Jean Shepard

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Jean Shepard (2006)

Jean Shepard (geborene Ollie Imogene Shepard; * 21. November 1933 in Pauls Valley, Oklahoma; † 25. September 2016[1]) war eine Countrysängerin mit zahlreichen Hits in den Country-Charts und eine der ersten weiblichen Countrystars, die Mitglied der „Grand Ole Opry“ wurden.

Jean Shepard, in Pauls Valley in Oklahoma als eines von zehn Geschwistern geboren, wuchs in Visalia, Kalifornien, in der Nähe von Bakersfield auf. 1948 war sie Bassistin und Leadsängerin der Mädchenband „The Melody Ranch Girls“. Bei einem der Auftritte der Band wurde sie von Hank Thompson entdeckt, der ihr 1953 einen Schallplattenvertrag bei Capitol Records vermittelte.[2]

Im Februar 1953 erschien ihre erste Single Crying Steel Guitar Waltz (Capitol 2358), die jedoch erfolglos blieb. Ihre zweite Single, die im Juni 1953 veröffentlicht wurde, war ein Duett mit Ferlin Husky mit dem Titel A Dear John Letter (2502), das Platz 16 der US-Pop-Charts erreichte und sich 23 Wochen an die Spitze der Country-Charts hielt.[3] Der Text thematisiert – vor dem Hintergrund des Koreakrieges – den Brief eines Mädchens an einen in Fernost kämpfenden Soldaten, dem sie mitteilt, dass sie inzwischen einen neuen Freund habe. Die im September 1953 veröffentlichte, thematisch verwandte Single Forgive Me Dear (2586), wieder ein Duett mit Ferlin Husky, konnte den Erfolg nicht wiederholen.

Im Verlaufe ihrer mehrere Jahrzehnte umfassenden Karriere gelang es Jean Shephard nach A Dear John Letter im Jahre 1953 nur noch ein einziges Mal, sich in den Pop-Charts zu platzieren, und zwar mit der Single Slippin' Away im Jahre 1973.[4] Dass ihre Karriere auf den Bereich der Countrymusik beschränkt geblieben ist, mag daran gelegen haben, dass sie am traditionellen Countrymusik-Stil der 1950er Jahre festhielt und stets ein starker Honky-Tonk-Einfluss in ihren Aufnahmen zu hören war.[5]

Es dauerte fast zwei Jahre, bevor Jean Shepard sich wieder in den Country-Charts platzieren konnte: 1955 erschienen die Singles Satisfied Mind (3118) und Beautiful Lies (3222), die beide Platz 4 erreichten. Sie wurde im gleichen Jahr als einzige Frau Ensemblemitglied der ersten USA-weit ausgestrahlten Fernsehmusikserie Ozark Jubilee[6] und trat über Jahre regelmäßig in der Show auf. 1956 wurde ihre erste LP veröffentlicht Songs Of A Love Affair (Capitol T-728), die nur neu aufgenommenes und von Shepard komponiertes Material enthielt und keinen bisher als Single erschienenen Titel, von der Songauswahl und -anordnung her eines der ersten Konzeptalben in der Countrymusik.

Von 1956 bis 1957 war Shepard regelmäßiger Gast in der Saturday Network Show Red Foleys und trat in zahlreichen Fernsehshows auf.[7] Im Jahre 1958 wurde sie als dritte Countrysängerin überhaupt Mitglied der Grand Ole Opry, Kitty Wells und Minnie Pearl waren bis dahin die einzigen weiblichen Mitglieder. Zwischen 1956 und 1963 hatte Shepard lediglich zwei kleinere Countryhits: I Want To Go Where No One Knows Me (Platz 18 im Jahre 1958) und Have Heart Will Love (1959 auf Platz 30). Offensichtlich kam ihr Honky-Tonk-Stil in der Zeit, als der Nashville Sound die Countrymusik beherrschte, bei einem breiteren Publikum nicht an, obwohl Cash Box Magazine sie 1959 zur besten weiblichen Countrysängerin gewählt hatte.

