Janusz Onyszkiewicz
Janusz Adam Onyszkiewicz (* 18. Dezember 1937 in Lwów, Polen) ist ein polnischer Mathematiker, Bergsteiger und Politiker. Er gehörte dem Sejm in der X. (Volksrepublik), I., II. und III. (Dritte Republik) Wahlperiode von 1989 bis 2001 an. Im Zeitraum 2004 bis 2007 war er Vizepräsident des Europäischen Parlaments, dem er von 2004 bis 2009 angehörte. 1992/93 und von 1997 bis 2000 war er polnischer Verteidigungsminister.
Leben und Beruf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Janusz Onyszkiewicz kam nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinen Eltern nach Przemyśl. Seit 1948 lebt er in Warschau. Er hat in Mathematik an der Universität Warschau promoviert. In den 70er Jahren wurde er ein bekannter polnischer Mathematiker und Bergsteiger. Ihm gelang unter anderem die Erstbesteigung des 7946 m hohen Gasherbrum III im Jahr 1975 im Himalaya. Von 1969 bis 1980 gehörte er der polnischen Lehrergewerkschaft an.
Wissenschaftlich arbeitete Onyszkiewicz in den Bereichen Mengentheorie und Modelltheorie. Er hielt Gastvorlesungen im Vereinigten Königreich, in Frankreich, Schweden und Norwegen. Die University of Leeds verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. Er ist Mitglied im European Leadership Network.
Janusz Onyszkiewicz ist seit 1983 mit Joanna Onyszkiewicz geb. Jaraczewska, der Tochter der Pilotin Jadwiga Piłsudska-Jaraczewska und damit Enkelin des polnischen Diktators der Zwischenkriegszeit Józef Piłsudski verheiratet.[1] Seine ersten Ehefrau Witosława Boretti-Onyszkiewicz kam 1967 bei einer Höhlenexpedition ums Leben. Seine zweite Frau Alison Chadwick-Onyszkiewicz starb 1978 bei der Besteigung des Annapurna. Onyszkiewicz ist Vater von fünf Kindern.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits 1968 war Onyszkiewicz Mitorganisator einer Kundgebung an der Universität Warschau. 1972 unterzeichnete err ein Unterstützungsschreiben für die Kowalcyk-Brüder, die wegen eines Bombenanschlags in Opole zu harten Strafen verurteilt worden waren. Seit 1979 engagierte er sich im oppositionellen Komitet Samoobrony Społecznej „KOR“. In den 1980ern wurde er zu einem Sprecher der Gewerkschaft Solidarność und erreichte eine besondere Bekanntheit unter ausländischen Journalisten durch sein gutes Englisch. Nachdem am 13. Dezember 1981 das Kriegsrecht verhängt worden war, verhaftete und internierte man Onyszkiewicz. Im Dezember 1983 wurde er aus der Internierung entlassen. Während der Feierlichkeiten anlässlich des 40. Jahrestages des Aufstandes im Warschauer Ghetto wurde er erneut verhaftet und im Gefängnis Mokotów interniert, bis er im Rahmen einer Amnestie frei kam. Seit 1986 war er Sprecher der Solidarność.
Onyszkiewicz nahm an den Beratungen des Runden Tisches auf Oppositonsseite teil. Daran anschließend wurde Onyszkiewicz bei den Wahlen zum Vertragssejm 1989 in das Parlament gewählt. Auch bei den Wahlen 1991, 1993 und 1997 wurde er in den Sejmm gewählt. Anfänglich war er ein Mitglied des Obywatelski Klub Parlamentarny, später der Unia Demokratyczna und letztlich der Unia Wolności. Da die UW bei der Wahl 2001 an der 8Sperrklausel scheiterte, schied Onyszkiewicz aus dem Sejm aus.
Im Frühjahr 1990 wurden Onyszkiewicz und Bronisław Komorowski zu den ersten zivilen Vize-Ministern im kommunistisch dominierten Verteidigungsministerium ernannt. Später wurde Onyszkiewicz selbst zweimal zum Verteidigungsminister ernannt: im Kabinett von Hanna Suchocka (1992–1993) und von Jerzy Buzek (1997–2000).
Am 13. Juni 2004 wurde Onyszkiewicz als Kandidat der Unia Wolności ins Europäische Parlament und am 20. Juli 2004 zum Vizepräsidenten des Parlaments gewählt. Außerdem war er von 2007 bis 2009 Stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten, Menschenrechte, Gemeinsame Sicherheit und Verteidigungspolitik. Von 2006 bis 2009 war Janusz Onyszkiewicz Vorsitzender der liberalen Partei Partia Demokratyczna. Bei der Europawahl 2009 verpasste er die Wiederwahl. 2016 wurde er Vorsitzender des politischen Rates der Unia Europejskich Demokratów, die aus der PD hervorgegangen ist.
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1999 Manfred-Wörner-Medaille des deutschen Bundesverteidigungsministeriums
- 1999 Großkreuz des Ordens des litauischen Großfürsten Gediminas[2]
- 2011 Kommandeurskreuz des Ordens Polonia Restituta[3]
- 2013 Orden des Marienland-Kreuzes II. Klasse[4]
- 2016 Offizier der Ehrenlegion[5]
- 2019 Mittlerer Orden der Aufgehenden Sonne am Band[6]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Janusz Onyszkiewicz in der Abgeordneten-Datenbank des Europäischen Parlaments
- Janusz Onyszkiewicz in der Datenbank zbMATH
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Marcin Kołodziejczyk: Życie Jadwigi Piłsudskiej. In: polityka.pl, 2. Dezember 2014, abgerufen am 11. Juli 2023 (polnisch)
- ↑ Verleihungsnachricht auf prezidente.lt, abgerufen am 10. September 2024.
- ↑ Monitor Polski 2011, Nr. 78, S. 6328.
- ↑ Verleihungsnachricht auf www.president.ee, abgerufen am 10. September 2024.
- ↑ „Uroczystość wręczenia odznaczeń Katarzynie Bartkiewicz, Michałowi Mrozińskiemu i Januszowi Onyszkiewiczowi“ auf pl.ambafrance.org, abgerufen am 10. September 2024.
- ↑ 2019 Spring Conferment of Decorations on Foreign Nationals, Internetseite des japanischen Außenministeriums (englisch)
Personendaten | |
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NAME | Onyszkiewicz, Janusz |
ALTERNATIVNAMEN | Onyszkiewicz, Janusz Adam (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | polnischer Mathematiker, Bergsteiger und Politiker, Mitglied des Sejm, MdEP |
GEBURTSDATUM | 18. Dezember 1937 |
GEBURTSORT | Lwów, Polen |
- Mitglied des Europäischen Parlaments für Polen
- Verteidigungsminister (Polen)
- Sejm-Abgeordneter (Dritte Republik)
- UD-Mitglied
- UW-Mitglied
- Parteivorsitzender (Polen)
- Mathematiker (20. Jahrhundert)
- Mathematiker (21. Jahrhundert)
- Bergsteiger (Polen)
- Gewerkschafter (Polen)
- Träger des Ordens Polonia Restituta (Komtur)
- Träger des Ordens des Marienland-Kreuzes (II. Klasse)
- Mitglied der Ehrenlegion (Offizier)
- Träger des Ordens der Aufgehenden Sonne (Kommandeur)
- Träger des litauischen Großfürst-Gediminas-Ordens (Großkreuz)
- Pole
- Geboren 1937
- Mann