Jean-Louis Pindy

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Jean-Louis Pindy
Jean-Louis Pindy während der Pariser Kommune

Jean-Louis Pindy (* 3. Juni 1840 in Brest, Frankreich; † 24. Juni 1917 in La Chaux-de-Fonds, Schweiz) war ein französischer Kommunarde und Mitglied der Internationalen Arbeiterassoziation.

Internationalist und Kommunarde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jean-Louis Pindy arbeitete als Tischler in Brest und schloss sich dort 1867 der lokalen Sektion der Internationalen Arbeiterassoziation an. Im gleichen Jahr zog Pindy nach Paris und beteiligte sich dort in den Arbeiterorganisationen. Er war an einem Streik beteiligt, der von der Internationale unterstützt wurde. Pindy nahm als Delegierter 1868 am Brüsseler Kongress und 1869 am Basler Kongress der Internationale teil. 1870 wurde er zweimal wegen seiner Mitgliedschaft bei der Internationale in Frankreich zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.

Am 4. September wurde Pindy nach der Ausrufung der Republik aus dem Gefängnis freigelassen und war während der Belagerung von Paris Mitglied des Republikanischen Zentralkomitees der zwanzig Arrondissements in Paris. Am 18. März nahm er an der Erstürmung des Pariser Rathauses teil und wurde in den Kommunenrat des 3. Arrondissements gewählt. Während der Blutigen Maiwoche war Pindy Kommandeur der Truppen im Palais des Tuileries und gab den Befehl, das Pariser Rathaus in Brand zu stecken. Nach der Niederschlagung der Kommune konnte sich Pindy bei seiner späteren Frau ein Jahr lang verstecken und flüchtete anschließend in die Schweiz. In Frankreich wurde er in contumacia zum Tode verurteilt.

Im Schweizer Exil

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Schweiz lernte Pindy James Guillaume kennen und wurde Mitglied der Juraföderation. Er war 1872 beteiligt am Gründungskongress der antiautoritären Internationale und nahm regelmäßig an den darauffolgenden Kongressen teil. Pindy schrieb für das Bulletin de la Fédération jurassienne und verwaltete den Fonds für die deportierten Kommunarden. Gemeinsam mit Bakunin und italienischen Anarchisten war Pindy an der Planung des gescheiterten Aufstands in Bologna 1874 beteiligt. Zwischen 1876 und 1877 war Pindy Sekretär des Föderalbüros der Internationale und half die Internationale in Frankreich wieder neu zu organisieren. 1877 war er Mitbegründer der Zeitung L’Avant-Garde.

Nach dem Niedergang der Juraföderation beteiligte sich Pindy an der Gründung von La Libre Pensée, einer französischen Organisation der Freidenker-Bewegung.

Jean-Louis Pindy war Erfinder der Paindy, einem Beignet-Gericht, das streikenden Arbeitern häufig verteilt wurde. Die Paindy ist eine frittierte Teigtasche, gefüllt mit Hackfleisch und Gemüse oder mit einer Apfelfüllung.

  • Florian Eitel: Anarchistische Uhrmacher in der Schweiz. Mikrohistorische Globalgeschichte zu den Anfängen der anarchistischen Bewegung im 19. Jahrhundert. Transcript, Bielefeld 2018.
  • François Kohler; Sabine Kraut (Übersetzung): Jean-Louis Pindy. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Bernard Noël: Dictionnaire de la Commune. Flammarion, Paris 1978.
  • Mario Vuilleumier: Horlogers de l'anarchisme. Payot, Lausanne 1988.
Commons: Jean-Louis Pindy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien