Jean Jansen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Jean Joseph Jansen (geboren am 24. Juni 1825 in Köln; hingerichtet am 20. Oktober 1849 in der Festung Rastatt) war ein deutscher Geometer und Revolutionär 1848/49.

Jean Jansen besuchte das Kölner Jesuitengymnasium bis zur Sekunda. Auf Grund finanzieller Probleme erlernte der den Beruf eines Geometers und war als bei der Regierung in Köln als Katastergehilfe angestellt. Er gehörte mit dem Barbier Egelbert Bedorf und mit dem Arzt Andreas Gottschalk vor 1848 zu den Begründern der Kölner Gemeinde des Bundes der Kommunisten.[1][2]

In der Märzrevolution in Köln engagierte er sich in der entstehenden demokratischen Bewegung. Am 3. März 1848 nahm er an der Massenversammlung, die vor dem Kölner Rathaus politische Reformen wie das allgemeine Wahlrecht, Presse- und Versammlungsfreiheit aber auch den Schutz der Arbeit forderte. Am 13. April 1848 wurde Jansen als stellvertretender Vorsitzender des Kölner Arbeitervereins gewählt.[3] Er war Mitglied der Demokratischen Gesellschaft[4] und des rheinischen Kreisausschusses der Demokraten.

Am Morgen des 3. Juli 1848 wurden Andreas Gottschalk, Fritz Anneke und Christian Joseph Esser verhaftet. Noch am selben Tag forderte Jansen mit einem „Maueranschlag“ die Arbeiter zur Ruhe auf.[5] Jansen und der Arbeiterverein protestierten vor dem Kölner Rathaus. Am nächsten Tag sollte er verhaftet werden. Jansen floh nach Straßburg. Daraufhin wurde er steckbrieflich[6] auf Grund des preußischen Strafgesetzbuches wegen der § 87 „Widerstand gegen die Staatsgewalt“,[7] § 91 gemeinschaftliche Widerstand[8] und § 102 durch Wort und Schrift zum Widerstand auffordert zu haben, gesucht.[9]

Am 6. Juli wurde Joseph Moll zum neuen Präsidenten des Arbeitervereins gewählt. In Straßburg beteiligte sich Jansen gemeinsam mit Karl Blind u. a. wandte er sich gegen Mitglieder der Nationalversammlung, die Lorenz Peter Brentano zu einem Duell zwingen wollten. Gemeinsam mit anderen warb er für die finanzielle Unterstützung der republikanischen deutschen Flüchtlingen in Frankreich und der Schweiz.[10] Im Oktober 1848 wurde er gemeinsam mit seinem Freund August Willich nach Besançon verwiesen. Jansen wurde Hauptmann im Corps von Willich.

Während der Badischen Revolution im Mai/Juni 1849 beteiligte sich Jansen am 21. Juni 1849 am Gefecht bei Waghäusel. Kurz danach wurde er gemeinsam mit Karl Bernigau, dessen Adjutant er war, von preußischen Soldaten gefangen genommen, misshandelt und nach Heidelberg verschleppt. Am 31. Juli 1849 wurde er auf die Festung Rastatt gebracht. Am 24. August verurteilte ihn das preußische Kriegsgericht zum Tode. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. lehnte eine Begnadigung ab. Am 20. Oktober 1849 wurden Karl Bernigau, Jean Jansen und Friedrich Wilhelm Schrader erschossen.[11][12]

1850 warfen Karl Marx und Friedrich Engels in dem Artikel „Gottfried Kinkel“ in der Neuen Rheinischen Zeitung. Politisch-ökonomische Revue Kinkel vor: „eine direkte Denunziation gegen die gefangenen ehemaligen preußischen Soldaten, gegen Jansen und Bernigau, die bald darauf erschossen wurden, war es nicht eine vollständige Anerkennung des Todesurtheils gegen den schon erschossenen Dortu?“[13]

1852 wurde im Kölner Kommunistenprozess dem Angeklagten Wilhelm Joseph Reiff vorgeworfen, dass bei einer Hausdurchsuchung ein Brief von Jansen an ihn gefunden wurde.[14]

Veröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Arbeiter! […] Im Namen des Arbeitervereins zu Köln: Vorsitzender und Stellvertreter. In: Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln. Nr. 1 vom 23. April 1848, S . 1.
  • An den Bildungsverein für Arbeiter zu London. In: Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln. Nr. 9 vom 18. Juni 1848.
  • Mitglieder des Arbeiter-Vereins! Bürger! In: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 35 vom 5. Juli 1848, S. 2, Spalte 1.[15]
  • Karl Blind, Albert, Roman Schweizer, Eduard Miller, Popp, Chr. Bauer, Jansen: Anzeige an diejenigen Parlamentsmitglieder, welche sich mit Republikanern duelliren wollen. Straßburg, 10. August 1848. In: Neue Rheinische Zeitung. Beilage zu Nr. 79 vom 18. August 1848, S. 2, Spalte 1.
  • Jansen, J. Albert, Heinkelmann, O. Dietz, Ph. Betz: Aufruf an alle freisinnigen Deutschen. Straßburg, am 22. August 1848. In: Neue Rheinische Zeitung. Beilage zu Nr. 93 vom 3. September 1848, S. 2, Spalte 2.
  • Köln, 7. Juni. Wir werden gebeten folgenden Bericht des Hrn. J. H. J. Jansen von hier über seine Verhaftung aufzunehmen. In: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 38 vom 8. Juli 1848, S. 1, Spalte 1–2.
  • Protokoll der Komiteesitzung des Kölner Arbeitervereins vom 6. Juli 1848. In: Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln. Nr. 14 vom 13. Juli 1848.
  • [Steckbrief gegen „Joh. Jos. Jansen“]. In: Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Jahrgang 1848. Düsseldorf 1848, Nr. 46 vom 24. Juli 1848, S. 347. Digitalisat
  • Jean Joseph Jansen. In: Rheinisches Echo. Sonntagsblatt der Westdeutschen Zeitung. Köln 1859. Nr. 2 vom 11. November 1849, S. 11–12. Digitalisat
  • Karl Bittel: Der Kommunistenprozeß zu Köln 1852 im Spiegel der zeitgenössischen Presse. Hrsg. und eingeleitet. Rütten & Loening, Berlin 1955, S. 72, 154, 156, 163.
  • Herwig Förder, Martin Hundt, Jefim Kandel, Sofia Lewiowa (Redaktion): Der Bund der Kommunisten. Dokumente und Materialien. Band 1: 1836–1849. Dietz Verlag, Berlin 1970, S. 803–804, 820–821, 823, 967–968, 1096, 1108, 1117–1119.
  • Gerhard Becker: Jansen, Johann (Jean) Joseph. In: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Dietz Verlag, Berlin 1970, S. 231.
  • J. H. J. Jansen an Karl Marx. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe. Abteilung III. Band 3. Dietz Verlag, Berlin 1981, S. 332.
  • Joseph Hansen: Rheinische Briefe und Akten zur Geschichte der politischen Bewegung 1830-1850. Band 2, 1845-1848, 2, April-Dezember 1848. Hrsg. von Heinz Boberach. Baedeker, Essen an der Ruhr 1976, S. 43, 234, 317 f.
  • Irmgard Stamm: „Die Revolution verschlingt ihre Kinder“. Jean Jansen aus Köln, erschossen in Rastatt 1849. In: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins e.V. 82. (2013/2014), Köln 2015, S. 223–234.
  1. Aussage von Peter Gerhard Roeser über den Bund der Kommunisten in Köln (Der Bund der Kommunisten. Dokumente und Materialien, S. 967.)
  2. Hans Stein: Der Amsterdammer Arbeiterverein. E. J. Brill, Leiden 1937, S. 112.
  3. Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln. Nr. 1 vom 23. April 1848.
  4. Marcel Seyppel: Die demokratische Gesellschaft in Köln 1848/49. Städtische Gesellschaft und Parteientstehung während der bürgerlichen Revolution. Janus-Verlags-Gesellschaft, Köln 1991, S. 157.
  5. Neue Rheinische Zeitung. Nr. 35 vom 6. Juli 1848, S. 1, Spalte 2.
  6. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Jahrgang 1848.
  7. Preußisches Stragsetzbuch § 87
  8. Preußisches Stragsetzbuch § 91 Aufruf zum Widerstand mehrerer Personen
  9. Preußisches Stragsetzbuch § 102 Wer durch Wort und Schrift
  10. Aufruf an alle freisinnigen Deutschen. Straßburg, am 22. August 1848.
  11. Rastatter Casematten-Erzählungen eines Freigewordenen. November 1849. Theodor Krull, Meisenheim 1850, S. 77 f.
  12. Die Volksbötin. München 1849, S. 400 und 639.
  13. Marx-Engels-Gesamtausgabe. Abteilung I. Band 10. Dietz Verlag, Berlin 1977, S. 319.
  14. Karl Bittel, S. 72 und 163.
  15. Abgedruckt in: Der Bund der Kommunisten, S. 1117 f.