Izzeldin Abuelaish
Izzeldin Abuelaish (arabisch عزالدين أبو العيش, geboren am 3. Februar 1955 in Dschabaliya, Gazastreifen) ist ein palästinensisch-kanadischer Arzt, Hochschullehrer und Friedensaktivist.
Leben und Karriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Izzeldin Abuelaish wurde am 3. Februar 1955 im Flüchtlingslager Dschabaliya im Gazastreifen geboren. Seine Eltern waren 1948 aus ihrem Heimatdorf Houg in der Nähe von Sderot während der Nakba vertrieben worden. Er ist das älteste von neun Kindern.[1][2]
Abuelaish studierte mit einem Stipendium Medizin in Kairo; spätere Studienaufenthalte brachten ihn an die University of London und an die Harvard-Universität. Er spezialisierte sich auf Gynäkologie und Geburtshilfe und erhielt weiterhin einen Master der Gesundheitswissenschaften.[3] Als erster palästinensischer Arzt überhaupt arbeitete Abuelaish in einem israelischen Krankenhaus, wo er Israelis und Palästinenser behandelte.[4] Bis 2009 arbeitete er als leitender Forscher am Sheba Medical Center in Tel Aviv.[5] 2011 emigrierte er nach Kanada und wurde dort Associate Professor für öffentliches Gesundheitswesen an Dalla Lana School of Public Health an der Universität Toronto.[6]
Abuelaish ist gläubiger Muslim. Seine Ehefrau starb 2008 an Leukämie. Abuelaish lebt in Toronto und ist seit 2015 kanadischer Staatsbürger.[7][8][2]
Friedensaktivismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Abuelaish ist auch als Friedensaktivist im Israel-Gaza Konflikt in Erscheinung getreten. Er wurde bereits fünfmal für den Friedensnobelpreis nominiert.
Am 16. Januar 2009 starben drei seiner Töchter und eine Nichte bei einem israelischen Angriff während der Operation Gegossenes Blei. Abuelashi war bereits in den vorherigen Wochen des Krieges täglich auf dem israelischen Fernsehkanal Channel 10 zu Gast, um über die Lage im Gazastreifen zu berichten. Nach dem Tod seiner Töchter rief er den Moderator von Channel 10, Shlomi Eldar an, das emotionale Telefonat wurde live im Fernsehen übertragen und ging daraufhin im Internet viral.[1]
Infolge der Tode gründetet er die Stiftung Daughters for Life, die sich für Bildung von Mädchen im Nahen Osten einsetzt.[9] Außerdem veröffentlichte er 2010 seine Memoiren I Shall Not Hate: a Gaza Doctor's Journey, die in 23 Sprachen übersetzt wurden.[10][3] Abuelaishs Memoiren wurden auch für das Theater adaptiert.[11]
Auszeichnungen und Ehrendoktorwürden (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](Quelle: [10])
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- fünfmalige Nominierung für den Friedensnobelpreis
- 2009: Nominiert für den Sacharow-Preis
- 2010: Mahatma Gandhi Peace Award of Canada
- 2012: Calgary Peace Prize
- 2012: Walter Reuther Social Justice Award
- 2013: Order of Ontario
Ehrendoktorwürden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2011: Ehrendoktor der Queen’s University
- 2013: Ehrendoktor der University of Toronto
- 2016: Ehrendoktorwürde der University of Windsor
- 2016: Ehrendoktorwürde der Simon Fraser University
Bücher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- I Shall Not Hate: A Gaza Doctor's Journey. Random House, 2010.
- Ich werde nicht hassen: meine Töchter starben, meine Hoffnung lebt weiter. Langen Müller Verlag, München 2022, ISBN 978-3-7844-3652-4 (übersetzt von Ingrid Exo).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Rachel Cooke: Gaza doctor Izzeldin Abuelaish: "We saved lives," I told the children. "Your sisters' blood wasn't wasted". In: The Guardian. 16. Januar 2011, abgerufen am 5. März 2024.
- ↑ a b Pete Smith: Hass ist der Feind des Friedens. In: Ärzte Zeitung. 12. Januar 2012, abgerufen am 5. März 2024.
- ↑ a b Abuelaish, Izzeldin. In: University of Toronto. Abgerufen am 5. März 2024 (kanadisches Englisch).
- ↑ Greg Myre: A Palestinian doctor pushes for peace, but suffers a devastating blow from war. In: NPR. 5. Dezember 2023, abgerufen am 5. März 2024 (englisch).
- ↑ Izzeldin Abuelaish. Staatsschauspiel Dresden, abgerufen am 5. März 2024.
- ↑ Friedensaktivist Abuelaish: "Das Leid der Palästinenser ist menschengemacht": Flora Mory. In: Der Standard. 29. September 2022, abgerufen am 5. März 2024.
- ↑ Quynh Tran, Tel Aviv: Nahost-Krieg: Der palästinische Arzt Izzeldin Abuelaish will nicht hassen. In: FAZ.NET. 4. März 2024, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 5. März 2024]).
- ↑ Renee Ghert-Zand: After 6 years in Canada, Gazan doctor Izzeldin Abuelaish gains citizenship. 13. Dezember 2015, abgerufen am 5. März 2024 (englisch).
- ↑ Birgit Schmid: Gaza-Krieg: palästinensischer Arzt Izzeldin Abuelaish für Frieden. In: Neue Zürcher Zeitung. 26. Januar 2024, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 5. März 2024]).
- ↑ a b Dr. Izzeldin Abuelaish, MD, MPH. In: Daughters for Life Foundation. Abgerufen am 5. März 2024 (kanadisches Englisch).
- ↑ Ich werde nicht hassen / I shall not hate / Theater der Keller. Theater der Keller, abgerufen am 5. März 2024.
Personendaten | |
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NAME | Abuelaish, Izzeldin |
KURZBESCHREIBUNG | palästinensisch-kanadischer Arzt, Hochschullehrer und Friedensaktivist |
GEBURTSDATUM | 3. Februar 1955 |
GEBURTSORT | Dschabaliya (Flüchtlingslager), Gazastreifen |