Israel in Egypt

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Israel in Egypt (HWV 54) ist ein Oratorium in drei Teilen von Georg Friedrich Händel.

Entgegen seiner sonstigen Praxis schrieb Händel dieses Oratorium nicht in einem Schwung von Anfang bis Ende. Vielmehr begann er mit dem letzten Teil, den er Moses Song nannte und zwischen dem 1. und 11. Oktober 1738 schrieb, mit dem Lied am Schilfmeer als Textvorlage. Aus seinem Autograph geht nicht hervor, dass er diesen Akt als Teil eines größeren Oratoriums plante; andererseits ist er als eigenständiges Werk zu kurz.

Als Nächstes komponierte Händel zwischen dem 15. und 20. Oktober den zweiten, Exodus überschriebenen Akt und instrumentierte ihn bis zum 28. Oktober. Mit der Instrumentierung wurde er endgültig am 1. November fertig. Textgrundlage sind hier die im Buch Exodus beschriebenen Zehn Plagen, die sämtlich vom Chor vorgetragen werden, sowie der anschließende Auszug der Kinder Israel aus Ägypten. Die Ouvertüre, betitelt als Lamentation of the Israelites for the death of Joseph, übernahm Händel aus dem Funeral Anthem, der Begräbnismusik für Königin Caroline, die er zwei Jahre zuvor geschrieben hatte. Bereits beim Druck der Partitur wurde der erste Teil aber wieder weggelassen, sodass das Oratorium endgültig ein zweiteiliges Werk ohne Ouvertüre wurde (Exodus und Moses Song). In dieser Form wurde es bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zumeist aufgeführt, als einer der ersten nahm John Eliot Gardiner das Werk 1978 in seiner vollständigen Fassung auf Schallplatte auf.[1]

Die Uraufführung fand am 4. April 1739 im King’s Theatre am Londoner Haymarket statt. Wahrscheinlich wurde zwischen den Akten unter anderem das Orgelkonzert F-Dur The Cuckoo and the Nightingale gespielt, das Händel kurz vorher fertiggestellt hatte.

Folgende Solisten wurden bei der Uraufführung eingesetzt:

Felix Mendelssohn Bartholdy brachte das Werk als großer Verehrer Händels und der „alten Musik“ beim Niederrheinischen Musikfest am 26. Mai 1833 in Düsseldorf, 1836 in Leipzig und 1844 in Berlin wieder zur Aufführung. Die Partitur des Werkes hatte er zu seiner großen Freude in London entdeckt. Im England des 19. Jahrhunderts war das Oratorium sehr beliebt. Bei den großen Händel-Festspielen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Crystal Palace in London unter Leitung des Dirigenten August Manns stattfanden, wurde gewöhnlich Händels „Messias“ am ersten und „Israel in Ägypten“ am letzten Tag aufgeführt. Der Chor war bei diesen Anlässen mit bis zu 4000 Sängerinnen und Sängern besetzt. Auch 1888, am 29. Juni, wurde am Schluss des Händel-Festivals im Crystal Palace „Israel in Egypt“ aufgeführt. Hierbei nahm Edisons Agent in London, Colonel George E. Gouraud, einige Ausschnitte mit Edisons neuem verbessertem Wachswalzen-Phonographen auf. Davon existieren heute noch drei bespielte Wachswalzen, bei denen es sich um die erste erhaltene Musikaufnahme in Großbritannien überhaupt handelt[2].

Der Text des Oratoriums besteht ausschließlich aus Bibelzitaten.[3] Als Librettist wird Charles Jennens vermutet, der später beim Libretto für den Messiah auf ähnliche Weise vorging.

Da die Arien alle bis auf eine im zweiten Teil angesiedelt sind, ergibt sich ein starkes Ungleichgewicht und der Charakter unabhängiger Kompositionen, Heterogenität ist auch innerhalb der Teile anzutreffen.[4] Die Faktur der einzelnen Chöre ist relativ einfach, die Erwartungen an den Hörer „sprengen“ jedoch „das Maß des Gewohnten“, da das kontrastreiche Verhältnis in der Kette der Nummern jedem Chor „seinen Platz im Kontext“ zuweist.[5] Im Hagelchor lösen sich aus fanfarenartiger Textdeklamation Motive, die sich auf das befehlsartige „fire“ reduzieren, worauf im Orchester das Metrum durcheinandergerät.[6] Beim Satz „Er sandte dicke Finsternis“ erscheint der Chor in „fast statischem Satz“, der dann in Fragmente in rezitativischem Duktus zerfällt.[7] Die Fliegenschwärme entfalten sich als „Hörbild“, das auf der Bühne kaum darzustellen wäre.[8] Gegenüber dieser „Dramaturgie der Vielfalt und des Kontrasts“ bildet der folgende Teil einen gleichbleibenden Affekt, „der vielfach umspielt und immer neu gestaltet wird.“[9]

Fälschung von „Dank sei Dir, Herr“ durch Siegfried Ochs

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Für die Aufführungen unter seiner Leitung um 1900 hat Siegfried Ochs in Anlehnung an das Largo aus Händels Oper Xerxes ein Arioso komponiert und als Händels Komposition ausgegeben.[10]

  1. Israel in Egypt, Leitung: John Eliot Gardiner
  2. Die Aufnahmen von 1888 als MP3-Files (Memento vom 26. Februar 2012 im Internet Archive)
  3. Georg Friedrich Händel Israel in Egypt, auf opera.stanford.edu
  4. Linda Maria Koldau: Israel in Egypt (HWV 54). In: Michael Zywietz (Hrsg.): Händels Oratorien, Oden und Serenaten. Laaber-Verlag, Laaber 2010 (=Das Händel-Handbuch, Band 3), ISBN 978-3-89007-687-4, S. 268–286, hier 273.
  5. Friedhelm Krummacher: Händel und das Oratorium. In: Carl Dahlhaus (Hrsg.): Die Musik des 18. Jahrhunderts. Athenaion, Wiesbaden 1985 (= Neues Handbuch der Musikwissenschaft, Band 5), ISBN 3-89007-035-3, S. 188–200, hier 194.
  6. Claus Bockmaier: Händels Oratorien. Ein musikalischer Werkführer. Verlag C. H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-44808-9, S. 83f.
  7. Friedhelm Krummacher: Händel und das Oratorium. In: Carl Dahlhaus (Hrsg.): Die Musik des 18. Jahrhunderts. Athenaion, Wiesbaden 1985 (= Neues Handbuch der Musikwissenschaft, Band 5), ISBN 3-89007-035-3, S. 188–200, hier 194f.
  8. Claus Bockmaier: Händels Oratorien. Ein musikalischer Werkführer. Verlag C. H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-44808-9, S. 62.
  9. Linda Maria Koldau: Israel in Egypt (HWV 54). In: Michael Zywietz (Hrsg.): Händels Oratorien, Oden und Serenaten. Laaber-Verlag, Laaber 2010 (=Das Händel-Handbuch, Band 3), ISBN 978-3-89007-687-4, S. 268–286, hier 279.
  10. Martin Staehelin: „Dank sei Dir, Herr“ – Zur Erklärung einer Händel-Fälschung des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. In: Göttinger Händel-Beiträge. Band 2, 1986, S. 194–206 (digitale-sammlungen.de).
  • Jan Assmann: Das Oratorium ‘Israel in Egypt’ von Georg Friedrich Händel. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-460-08604-3.
  • Hans Joachim Marx: Händels Oratorien, Oden und Serenaten. Vandenhoeck & Ruprecht, 1998, ISBN 978-3-525-27815-4.
  • Albert Scheibler, Julia Evdokimova: Georg Friedrich Händel. Oratorien-Führer. Edition Köln, 1993, ISBN 978-3-928010-04-7.
  • Annette Landgraf: Händels Israel in Egypt. Rezeptionsgeschichte von 1739 bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. ortus musikverlag, Beeskow 2016 (= Studien der Stiftung Händel-Haus 4). ISBN 978-3-937788-51-7
Wikisource: Israel in Egypt – Quellen und Volltexte (englisch)