Jacopo da Pontormo

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Die Heimsuchung Mariä (Fresko); Kirche Santissima Annunziata in Florenz
Josef in Ägypten, 1515–1518, National Gallery, London

Jacopo da Pontormo (* 24. Mai 1494 in Pontormo, heute ein Vorort von Empoli in der Provinz Florenz; † 2. Januar 1557 in Florenz, eigentlich Jacopo Carrucci di Pontormo) war ein italienischer Maler und neben Rosso Fiorentino, Agnolo Bronzino und Giorgio Vasari einer der Hauptvertreter des Florentiner Manierismus.

Er schuf zahlreiche Fresken, Altarbilder und Porträts. Ein Teil seines Werkes entstand im Auftrag der Medici.

Leben und Wirken

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Der am 24. oder 25. Mai (genaues Datum unbekannt) geborene Maler war der Sohn des Florentiners Bartolomeo di Jacopo di Martino Carucci und dessen Ehefrau Alessandra di Pasquale di Zanobi.[1] Der Vater war Maler in der Werkstatt von Ghirlandaio, doch von ihm sind keine Werke bekannt. Genannt wird Pontormo nach seinem Geburtsort, der heute ein Vorort von Empoli in der Provinz Florenz ist. Als Jacopo fünf Jahre alt war, verstarb sein Vater, als er zehn war auch seine Mutter. Von diesem Zeitpunkt an lebte er bei seiner Großmutter Mona Brigida. Die Großmutter ließ ihn in Lesen, Schreiben und den Grundzügen der Grammatik unterrichten und brachte ihn 1508, also im Alter von 13 oder 14 Jahren bei einem entfernten Onkel in Florenz unter.[2]

Dort war er nacheinander Schüler von Leonardo da Vinci, Mariotto Albertinelli, Piero di Cosimo und Andrea del Sarto. Seine erste durch Zahlungsurkunden belegte Arbeit war ein Wappen Leos X. mit den Heiligen Fides und Caritas für die Kirche Santissima Annunziata in Florenz. Nach Vasari sah Michelangelo die Arbeit und spendete höchstes Lob. In der nächsten Zeit seines Schaffens erhielt Pontormo viele Aufträge von den Medici, für die er u. a. ein Porträt des Cosimo de’ Medici, genannt Il Vecchio malte, das zu seinen bekanntesten Werken zählt.

Villa Medici in Poggio a Caiano

1519 erhielt er den Auftrag für die Ausstattung eines Saales in der Sommervilla der Medici in Poggio a Caiano. Thema des Freskos ist Vertumnus und Pomona, mythologische Verkörperungen von Garten und jahreszeitlichen Veränderungen.

Während der großen Pest in Florenz stattete er den Kreuzgang der Karthause von Galuzzo mit einem Passionszyklus aus. Pontormos am besten erhaltenes Altarbild ist eine Grablegung Christi in einer Kapelle der Florentiner Kirche Santa Felicità, ein Auftrag des Gino Capponi. Das Bild gilt als ein Hauptwerk des Florentiner Manierismus.

Kreuzabnahme Christi, Santa Felicità, Florenz

Pontormos genaues Todesdatum ist nicht bekannt. Begraben wurde er am 2. Januar 1557 in der Kirche Santissima Annunziata in Florenz.

Sein Werk geriet in Folge in Vergessenheit, bzw. wurde wegen einer nicht zuletzt durch die vernichtende Kritik seines Biographen Giorgio Vasari bedingten,[3] langen Abwertung seiner Malerei im Besonderen und des Manierismus im Allgemeinen in der Kunstgeschichtsschreibung wenig geschätzt. Eine Wende in der Wertschätzung des Malers begann erst mit den 1912 erschienenen Studien des amerikanischen Kunsthistorikers Frederick Mortimer Clapp zu Pontormos Bild Grablegung Christi.

Rezeption in Kunst und Literatur

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Pontormos Bild Kreuzabnahme Christi ist neben Rosso Fiorentinos Bild Kreuzabnahme (1521) Ausgangspunkt für Pier Paolo Pasolinis Film La Ricotta (Der Weichkäse) von 1962.[4]

1995 adaptierte Bill Viola Pontormos Bild Die Heimsuchung (1528/29) für sein Video The Greeting, Dauer ca. 10 Minuten, das im selben Jahr auf der Biennale von Venedig Premiere hatte.

