James Loeb

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
James Loeb
James Loeb als Student

James „Jimmy“ Loeb (* 6. August 1867 in New York; † 27. Mai 1933 in Murnau) war ein US-amerikanischer Bankier, Altphilologe, Kunstsammler und Philanthrop.

Villa Loeb in Schwabing

James Loeb stammte aus einer deutsch-jüdischen Bankiersfamilie. Sowohl sein Vater, der New Yorker Bankier Salomon Loeb, als auch seine Mutter Betty (geborene Gallenberg), eine ausgebildete Pianistin,[1] waren aus dem Rheinland ausgewandert. 1867 gründete Salomon Loeb mit Abraham Kuhn die Privatbank Kuhn, Loeb & Co. und kam zu großem Reichtum.

Loeb studierte von 1884 bis 1888 an der Harvard University sowohl Wirtschaftsgeschichte, Nationalökonomie und Internationales Handelsrecht als auch alte Sprachen sowie Geschichte und Kunstgeschichte des Klassischen Altertums.[1] In Harvard schloss sich Loeb dem „O.K. Club“ an, der sich um Loebs Lehrer, den Kunsthistoriker Charles Eliot Norton (1827–1908), gebildet hatte.[1] In diesem Kreis lernte Loeb auch Bernard Berenson kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte.[1]

Dem Wunsch des Vaters entsprechend trat James 1888 in die väterliche Bank ein und wurde dort 1894 Partner. Aufgrund psychischer Probleme und seiner schöngeistigen Neigungen zog sich Loeb 1902 aus dem Geschäftsleben zurück.[2] 1906 übersiedelte Loeb nach München, wo er sich in die Behandlung des Psychiaters Emil Kraepelin begab.[2] Zunächst lebte er im Haus Rumfordstraße 33. 1911 ließ er sich von dem Architekten Carl Sattler das Anwesen Maria-Josepha-Straße 8 errichten,[3] das seit 1990 eine an den Bauherrn erinnernde Gedenktafel trägt.

Im Jahr 1921 heiratete Loeb Marie Antonie Hambuechen (geb. Schmidt) und lebte seitdem mit seiner Familie zurückgezogen auf seinem Landgut Hochried[4] bei Murnau am Staffelsee.[2] Loeb pflegte nur noch mit seiner Familie und einigen Freunden, unter ihnen Aby Warburg, persönliche Beziehungen.

Am 28. Januar 1933, kurz vor Hitlers „Machtergreifung“, starb Loebs Ehefrau. Am 27. Mai 1933 endete auch das Leben von James Loeb.

Tätigkeit als Mäzen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Poseidon Loeb in den Staatlichen Antikensammlungen

James Loeb, von dem die Sentenz „Vermögen ist zu erlangen, damit wir es an Würdige in Fülle austeilen“ überliefert ist, stellte in großem Umfang seinen Reichtum in den Dienst sozialer und kultureller Zwecke. Er errichtete Stiftungen in Harvard, Athen und New York. 1905 leistete er bei der Gründung des New York Institute of Musical Art, eines Vorläufers der Juilliard School of Music, einen wesentlichen Beitrag.

Die von Emil Kraepelin 1917 begründete Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie, das heutige Max-Planck-Institut für Psychiatrie, unterstützte Loeb in den Jahren bis 1933 mit umfangreichen Geldmitteln.[5]

Einen großen Teil seiner bedeutenden Kunstsammlung vermachte Loeb dem Museum Antiker Kleinkunst in München (heute Staatliche Antikensammlungen) (Sammlung James Loeb). Dabei handelt es sich vorrangig um Werke der griechischen Kleinkunst, darunter der sog. Poseidon Loeb (eine hellenistische Kleinbronze), aber u. a. auch um drei bedeutende etruskische Bronze-Dreifüße (sog. Loeb'sche Dreifüße).

Loeb Classical Library

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1912 begründete James Loeb die Loeb Classical Library, eine bis heute erscheinende Sammlung griechischer und lateinischer Schriftsteller der klassischen Antike, deren Werke in Originalsprache und englischer Übersetzung erscheinen.

