Jakob Salzmann

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Jakob Salzmann, auch Jacobus Salandronius (* 1484 in Marbach im Rheintal; † Oktober oder November 1526 in Chur) war ein Schweizer Pädagoge und Wegbereiter der Reformation in Chur.

Er studierte von 1504 bis 1509 an der Universität Basel und promovierte 1506 zum Baccalaureus und 1509 zum Magister Artium ab; er lernte während des Studiums Huldrych Zwingli kennen, und ebenso Leo Jud, mit dem er später ebenfalls korrespondierte.

Während des Studiums unterrichtete er bereits als Lehrer an der Lateinschule St. Theodorschule[1] (heute: Gymnasium am Münsterplatz) in Basel; seine Schüler waren unter anderem der spätere Wiener Reichsvizekanzler Jakob von Jonas, der Reformator Johannes Döring und der Jurist, Humanist und Komponist Bonifacius Amerbach. Er wurde auch in das Haus Amerbach eingeladen und lernte den Bruder, Bruno Amerbach (1484–1519),[2] kennen, mit dem er sich später noch oft austauschte.

Vermutlich studierte er auch in Wien; für diesen Umstand spricht, dass er auch Joachim Vadian als seinen Lehrer bezeichnet und jedenfalls schon vor dessen Rückkehr nach St. Gallen mit diesem bekannt war.

1511 wurde er Schulmeister an der Kathedralschule Auf dem Hof in Chur, wo Geistliche und Laien aus der Stadt Chur unterrichtet wurden. 1524 verliess er die Kathedralsschule, um an der neugegründeten Stadtschule in Chur als Leiter und Stadtschulmeister zu lehren.

Er starb 1526 mit seiner gesamten Familie an der Pest.[3]

Reformatorisches Wirken

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Jakob Salzmann war aufgrund seiner Tätigkeit an der Kathedralschule zunächst mit Bischof Paul Ziegler und dem Abt von St. Luzi,[4] Theodul Schlegel, der 1529 wegen Hochverrat hingerichtet wurde, befreundet.

In Chur bekannte er sich seit 1517, also seit Martin Luthers Thesenanschlag, zum deutschen Ketzer, verteidigte denselben, wo es ging[5] und verbreitete dessen Schriften in Chur; er führte auch einen regen Briefwechsel mit Huldrych Zwingli[6] und Joachim Vadian.

Zusammen mit Johannes Comander, der 1523 als Stadtpfarrer an die Hauptkirche St. Martin in Chur berufen wurde, war Jakob Salzmann ein Hauptförderer der Reformation in Chur.

Religionsgespräch vom 7. bis 9. Januar 1526 in Ilanz

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Jakob Salzmann nahm vom 7. bis 9. Januar 1526 am Religionsgespräch zwischen Anhängern und Gegnern der Reformation in Ilanz teil. Die katholische Partei wurde angeführt vom Bischöflichen Generalvikar Peter Speyser, genannt Johann Fabri, dem Weihbischof Paul Ziegler und dem Abt von St. Luzi, Theodul Schlegel. Die wichtigsten Exponenten der Reformierten waren Johannes Comander, Johannes Pontisella, Vater von Johannes Pontisella der Ältere, Johannes Blasius und Philipp Gallicius; auch zwei Abgeordnete aus Zürich nahmen teil. Zwei Assessoren aus jedem Bund beaufsichtigten die Disputation. Bei dieser und auch bei späteren Disputationen forderten die Reformierten, dass nur auf der Grundlage der Bibel diskutiert werden solle.

Johannes Comander legte ein Papier mit 18 Thesen vor und die Reformierten argumentieren gewandter und mit besserer Bibelkenntnis und konnten so ihre Sache verteidigen und propagieren. Die Diskussion blieb zwar offen. Die Klage der bischöflichen Partei wurde vom Bundestag nicht weiter verfolgt.[7]

Das Religionsgespräch führte zum zweiten Ilanzer Artikel, der die Rechte der katholischen Kirche und des Bischofs stark beschnitt, und der Reformation zum Durchbruch verhalf.[8] Während der Religionsgespräche übernahm Jakob Salzmann die Aufzeichnungen, nachdem Sebastian Hofmeister ausgeschlossen worden war.

  • Jakob Salzmann. In: Karl Heinz Burmeister: Neues zur Biographie des Schulmeisters Jakob Salzmann in Chur, nebst 6 Briefen an Bruno und Bonifaz Amerbach (1511-19). Zeitschrift für schweizerische Geschichte, Band 10. 1930.
  • Jakob Salzmann, ein Freund Zwinglis aus älterer Zeit. In: Zwingliana, Band 1 (8). 1900. S. 167–174 (Digitalisat).

Einzelnachweise

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  1. Daniel Albrecht Fechter: Geschichte des Schulwesens in Basel bis zum Jahre 1589. Seul, 1837 (google.de [abgerufen am 18. Mai 2020]).
  2. Beat von Scarpatetti: Bruno Amerbach. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 17. Juli 2001, abgerufen am 20. Oktober 2020.
  3. Emidio Campi, Amy Nelson Burnett, Martin Ernst Hirzel, Frank Mathwig: Die schweizerische Reformation: Ein Handbuch. Theologischer Verlag Zürich, 2017, ISBN 978-3-290-17887-1, S. 314 u. 322 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 18. Mai 2020]).
  4. Florian Hitz: St. Luzi. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 6. Januar 2012, abgerufen am 20. Oktober 2020.
  5. Bündner Kirchengeschichte. Abgerufen am 18. Mai 2020.
  6. Huldrych Zwingli Briefe - Briefübersicht. Abgerufen am 18. Mai 2020.
  7. Daten zur Reformation. Refurmo Oberengadin, abgerufen am 18. Mai 2020.
  8. Michael Durst: Studien zur Geschichte des Bistums Chur (451-2001). Saint-Paul, 2002, ISBN 978-3-7278-1366-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 18. Mai 2020]).