Hawkshaw Hawkins, ein bekannter Countrysänger, hatte sie bei der Fernsehserie Ozark Jubilee kennengelernt, auch er gehörte zu dem Gründungsensemble der Show. 1960 heirateten Hawkins und Shephard und lebten, wenn sie nicht auf Tournee waren, auf einer Ranch in der Nähe von Nashville und züchteten Pferde.[8] Am 5. März 1963 kam Hawkins bei einem Flugzeugabsturz bei Camden, Tennessee, das in der Nähe von Nashville liegt, ums Leben. Bei dem Absturz starben auch die Countrystars Patsy Cline und Cowboy Copas.[9]

Die zweite Hälfte der 1960er Jahre war die für Jean Shepard erfolgreichste Periode, denn zwischen 1964 und 1969 konnten sich sieben ihrer Singles in den Top 20 der Country-Charts platzieren. 1964 gelang Shepard ein Comeback mit dem Titel Second Fiddle (To An Old Guitar) (5169), das Platz 5 der Country-Charts erreichte. Ihr Duett mit Ray Pillow I’ll Take The Dog (5633) erreichte 1966 Platz 9, die Nachfolgesingle If Teardrops Were Silver (5681) im gleichen Jahr Platz 10. Ihr letzter Top-10-Hit für Capitol sollte Then He Touches Me (2694) im Jahre 1969 werden.

1973 wechselte Jean Shepard nach 20 Jahren Zugehörigkeit zu Capitol zur Plattenfirma United Artists. Ihre erste Single für United Artists Slippin' Away erreichte Platz 4 der Country-Charts, blieb jedoch ihr letzter großer Erfolg. Zwar nahm sie bis 1977 noch weitere elf Singles für United Artists auf, Hitparadenerfolge blieben aber eher bescheiden. Nach einem kurzen, aber erfolglosen Gastspiel 1978 in Form von zwei Singles für GRT Records erschien ihre letzte Single Too Many Rivers 1981 bei dem Label First Generation Records.

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[10]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 Coun­try
1953 A Dear John Letter
1955 This Is Jean Shepard
1956 Songs Of a Love Affair
1958 The Melody Ranch Girl
1959 Lonesome Love
1964 Lighthearted and Blue Coun­try17
(2 Wo.)Coun­try
Dear John
1965 It’s A Man Everytime Coun­try19
(2 Wo.)Coun­try
1966 I’ll Take The Dog Coun­try11
(16 Wo.)Coun­try
mit Ray Pillow
Many Happy Hangovers to You Coun­try6
(18 Wo.)Coun­try
1967 Heart, We Did All We Could Coun­try6
(19 Wo.)Coun­try
Your Forevers Don’t Last Very Long Coun­try18
(13 Wo.)Coun­try
1968 A Real Good Woman
1969 Seven Lonely Days
1970 A Woman’s Hand
Here and Now
1971 Just As Soon As I Get Over Loving You
1972 Just Like Walkin’ in the Sunshine
1973 Slippin’ Away Coun­try15
(10 Wo.)Coun­try
1974 I’ll Do Anything It Takes
Poor Sweet Baby
1975 I’m a Believer
1976 Mercy, Ain’t Love Good