Das 2014 für Deutschlandradio Kultur entstandene experimentelle Hörspiel „Pontormos Sintflut“ von Frieder Butzmann und Michael Glasmeier basiert auf Pontormos Tagebuch „Il Libro Mio“[5], in dem Pontormo neben seinen Essgewohnheiten und körperlichen Befindlichkeiten lakonisch Ereignisse aus seinem Lebensalltag notiert hat.[6]

  • Heimsuchung, 1514–1516, Fresko, 392 × 337 cm, Santissima Annunziata, Florenz (Abbildung rechts oben).
  • Cosimo de’Medici il Vecchio, um 1518, Holz, Holz, 87 × 65 cm. Florenz, Galleria degli Uffizi (Abbildung rechts unten).
  • Josef in Ägypten, 93 × 110 cm, 1515–1518, The National Gallery, London.
Cosimo der Ältere
  • Pontormo, Bronzino, and the Medici. – The transformation of the Renaissance portrait in Florence. Carl Brandon Strehlke (Hrsg.). Mit Essays von Elizabeth Cropper. Pennsylvania State University Press, Philadelphia, Pa. 2004. Katalog zur Ausstellung, Philadelphia Museum of Art 2004.
  • Pontormo. Meisterwerke des Manierismus in Florenz.Bastian Eclercy (Hrsg.): Katalog zur Ausstellung im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover vom 27. Januar bis zum 5. Mai 2013. Hannover, Petersberg 2013.
  • Pontormo und Rosso Fiorentino im Palazzo Strozzi. Florenz, Palazzo Strozzi, 2014.
  • Elisabetta Marchetti Letta: Pontormo, Rosso Fiorentino. Scala, Firenze 1994, ISBN 88-8117-028-0.
  • Frederick Mortimer Clapp: Jacopo Carucci da Pontormo – His life and work. 1912. Online
  • Kurt W. Forster: Pontormo. Monographie mit kritischem Katalog. München: Bruckmann 1966.
  • Massimo Firpo: Gli affreschi di Pontormo a San Lorenzo. Eresia, politica e cultura nella Firenze di Cosimo I. Einaudi, Turin 1997.
  • Christoph Bertsch: Jacopo Pontormo, „Vier Frauen“ in Carmignano: ein Hauptwerk des Manierismus im Spannungsfeld der politischen und geistigen Umbrüche der zweiten Florentiner Republik. Wien: Böhlau, 2000, ISBN 3-205-99175-3.
  • Elizabeth Pilliod: Pontormo, Bronzino, Allori. A Geneaolgy of Florentine Art. Yale University Press, New Haven/London 2001.
  • Elizabeth Pilliod: Pontormo at San Lorenzo: art, history, ritual : the making and meaning of a lost Renaissance masterpiece, London ; Turnhout : Harvey Miller Publishers, 2022, ISBN 978-1-909400-94-8
  • Giorgio Vasari: Das Leben des Pontormo. Edition Giorgio Vasari, Band 4. Hrsg. von Alessandro Nova. Neu übersetzt und bearbeitet von Katja Burzer. Wagenbach, Berlin 2004, ISBN 978-3-8031-5023-3.
  • Doris Krystof: Jacopo Carrucci, genannt Pontormo: 1494–1557. Könemann, Köln 1998, ISBN 3-8290-0696-9.
Commons: Jacopo da Pontormo – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Marchetti Letta, Zit., S. 6.
  2. Doris Krystof: Jacopo Carrucci, genannt Pontormo 1494–1557. Könemann, Köln 1998, ISBN 3-8290-0696-9, S. 18.
  3. Ralf Bormann: Weisen manieristischer Welterzeugung. Vasari, Pontormo und das deutsche Formgefühl. In: Bastian Eclercy (Hrsg.): Pontormo. Meisterwerke des Manierismus in Florenz. Katalog zur Ausstellung im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover vom 27. Januar bis zum 5. Mai 2013, Hannover, Petersberg 2013, S. 154–185.
  4. Sabrina Crivelli: Dalla tela alla pellicola. La pittura sacra ne La ricotta di Pier Paolo Pasolini, abgerufen am 19. November 2020
  5. Ann Kathrin Kubitz: Das Tagebuch des Jacopo Pontormo Städel, abgerufen am 4. November 2023
  6. Deutschlandfunk - Hörspiel und Feature: Hörspiel: Essen und Malen in der Renaissance. Pontormos Sintflut, abgerufen am 4. November 2023