von denen einer bei einem Verkehrsunfall starb, während sein Sohn Wolf Wetzker ihn überlebte.[10]

Ingo Insterburg (2016)
Grabstein für Ingo Insterburg auf dem Waldfriedhof Dahlem

Bühnenprogramme (Auswahl)

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  • Kunst & Müll[13]
  • Ich liebte ein Mädchen[14]
  • Höhepunkte aus zwei Künstlerleben[15]
  • 1959: Guitar-Ingo (Amadeo)
  • 1968: Barocke Liebeslyrik (mit Jürgen Barz)
  • 1970: Ich liebte ein Mädchen in Lichterfelde
  • 1995: Ingo Insterburg – ein Virtuose mit Zukunft, live aus dem Osslowski, Gotha (Wortart)
  • 1995: Ich liebte ein Mädchen in Pankow (BMG-Amiga, Maxi-CD)
  • 1997: Ein Virtuose mit Zukunft
  • 2000: Lanzarote (Single)
  • 2000: 3×7 Liebeslieder/Liebesspiel-Sonate (Conträr, Doppel-CD)
  • 2001: Rosenöl-Sonate/Alte Klassik – Neue Lieder (Conträr, Doppel-CD)
  • 2002: Gymnastiklehrerin à gogo (Single)

Insterburg & Co.

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  • 1968: Eins – Zwei – Drei und Zwischenspiel … (Philips)
  • 1968: Geschwister Jacob & Insterburg & Co – Quartett Im Bett – (Original-Filmmusik, CBS)
  • 1969: Popklamotten (Philips)
  • 1970: Laßt uns unsern Apfelbaum (Philips)
  • 1971: Musikalisches Gerümpel (Philips)
  • 1972: Lieder aus Kunst und Honig (Philips)
  • 1972: Sketsch Up (Philips)
  • 1973: Hohe Schule der Musik (Philips)
  • 1973: Sketsch Up Nr. 2: Fritz hat ’ne Meise (Philips)
  • 1974: Herzlichen Glückwunsch zur Eintrittskarte (Philips)
  • 1974: Käse, Kunst und Pop-Gerümpel (Philips)
  • 1975: Motive (Philips)
  • 1975: Diese Scheibe ist ein Hit (7″-Single, Philips)
  • 1976: Nur Engel singen schöner (Philips)
  • 1976: Instrumentenschlacht (Phonogram)
  • 1976: Die Königsblödler – Die besten Live Record-Dings (Philips)
  • 1977: Musik im Eimer(Philips)
  • 1977: Insterburger Pop-Spektakel (Phonogram/Philips)
  • 1978: Insterburg Live ’78 (RCA)
  • 1978: Sketch as Sketch Can – Nonsens am laufenden Band (RCA)

Insterburg & Co. (Zweitbesetzung)

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  • 1989: Ein faules Ei ist immer dabei (Ingo Insterburg, Marian Marajan, Jupi Sirius, Georg Himmelblau)
  • 1990: Märchenhaftes (Ingo Insterburg, Marian Marajan, Jupi Sirius, Georg Himmelblau)
  • 1993: Spassvogeleien (Ingo Insterburg, Marian Marajan, Georg Himmelblau)

Literarische Werke

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  • 1972: Gedichte. Rautenberg, Leer.
  • 1973: Das Leben des Otto Darmstatt. Roman. Rautenberg, Leer, ISBN 3-7921-0121-1.
  • 1989: Das armseelige Liebesleben des intelligenten Johnny Käse. Bildungsroman. Otto Darmstatt Verlag.
  • 1989: Ekel-Lyrik.
  • 1993: Raucher- und Trinker-Lyrik. Otto Darmstatt Verlag.
  • 2001: Die ersten 23456 Tage meines Lebens. Berlin Concert & Media, Berlin, ISBN 3-936399-00-X. (Neuauflagen 2003 mit Raucher- und Trinker-Lyrik und 2005 mit Raucher- und Trinker-Lyrik und 500 Zwei- und Mehrzeiler.)
  • 2014: 5555 Gedichte (Band 1). Berlin Concert & Media, Berlin, ISBN 978-3-936399-11-0.
  • 2014: 5555 Gedichte (Band 2). Berlin Concert & Media, Berlin, ISBN 978-3-936399-12-7.
  • 2014: Raucher- und Trinker-Lyrik. Buch und CD/Hörbuch. Berlin Concert & Media, Berlin, ISBN 978-3-936399-08-0.
Commons: Ingo Insterburg – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. dpa: Tod mit 84: Musik-Tausendsassa Ingo Insterburg gestorben. In: zeit.de. 29. Oktober 2018, abgerufen am 27. November 2020.
  2. „Guitar-Ingo“ mit Klaus Kinski (Memento vom 2. November 2018 im Internet Archive)
  3. Diskografie auf der offiziellen Website ingo-insterburg.com (Memento vom 2. Februar 2014 im Internet Archive), abgerufen am 27. August 2011
  4. Musik, ingo-insterburg.com
  5. Kultur: „Jetzt begreifen wir die Begeisterung“. Vor 25 Jahren schrieben Ingo Insterburg und Karl Dall mit „Insterburg & Co.“ Blödelgeschichte – jetzt treten sie wieder auf. In: tagesspiegel.de. 20. Februar 2005, abgerufen am 4. November 2020 (Interview).
  6. Website von Ingo Insterburg, abgerufen am 2. September 2017
  7. Ingo Insterburg: Das Leben als Souvenir. In: Focus Online. 29. Februar 2016, abgerufen am 6. April 2024 (Inhalt bereitgestellt von dpa. Er wurde von FOCUS online nicht geprüft oder bearbeitet.).
  8. Vegetarierbund Deutschland: Ehrenmitglieder (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  9. Michael L. Müller: Der Spaßsänger und die nackten Musikantinnen., Die Welt, 3. April 2003, abgerufen am 2. November 2018
  10. a b „Ich liebte ein Mädchen“: Liedermacher Ingo Insterburg (84) gestorben, bz-berlin.de, 29. Oktober 2018, abgerufen am 29. Oktober 2018
  11. Christian Schröder: Todesnachricht für Ingo insterburg, tagesspiegel.de, 29. Oktober 2018, abgerufen am 22. Januar 2023
  12. Das Grab von Ingo Insterburg. In: knerger.de. Klaus Nerger, abgerufen am 16. November 2018.
  13. Vorstellung bei Waltrop – Festival, abgerufen am 27. August 2011
  14. Paul Spengler: Ingo Insterburg: Hintergründig und fast 80. Mitteldeutsche Zeitung, 10. September 2013, abgerufen am 16. November 2018.
  15. gogol medien GmbH & Co. KG: Ingo Insterburg & Der Black – Höhepunkte aus zwei Künstlerleben. In: myheimat.de. (myheimat.de [abgerufen am 11. September 2017]).
  16. Theos Blaue Herzen, abgerufen am 11. September 2017
  17. Website des Kabarettarchivs, abgerufen am 15. November 2017