Jüdische Gemeinde Kallstadt

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Die jüdische Gemeinde in Kallstadt bestand seit 18. Jahrhundert. Um 1900 war die Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde so weit zurückgegangen, dass das zur Durchführung des Gottesdienstes erforderliche Minjan nicht mehr erreicht wurde. Daraufhin wurden die verbliebenen jüdischen Einwohner der jüdischen Gemeinde Dürkheim zugewiesen und die Gemeinde aufgelöst. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Frankenthal.

Erstmals wird 1685 ein jüdischer Einwohner genannt, der auf dem Gebiet von Kallstadt lebte. Bereits seit dem 18. Jahrhundert gehörten die jüdischen Einwohner der Gemeinden Leistadt, Herxheim, Ungstein und Erpolzheim zur jüdischen Gemeinde in Kallstadt. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder an und erreichte in den 1830er Jahren ihren höchsten Stand. Von da an nahm die Zahl der Mitglieder der Kultusgemeinde infolge von Wegzug in die größeren Städte stetig ab. 1900 wurde die Kultusgemeinde aufgrund der geringen Mitgliederzahl, die dazu führte, dass das für die Durchführung eines Gottesdienstes benötigte Minjan nicht mehr erreicht wurde, aufgelöst und der jüdischen Gemeinde Dürkheim angeschlossen.[1][2][3]

Entwicklung der jüdischen Einwohnerzahl

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Jahr Juden Jüdische Familien Bemerkung
1737 2
1801 29 mit den jüdischen Einwohnern von Leistadt
1808 39 5,9 Prozent der Einwohner von Kallstadt
1825 51 5,4 Prozent der Einwohner von Kallstadt
1828 150 mit den jüdischen Einwohnern von Leistadt, Ungstein und Herxheim
1836 26
1875 38
1900 12
1918 1
1924 3

Quelle: alemannia-judaica.de[1]; jüdische-gemeinden.de[2]

Die Synagoge in Kallstadt wurde 1837 in der Neugasse 10 errichtet. Sie wurde bis 1900 genutzt. 1918 wurde sie versteigert. Nach einem Umbau wurde das Gebäude bis 1994 als Wohn- und Kelterhaus mit Scheune genutzt, danach zwischen 1994 und 1996 renoviert und zu einem reinen Wohnhaus umgebaut. Seit 1985 steht die ehemalige Synagoge unter Denkmalschutz.

Die Toten wurden auf dem jüdischen Friedhof Wachenheim beigesetzt.

Der Schulsaal befand sich im Obergeschoss der Synagoge über dem Vorraum zum Betsaal. Zeitweilig war ein eigener Lehrer angestellt, der auch die Aufgaben des Vorbeters und Schochet innehatte. Die Schule wurde bis 1890 genutzt und dann wegen der geringen Zahl an Schülern geschlossen.

Die Gemeinde verfügte über eine eigene Mikwe.

Opfer des Holocaust

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Das Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945 und die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer von Yad Vashem führen vier Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft Kallstadt (die dort geboren wurden oder zeitweise lebten) auf, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.[4][5]

Name Vorname Todeszeitpunkt Alter Ort des Todes Bemerkung Quellen
Maas Selma unbekannt unbekannt Konzentrationslager Auschwitz Deportation ab Baden am 22. Oktober 1940 nach Internierungslager Gurs. Deportation am 12. August 1942 ab Sammellager Drancy nach Konzentrationslager Auschwirtz Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 1707204) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
ten Brink Thekla unbekannt unbekannt Konzentrationslager Auschwitz Deportation ab Berlin am 19. Februar 1943 nach Konzentrationslager Auschwitz (Transport 29 von Berlin[6]) Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 4091427, Nr. 11480429 und Nr. 1086973) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Oberländer Friederike Rika unbekannt unbekannt Vernichtungslager Treblinka Deportation ab Düsseldorf am 25. Juli 1942 nach Ghetto Theresienstadt. Deportation ab Ghetto Theresienstadt am 26. September 1942 nach Vernichtungslager Treblinka Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 557526, Nr. 1833551 und Nr. 11602360) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Weglein Helene Helena unbekannt unbekannt Konzentrationslager Auschwitz Deportation ab Frankfurt am Main am 1. September 1942 nach Ghetto Theresienstadt. Deportation am 15. Mai 1944 nach Konzentrationslager Auschwitz Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11651163) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland

Einzelnachweise

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  1. a b Kallstadt (VG Freinsheim, Kreis Bad Dürkheim). alemannia-judaica.de, abgerufen am 3. Juni 2021.
  2. a b Kallstadt (Rheinland-Pfalz). jüdische-gemeinden.de, abgerufen am 3. Juni 2021.
  3. Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, S. 202–204.
  4. Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Bundesarchiv, abgerufen am 3. Juni 2021.
  5. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte, abgerufen am 3. Juni 2021.
  6. Transport 29 von Berlin,Berlin (Berlin),Stadt Berlin,Deutsches Reich nach Auschwitz-Birkenau,Vernichtungslager,Polen am 19/02/1943. Yad Vashem, abgerufen am 3. Juni 2021.