Inseldom

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Das Kloster Herrenchiemsee mit dem Inseldom aus der Luft gesehen
Zugang zum Inseldom auf Herrenchiemsee
Kupferstich des Stifts Herrenchiemsee auf der Herreninsel im Chiemsee aus der Topographia Germaniae des Matthaeus Merian um 1644
Ölgemälde von Wilhelm Boshart
St. Nikolaus in Rimsting mit Hochaltar und Kanzel aus dem Inseldom

Als Inseldom bezeichnet man die ehemalige Stiftskirche der Augustinerchorherren St. Sixtus und St. Sebastian und Kathedrale des Bistums Chiemsee auf Herrenchiemsee, die mit der Säkularisierung in Bayern 1807 profaniert wurde. Der Abbruch des Chors und der Türme und der Umbau zur Brauerei erfolgte 1819/1820. Nach mehrjähriger Bausanierung öffnet die Bayerische Schlösserverwaltung seit 2021 den Inseldom zeitweise für Besucher.

Stift Herrenchiemsee, das Kloster auf der Herreninsel, wurde der Tradition nach durch Herzog Tassilo III. von Bayern gegründet. Die tatsächliche Gründung erfolgte früher, nach neuesten, auch archäologischen Erkenntnissen zwischen 620 und 629.[1] Die Klosterkirche diente von 1216 bis 1807 als Kathedrale des Bistums Chiemsee und wird deswegen auch „Inseldom“ genannt. Ab ca. 1230 waren auf der Herreninsel Augustiner-Chorherren ansässig. Sie bildeten das Domkapitel des Bistums, der Propst des Stifts war zugleich Archidiakon des Bistums.

Die im 12. Jahrhundert erbaute dreischiffige romanische Kirche wurde unter Propst Rupert Puetinger und seinen Nachfolgern gotisch umgestaltet. 1676 bis 1678 wurde die Kirche durch den Graubündner Barockbaumeister Lorenzo Sciascia auf älteren Fundamenten als reich stuckierte und ausgemalte Wandpfeilerkirche mit Seitenkapellen und darüberliegenden Emporen weitgehend neu erbaut. Das erhaltene Deckengewölbe mit aufwändigen Fresken, Stuckaturen und Engeln der Stuckateure Francesco Brenno und Giulio Zuccalli und der Freskomaler Joseph Eder und Jacob Carnutsch zeugt von dieser Zeit. Der Hochaltar wurde nach dem Vorbild von Altären im Salzburger Dom von Matthias Piechlinger (Mühln-Wolfsberg) 1684 geschaffen.[2] Die Türme der gotischen Kirche wurden zunächst beibehalten, 1729 durch schlichte neue mit aufgesetzten Zwiebelhauben ersetzt.[3] Die Orgel mit dem Prospekt von Johann Christoph Egedacher wurde im Jahr 1740 erbaut.

Das Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisation in Bayern aufgelöst, kam in staatlichen Besitz und wurde schließlich an den Mannheimer Kaufmann Carl von Lüneschloß verkauft. 1807 wurde die Klosterkirche profaniert, der Hochaltar und die Kanzel kamen nach St. Nikolaus (Rimsting), die Orgel und Empore nach St. Laurentius (Tittmoning). 1808 verzichtete der letzte Bischof von Chiemsee, Sigmund Christoph von Zeil und Trauchburg, auf sein Amt.[4]

Zwischen 1818 und 1820 ließ der Münchner Großkaufmann Alois von Fleckinger die Türme und den Chor der Kirche abbrechen und das Langhaus ohne Rücksicht auf die historische Bausubstanz zu einer Brauerei umbauen. Der hohe Raum des Langhauses war ideal für das Sudhaus. Deshalb ist heute nur noch dieses erhalten. Auch König Ludwig II., der die Herreninsel 1873 erwarb, ließ die Brauerei als Kgl. Brauerei Herrenchiemsee weiterbetreiben.

Ab 1914 wurde die Brauerei nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten nicht mehr genutzt und der Inseldom war seit der Veräußerung der Inneneinrichtung ab 1917 für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich.[5] 1972 führte das Landbauamt Rosenheim Sicherungsmaßnahmen des Hauptgewölbes durch. 1995 wurde der Dachstuhl saniert, 1997 die Fassade. Nach einer weiteren mehrjährigen Bausanierung, die mit möglichst geringem Aufwand und ohne größere Eingriffe in die historische Bausubstanz erfolgte, und einer Sicherung der erhaltenen Fresken öffnet die Bayerische Schlösserverwaltung seit 2021 den Inseldom zeitweise für Besucher.[6]

Der Inseldom wurde in der Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege unter der Akten-Nummer D-1-87-123-21 geführt als:[7]

Inseldom, barocker Neubau von Lorenzo Sciascia, 1684 errichtet; mit Ausstattung; Abbruch des Chors und der Türme und Umbau zur Brauerei 1819/20.

Jetzt ist der Inseldom aktentechnisch zu D-1-87-123-19 (Altes Schloss, ehemaliges Augustiner-Klosterherren-Chorstift) gehörig.

  • Heike Simon: Die Dom- und Stiftskirche von Herrenchiemsee. Der Barockbau. Ein Beitrag zur Architektur und Dekoration. tuduv-Verlag, München 1992.
  • Walter Brugger, Heinz Dopsch, Joachim Wild (Hrsg.): Herrenchiemsee. Kloster – Chorherrenstift – Königsschloss. Pustet, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7917-2332-7.
Commons: Chiemsee Cathedral – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Johannes Lang: Die Entstehung altbayerischer Inselklöster – ein Überblick. In: Gabriela Signori (Hg.): Inselklöster – Klosterinseln. De Gruyter, München 2019.
  2. Wittigo v. Dobschütz: Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus zu Rimsting. Schnell, Kunstführer Nr. 1414. Erste Auflage 1983. Schnell & Steiner, München/Zürich 1983, S. 6.
  3. HdbG – Klöster in Bayern: Herrenchiemsee, abgerufen am 10. März 2023.
  4. Sigmund Christoph, Fürstbischof von Chiemsee, gebohrner Graf Reichserbtruchseß von Waldburg zu Zeil und Trauchburg etc. Eine biographische Skizze. Thomann, Landshut 1815 (Digitalisat)
  5. Thorsten Marr: Vom Ende der Kgl. Brauerei Herrenchiemsee im Jahre 1914. In: Blog der Bayerischen Schlösserverwaltung. 27. Oktober 2021, abgerufen am 10. März 2023 (deutsch).
  6. Anton Hötzelsperger: Inseldom-Führungen auf Herrenchiemsee. 18. Oktober 2021, abgerufen am 10. März 2023 (deutsch).
  7. Denkmalliste für Chiemsee (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.

Koordinaten: 47° 52′ 8,8″ N, 12° 23′ 49,9″ O