Jürgen von Schilling

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Baron Schilling in Wittmund (2007)

Jürgen Baron von Schilling (* 9. August 1909 in Riga; † 17. August 2008 auf Langeoog) war ein deutsch-baltischer Arzt.

Der Vater Hermann von Schilling kam als deutsch-baltischer Flüchtling nach Langeoog, wo dieser 1946 im baltischen Altenheim verstarb. Ein weiterer Vorfahre war Carl Gebhard von Schilling (1719–1779), der im Zarentum Russland zuletzt als Generalmajor gedient hatte.

Baron Schilling besuchte das Realgymnasium Lichterfelde, an dem er 1929 das Abitur ablegte. Er studierte an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität Medizin. Er wurde Mitglied des Corps Borussia Tübingen (1929) und des Corps Marcomannia Breslau (1930).[1] Als Inaktiver wechselte er an die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Dort wurde er 1937 zum Dr. med. promoviert.[2] Im selben Jahre trat er als Sanitätsoffizier in die Kriegsmarine. Er nahm als Schiffsarzt auf dem Panzerschiff Deutschland am Spanischen Bürgerkrieg teil. Im Zweiten Weltkrieg war er zeitweise Chefarzt des Lazarettschiffs Rügen, mit dem über Schweden verwundete Kriegsgefangene ausgetauscht wurden. Er bekam dadurch Kontakt zum Internationalen Komitee des Roten Kreuzes, das nach dem Krieg auf seine Anregung hin etwa 200 Wilhelmshavener Kinder zur Erholung an Schweizer Gastfamilien vermittelte[3]. Als praktischer Arzt und Geburtshelfer ließ er sich 1946 in Wilhelmshaven nieder.[4]

1960 begann Schilling mit Baumpflanzungen auf dem Dünenfriedhof Langeoog, wo neben anderen baltischen Flüchtlingen auch sein Vater beigesetzt worden war. Im Ruhestand verstärkte er noch seine Arbeiten und sorgte u. a. für ein würdiges Umfeld des Friedhofs russischer Gefangener am nördlichen Rand des Dünenfriedhofs. 1980 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft verliehen. Er wirkte auch am Bau der pazifistisch wirkenden Friedhofskapelle mit.

Er war mit Margot geb. Urban (1910–1988) verheiratet. Das Ehepaar hatte zwei Töchter. Kurz nach seinem 99. Geburtstag verstorben, wurde v. Schilling auf dem Dünenfriedhof Langeoog bestattet. Der zum Friedhof führende Weg heißt ihm zu Ehren Baron-von-Schilling-Weg. Auf dem Friedhof befinden sich mehrere Gedenktafeln.

Labiau-Tor und Baron-von-Schilling-Weg

Einzelnachweise

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  1. Kösener Corpslisten 1960, 126/547; 82/329
  2. Dissertation: Die Gonorrhoe-Fälle der Gynäkologischen Abteilung der Universitäts-Frauenklinik in den Jahren 1926 bis 1933 (unter besonderer Berücksichtigung der Dauer der gonorrhoisch bedingten Adnexerkrankung).
  3. Schilling-Kurier. Nr. 9, Jahrgang 9, September 2009: Abschied vom Friedensgärtner, S. 13 (PDF-Datei; 9,44 MB), abgerufen am 16. Februar 2016.
  4. Martin Biastoch: Dr. Jürgen Baron von Schilling (1909–2008), in: Corps – Magazin (Deutsche Corpszeitung 110. Jahrgang) 4/2008, S. 36