Jüdische Gemeinde Hahnheim

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Die jüdische Gemeinde Hahnheim im rheinland-pfälzischen Landkreis Mainz-Bingen bestand von Anfang des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn der 1930er Jahre. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Mainz.

Bereits im 18. Jahrhundert werden auf dem Gebiet von Hahnheim lebende Juden urkundlich erwähnt. Eine jüdische Kultusgemeinde bildete sich aber erst im 19. Jahrhundert. Zu der Gemeinde gehörten auch die jüdischen Einwohner aus Selzen, Köngernheim und Mommenheim. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner dann stark zu. Ihren höchsten Stand erreichte sie im Jahr 1849, als die Mitglieder der jüdischen Gemeinde 14 Prozent der Einwohner von Hahnheim stellten. Dann kam es zu Aus- und Abwanderungen, vorwiegend in die Vereinigten Staaten und im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung in die größeren Städte. Zwar stieg die Zahl der Mitglieder der Gemeinde in den 1870er Jahren wieder an, nahm dann aber wieder ab. Um 1900 lebten nur noch 46 Einwohner jüdischen Glaubens in Hahnheim. Der bereits zu diesem Zeitpunkt in der nichtjüdischen Bevölkerung aufkommende Antisemitismus manifestierte sich erstmals Ende 1904, als der jüdische Friedhof von Unbekannten geschändet wurde. Ab 1933, nach der Machtergreifung Adolf Hitlers, wurden die jüdischen Einwohner immer mehr entrechtet. Zudem kam es immer wieder zu antijüdischen Aktionen, was dazu führte, dass immer mehr jüdischen Einwohner Hahnheim verließen. 1936 lebten noch 11 jüdische Gemeindemitglieder in Hahnheim. Bei den Novemberpogromen 1938 wurden die Häuser und Geschäfte der verbliebenen Einwohner verwüstet. Ein Teil der Einrichtungsgegenstände wurde zur brennenden Synagoge gebracht und dort verbrannt.[1][2][3]

Entwicklung der Einwohnerzahl

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Jahr Juden Jüdische Familien Bemerkung
1725 2
1801 20
1824 40
1834 54
1849 92 14 Prozent der Einwohner von Hahnheim
1861 84
1871 75
1873 60
1878 90
1900 46
1931 25
1936 11

Quelle: alemannia-judaica.de[1]; jüdische-gemeinden.de[2]; „… und dies ist die Pforte des Himmels“[3]

Die Synagoge wurde 1840 auf dem heutigen Freien Platz (umgangssprachlich auch Synagogenplatz) erbaut. Bei den Novemberpogromen 1938 wurde die Synagoge durch Mitglieder der SA verwüstet und niedergebrannt. Die Reste der Synagoge wurden bis auf den Keller abgerissen.

Den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde stand eine Mikwe zur Verfügung.

Die Gemeinde verfügte über eine eigene Religionsschule. Anfangs wurde der Unterricht durch einen Lehrer aus Mommenheim erteilt. Später wurde dann ein eigener Religionslehrer angestellt, der auch die Aufgaben des Vorbeters und Schochet innehatte.

Die Toten der Gemeinde wurden zwischen der Mitte des 18. Jahrhunderts und 1938 auf dem jüdischen Friedhof Hahnheim beigesetzt.

Opfer des Holocaust

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Das Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945 und die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer von Yad Vashem führen 11 Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft Hahnheim und Selzen (die dort geboren wurden oder zeitweise lebten) auf, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.[4][5]

Name Vorname Todeszeitpunkt Alter Ort des Todes Bemerkung Quellen
Adler Selma unbekannt unbekannt Ghetto Piaski Deportation ab Mainz am 25. März 1942 nach Ghetto Piaski Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11456999) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Adler Thekla unbekannt unbekannt Ghetto Piaski Deportation ab Mainz am 25. März 1942 nach Ghetto Piaski Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11457033) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Haas Isaak 15. Dezember 1943 70 Jahre Konzentrationslager Auschwitz Deportation 1943 nach Konzentrationslager Auschwitz Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 5416470 und Nr. 11514253) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Mann Emma 15. April 1943 72 Jahre Ghetto Theresienstadt Deportation ab Darmstadt am 27. September 1942 nach Ghetto Theresienstadt Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11587626) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Mann Isidor 12. Februar 1943 66 Jahre Internierungslager Nexon Deportation am 22. Oktober 1940 nach Internierungslager Gurs. Deportation nach Internierungslager Nexon zu unbekanntem Zeitpunkt. Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11587650) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Mann Max unbekannt unbekannt Ghetto Minsk Deportation am 12. November 1941 ab Frankfurt am Main nach Ghetto Minsk Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11587676 und Nr. 1655743) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Mann Otto unbekannt unbekannt Ghetto Piaski Deportation ab Mainz am 25. März 1942 nach Ghetto Piaski Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11587682) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Mann Sabina unbekannt unbekannt Ghetto Piaski Deportation ab Mainz am 25. März 1942 nach Ghetto Piaski Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11587688) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Scheideberg Sabine unbekannt unbekannt unbekannt unbekannt Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 3630358) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Mann Amalie 30. Oktober 1942 76 Jahre Ghetto Theresienstadt Deportation ab Darmstadt am 27. September 1942 nach Ghetto Theresienstadt Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11587613) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Mann Ferdinand unbekannt unbekannt Vernichtungslager Treblinka Deportation ab Darmstadt am 30. September 1942 nach Vernichtungslager Treblinka Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11587629) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland

Erinnerungsarbeit

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1981 wurde auf dem Freien Platz, auf dem die ehemaligen Synagoge stand, durch die politische Gemeinde ein Gedenkstein aufgestellt. 2015 wurde der Platz erneuert. Dabei wurde vor dem Gedenkstein ein Davidstern in das bestehende Kopfsteinpflaster eingelassen. Die Linien des Davidsterns bestehen aus hellen Pflastersteinen und die Flächen zwischen den Linien aus rötlichen Pflastersteinen. Anstelle von Steinen befinden sich an den Spitzen sowie an den Schnittpunkten der Linien, runde in den Boden eingelassene Lampen. Die Inschrift des Gedenksteines lautet:[2][3]

Zum Gedenken
an die Synagogen
erbaut im Jahre 1840
zerstört
in der Nacht zum
10. Nov. 1938

Ein weiterer Gedenkstein befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Hahnheim. Dessen Inschrift lautet:

Dem Andenken
der durch das
Nazi-Regime
umgekommenen
Mitglieder der
israelitischen
Kultusgemeinde
Hahnheim.
Der Friedhof
wurde 1945
von Nazis zerstört
und die Grab
steine zu einer
Panzersperre
verwandt

Im September 2016 verlegte der Künstler Gunter Demnig insgesamt fünf Stolpersteine vor zwei Wohnhäusern, deren jüdische Einwohner während der Zeit des Nationalsozialismus deportiert, ermordet oder vertrieben worden waren.

  • Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7.

Einzelnachweise

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  1. a b Hahnheim (VG Rhein-Selz, Kreis Mainz-Bingen). alemannia-judaica.de, abgerufen am 23. Juli 2021.
  2. a b c Hahnheim/Selz (Rheinland-Pfalz). jüdische-gemeinden.de, abgerufen am 23. Juli 2021.
  3. a b c Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, S. 177 f.
  4. Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Bundesarchiv, abgerufen am 23. Juli 2021.
  5. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte, abgerufen am 23. Juli 2021.