Jüdische Gemeinde Roth
Die Wurzeln der Jüdischen Gemeinde in Roth, der Kreisstadt des mittelfränkischen Landkreises Roth in Bayern, liegen in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die jüdische Gemeinde bestand bis 1935.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1610 bestand die jüdische Gemeinde in Roth aus zehn Familien.
Die Blütezeit der jüdischen Gemeinde war zwischen der Mitte des 18. und der Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Jahr 1714 lebten 16 jüdische Familien in der Stadt. Ende des 18. Jahrhunderts hatte die jüdische Gemeinde etwa 200 Mitglieder. Ab den 1850er-Jahren, als sich Juden wieder in Nürnberg niederlassen konnten, ging die Zahl der jüdischen Einwohner in Roth schnell zurück.
Die jüdische Gemeinde besaß eine Synagoge und ein Gemeindehaus mit der jüdischen Elementarschule beziehungsweise Religionsschule sowie ein rituelles Bad. Sie hatte einen Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war. Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Ansbach. Sie bestattete ihre Toten auf dem Jüdischen Friedhof in Georgensgmünd.
Um 1924, als noch 19 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten, waren die Vorsteher der Gemeinde Abraham Gutmann und Julius Weinschenk. Religionslehrer und Schochet Sally Cohn aus Thalmässing (siehe Jüdische Gemeinde Thalmässing) kam regelmäßig nach Roth, um dort dem noch einzigen schulpflichtigen jüdischen Kind den Religionsunterricht zu erteilen.
Gemeindeentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Gemeindemitglieder |
---|---|
1809/10 | 197 Personen, 8,3 % der Einwohner |
1837 | 200 Personen, 8,2 % der Einwohner |
1867 | 153 Personen, 6,1 % der Einwohner |
1871 | 128 Personen, 5,2 % der Einwohner |
1880 | 98 Personen, 3,4 % der Einwohner |
1890 | 59 Personen, 1,8 % der Einwohner |
1900 | 43 Personen, 1,1 % der Einwohner |
1910 | 32 Personen, 0,6 % der Einwohner |
1933 | 19 Personen, 0,3 % der Einwohner |
Nationalsozialistische Verfolgung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Stadt herrschte eine starke antijüdische Stimmung, weshalb bis Ende Dezember 1935 alle jüdischen Einwohner die Stadt verließen, nachdem sie ihre Geschäfte abgewickelt und ihren Besitz zwangsweise verkauft hatten.
Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet 23 in Roth geborene jüdische Bürger, die dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen.[1]
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hermann Großhut (3. Februar 1847 – 10. Januar 1922), Bankier und Mitglied des Stadtrats von Roth[2]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Klaus-Dieter Alicke: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Band 3: Ochtrup – Zwittau. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-08079-6 (Online-Ausgabe).
- Peter Kuhn: Die Kunstdenkmäler von Bayern. Jüdischer Friedhof Georgensgmünd. Neue Folge Band 6. Deutscher Kunstverlag, München und Berlin 2006, ISBN 3-422-06559-8, S. 39–39.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gedenkbuch–Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 4. Januar 2017.
- ↑ Peter Kuhn: Jüdischer Friedhof Georgensgmünd, S. 39, 121, 660 (Beschreibung des Grabsteins)