Institut für kortiko-viszerale Pathologie und Therapie

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Das Institut für kortiko-viszerale Pathologie und Therapie war ein 1956 gegründetes medizinisches Forschungsinstitut mit Sitz in Berlin-Buch. Gründer und Direktor des Instituts während des gesamten Bestehens war Rudolf Baumann, zur damaligen Zeit ärztlicher Direktor des städtischen Hufeland-Krankenhauses in Berlin-Buch, aus dessen klinischer Forschungsabteilung für Schlaftherapie das Institut hervorging. Es war zunächst dem Hufeland-Krankenhaus zugeordnet, zwei Jahre nach der Gründung wurde es ein Akademieinstitut der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, der späteren Akademie der Wissenschaften der DDR. Mit Beginn des Jahres 1972 entstand aus dem Institut sowie aus dem von Albert Wollenberger geleiteten Akademie-Institut für Kreislaufforschung das Zentralinstitut für Herz-Kreislaufforschung. 1992 wurde das Institut in Franz-Volhard-Klinik umbenannt.

Das Institutsgebäude wurde vom Architekten Franz Ehrlich in Abstimmung mit Rudolf Baumann geplant.[1] Im Kapitel „Konditionierung in Berlin-Buch“ gehen die Ehrlichbiographen von Borries und Fischer ausführlich auf das Institutsgebaäude ein.[2] Sie resümieren: „Das Klinikum repräsentiert also zwei totale Gestaltungskonzepte: Der Traum des Bauhauses, die Genese eines neuen Menschen durch die materielle Gestaltung der Umwelt zu ermöglichen, traf auf ein im Stalinismus forciertes biophysiologisches Konzept, das den neuen Menschen durch Konditionierung erschaffen wollte.“[3]

Die Forschungsaktivitäten am Institut waren durch die Theorien des sowjetischen Physiologen und Nobelpreisträgers Iwan Petrowitsch Pawlow mitgeprägt und konzentrierten sich auf die Rolle des kortikalen Nervensystems bei der Regulation von Bluthochdruck, Stress, psychosomatisch bedingten Erkrankungen und anderen Störungen der Körperfunktion. Neben einer Reihe von Forschungslaboratorien für experimentelle Arbeiten, beispielsweise für Neurophysiologie und Elektrophysiologie, für kardiologische und hämatologische Untersuchungen, für Radiochemie, Biochemie und experimentelle Pharmakologie, für Histologie sowie für klinische Physiologie und Psychologie, bestand am Institut auch ein Schlaflabor und später eine eigene Klinik mit 30 Betten. Das Institut hatte im Jahr 1961 rund 160 Mitarbeiter, darunter etwa 50 Wissenschaftler. 1990 erfolgte die Schließung.[4]

  • Friedrich von Borries/Jens-Uwe Fischer (2022), Gefangen in der Titotalitätsmaschine. Der Bauhäusler Franz Ehrlich, Berlin: Suhrkamp, S. 215–221.
  • Gausemeier, Bernd (2019), »Von konditionierten Ratten und gestressten Werktätigen«, in: NTM. Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin 27 (2019), S. 311–341.
  • Doreen Scholtz/Holger Steinberg (2011), »Die Theorie und Praxis der Pawlow’schen Schlaftherapie in der DDR«, in: Psychiatrische Praxis 38 (2011), S. 323–328.
  • Carsten Timmermann (2005), „Pavlov in the GDR and Rudolf Baumann's Institute“, in: Medicine, the Market and the Mass Media. Producing Health in the Twentieth Century, herausgegeben von Virginia Berridge und Kelly Loughlin, London: Routledge, S. 251–265. ISBN 0-415-30432-6
  • (2002), „Die Institute für Medizin und Biologie 1947–1971“, in: Geschichte der medizinisch-biologischen Institute Berlin-Buch, herausgegeben von Heinz Bielka, Berlin und Heidelberg: Springer, S. 83/84. ISBN 978-3-540-42842-8
  • Martin Wörner/Wolfgang Schäche/Paul Sigel (2001), Architekturführer Berlin. Berlin: Dietrich Reimer, S. 314. ISBN 3-496-01211-0
  • Christina Czymay (1996), „Die Franz-Volhard-Klinik. Ein bedeutender Klinikbau der fünfziger Jahre“, in: Stalinistische Architektur unter Denkmalschutz? Eine Tagung des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin, herausgegeben von Florian Fiedler, München: Lipp, S. 49–52.

Einzelnachweise

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  1. Christina Czymay: Die Franz-Volhard-Klinik, ein bedeutender Klinikbau der fünfziger Jahre. 1996, abgerufen am 16. Februar 2021. (PDF-Dokument)
  2. Friedrich von Borries/Jens-Uwe Fischer (2022), Gefangen in der Titotalitätsmaschine. Der Bauhäusler Franz Ehrlich, Berlin: Suhrkamp, S. 215–221.
  3. Borries/Fischer (2022), S. 220.
  4. Ohne Herkunft keine Zukunft. In: l-h-q.de. 1. Dezember 2014, abgerufen am 17. Februar 2021.