Soziales Engagement

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegen Ende des Ersten Weltkrieges unterstützte Loeb 1917 und 1918 mit Geldspenden die Lebensmittelversorgung der Münchner Bevölkerung. 1930 ermöglichte er die Einrichtung des – noch heute als Wohnheim in der Kaulbachstraße bestehenden[6]Marie-Antonie-Hauses für Studentinnen.[7] Der Gemeinde Murnau stiftete er 1932 das Gemeindekrankenhaus mit 60 Betten.[8]

  • Wolfgang Burgmair, Matthias M. Weber: „… daß er sich nirgends wohler als in Murnau fühle…“ – James Loeb als Förderer der Wissenschaft und philanthropischer Mäzen, in: Historischer Verein Murnau am Staffelsee e. V. (Hrsg.): Jahrbuch 1997, Murnau 1997, S. 77–128.
  • Friedrich Wilhelm HamdorfLoeb, James. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 18 f. (Digitalisat).
  • Hermann Mayer: James Loeb. Sammler und Mäzen in München, Murnau und weltweit. Hirmer, München 2018, ISBN 978-3-7774-3026-3.
  • Edith Raim: Der jüdische Mäzen und die Nazis. James Loeb und Murnau 1919–1933. de Gruyter, Berlin u. a. 2024 (Studien zur Jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern; 14), ISBN 978-3-11-123520-2.
  • Brigitte Salmen: James Loeb, 1867–1933: Kunstsammler und Mäzen. Sonderausstellung im Schloßmuseum Murnau, 7. April bis 9. Juli 2000, Murnau 2000, ISBN 3-932276-07-8.
  • Barbara Staudinger: Von Harvard nach München: James Loeb und die Umkehr der amerikanischen Immigration. In: Aschkenas – Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden Bd. 17 (2007), H. 1, S. 147–166.
  • Klaus Vierneisel: James Loeb – Mäzen von Beruf, München 1983.
  • Benedikt Weyerer: Der Mäzen James Loeb, in: Ilse Macek (Hrsg.): ausgegrenzt – entrechtet – deportiert. Schwabing und Schwabinger Schicksale 1933 bis 1945. Volk Verlag, München 2008, ISBN 978-3-937200-43-9, S. 455–459.
  • Raimund Wünsche, Matthias Steinhart (Hrsg.): Sammlung James Loeb. James Loeb (1867–1933) – Antikensammler, Mäzen und Philanthrop. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg i. A. 2009 (Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek (München): Forschungen der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek; 1), ISBN 3-89870-617-6.
Kataloge der Sammlung Loeb
  • Johannes Sieveking: Die Bronzen der Sammlung Loeb. Buchholz, München 1913 (Digitalisat).
  • Johannes Sieveking: Die Terrakotten der Sammlung Loeb. 2 Bände, Buchholz, München 1916 (Digitalisat Band 1, Band 2).
  • Johannes Sieveking: Bronzen, Terrakotten, Vasen der Sammlung Loeb. Buchholz, München 1930.
  • Carina Weiß: Die Gemmen der Sammlung James Loeb. Mit einem Beitrag zur naturwissenschaftlichen Analyse antiker Granate von H. Albert Gilg und Norbert Gast. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg i. Allg. 2012 (Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek (München): Forschungen der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek; 1, Supplement), ISBN 978-3-89870-738-1.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d Wolfgang Burgmair, Matthias M. Weber: "… daß er sich nirgends wohler als in Murnau fühle…" – James Loeb als Förderer der Wissenschaft und philanthropischer Mäzen, in: Historischer Verein Murnau am Staffelsee e. V. (Hrsg.): Jahrbuch 1997, Murnau 1997, S. 78.
  2. a b c Benedikt Weyerer: Der Mäzen James Loeb, in: Ilse Macek (Hrsg.): ausgegrenzt – entrechtet – deportiert. Schwabing und Schwabinger Schicksale 1933 bis 1945. Volk Verlag, München 2008, ISBN 978-3-937200-43-9, S. 455.
  3. Benedikt Weyerer: Der Mäzen James Loeb, in: Ilse Macek (Hrsg.): ausgegrenzt – entrechtet – deportiert. Schwabing und Schwabinger Schicksale 1933 bis 1945. Volk Verlag, München 2008, ISBN 978-3-937200-43-9, S. 458.
  4. @1@2Vorlage:Toter Link/www.klinikhochried.deKlinik Hochried: Geschichte eines Landhauses (PDF; 1,5 MB) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Benedikt Weyerer: Der Mäzen James Loeb, in: Ilse Macek (Hrsg.): ausgegrenzt – entrechtet – deportiert. Schwabing und Schwabinger Schicksale 1933 bis 1945. Volk Verlag, München 2008, ISBN 978-3-937200-43-9, S. 457 f.
  6. Seite des Studierendenwerks München.
  7. Historie des Marie-Antonie-Hauses an der Kaulbachstraße auf der Seite des Studierendenwerks München
  8. Benedikt Weyerer: Der Mäzen James Loeb, in: Ilse Macek (Hrsg.): ausgegrenzt – entrechtet – deportiert. Schwabing und Schwabinger Schicksale 1933 bis 1945. Volk Verlag, München 2008, ISBN 978-3-937200-43-9, S. 456.
  9. Website der Schule.