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[10]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 US  Coun­try
1953 Crying Steel Guitar Waltz / Twice The Lovin’
Erstveröffentlichung: Februar 1953
A Dear John Letter / I’d Rather Die Young
A Dear John Letter
US16
(6 Wo.)US
Coun­try1
(23 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Juni 1953
mit Ferlin Husky
Forgive Me John / My Wedding Ring
Coun­try4
(7 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: September 1953
mit Ferlin Husky
1954 Glass That Stands Beside You / Let’s Kiss And Try Again
Erstveröffentlichung: Januar 1954
Why Did You Wait? / Two Whoops And A Holler
Erstveröffentlichung: April 1954
1955 Satisfied Mind / Take Possessions
This Is Jean Shepard
Coun­try4
(22 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Mai 1955
Beautiful Lies / I Thought Of You
This Is Jean Shepard
Coun­try4
(17 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: September 1955
1958 I Want To Go Where Nobody Knows Me / Just Another Girl
The Melody Ranch Girl
Coun­try18
(2 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Oktober 1958
1959 Have Heart, Will Love
The Melody Ranch Girl
Coun­try30
(1 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: April 1959
1964 Second Fiddle (To An Old Guitar) / Two Little Boys
Dear John
Coun­try5
(24 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: April 1964
1965 A Tear Dropped By
The Melody Ranch Girl
Coun­try38
(11 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Januar 1965
Someone’s Gotta Cry
The Melody Ranch Girl
Coun­try30
(7 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Juni 1965
1966 Many Happy Hangovers To You / Our Past Is In My Way
Many Happy Hangovers To You
Coun­try13
(16 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Januar 1966
I’ll Take The Dog / I’d Fight The World
I’ll Take The Dog
Coun­try9
(15 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: April 1966
mit Ray Pillow
If Teardrops Were Silver / Outstanding In Your Field
Many Happy Hangovers To You
Coun­try10
(18 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Juli 1966
1967 Heart We Did All That We Could /
My Momma Didn’t Raise No Fools
Heart We Did All That We Could
Coun­try12
(15 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Januar 1967
Your Forevers Don’t Last Very Long
Heart We Did All That We Could
Coun­try17
(12 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Mai 1967
I Don’t See How I Can Make It
Coun­try40
(8 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: September 1967
1968 An Old Bridge
A Real Good Woman
Coun­try52
(6 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Februar 1968
A Real Good Woman
A Real Good Woman
Coun­try36
(8 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Juni 1968
Everyday’s a Happy Day for Fools
Coun­try62
(6 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Oktober 1968
1969 I’m Tied Around Your Finger
Coun­try69
(4 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Mai 1969
Seven Lonely Days / Invisible Tears
Seven Lonely Days
Coun­try18
(11 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: August 1969
Then He Touched Me / Only Mama That’ll Walk The Line
A Woman’s Hand
Coun­try8
(14 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Dezember 1969
1970 A Woman’s Hand
A Woman’s Hand
Coun­try23
(11 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: April 1970
I Want You Free
A Woman’s Hand
Coun­try22
(12 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: August 1970
Another Lonely Night
Here and Now
Coun­try12
(14 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: November 1970
1971 With His Hand in Mine
Just as Soon As I Get Over Loving You
Coun­try24
(10 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Februar 1971
Just as Soon As I Get Over Loving You
Just as Soon As I Get Over Loving You
Coun­try55
(2 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: September 1971
1972 Safe in These Lovin’ Arms of Mine
Just Like Walkin’ in the Sunshine
Coun­try55
(8 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Januar 1972
Virginia
Just Like Walkin’ in the Sunshine
Coun­try68
(4 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Juni 1972
Just Like Walkin’ in the Sunshine
Just Like Walkin’ in the Sunshine
Coun­try46
(10 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: August 1972
1973 Slippin’ Away /
Think I’ll Go Somewhere And Cry Myself To Sleep
Slippin’ Away
US81
(6 Wo.)US
Coun­try4
(18 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: April 1973
Come on Phone
Slippin’ Away
Coun­try36
(11 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: November 1973
1974 At the Time
I’ll Do Anything It Takes
Coun­try13
(13 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Februar 1974
I’ll Do Anything It Takes (To Stay with You)
I’ll Do Anything It Takes
Coun­try17
(12 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Juni 1974
Poor Sweet Baby
Poor Sweet Baby
Coun­try14
(13 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Oktober 1974
1975 The Tip of My Fingers
Poor Sweet Baby
Coun­try16
(13 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Februar 1975
I’m a Believer (In a Whole Lot of Lovin’)
I’m a Believer
Coun­try49
(10 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: August 1975
Another Neon Night
I’m a Believer
Coun­try44
(9 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Dezember 1975
1976 Mercy
Mercy, Ain’t Love Good
Coun­try49
(8 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: April 1976
Ain’t Love Good
Mercy, Ain’t Love Good
Coun­try41
(10 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Juni 1976
I’m Giving You Denver
Coun­try74
(7 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: Dezember 1976
1977 Hardly a Day Goes By
Coun­try82
(5 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: April 1977
1978 The Real Thing
Coun­try85
(6 Wo.)Coun­try
Erstveröffentlichung: April 1978
Commons: Jean Shepard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Juli Thanki: Country Music Hall of Famer Jean Shepard dead at 82. The Tennessean, 25. September 2016, abgerufen am 28. September 2016 (englisch).
  2. Fred Dellar, Roy Thompson und Douglas B. Green: The Illustrated Encyclopedia Of Country Music. Vorwort von Roy Acuff. 2. Auflage, Salamander Books, London 1979, S. 205
  3. Joel Whitburn: Top Pop Records 1940–1955. Record Research, Menomonee Falls/Wisconsin 1973, S. 42. – Zu dem Titel vergleiche Melvin Shestack: The Country Music Encyclopedia. Omnibus Press, London / New York / Sydney 1977, S. 252
  4. Die Single erreichte lediglich Platz 81. Joel Whitburn: Top Pop Singles 1955–1993. Record Research, Menomonee Falls / Wisconsin 1994, S. 538
  5. Ihr Stil wurde charakterisiert als „pure '50s country type country, full of hard-sob ballads and full throttle honky tonk“; Fred Dellar, Roy Thompson, Douglas B. Green: The Illustrated Encyclopedia Of Country Music. Vorwort von Roy Acuff. 2. Auflage, Salamander Books, London 1979, S. 205
  6. Val Adams: A.B.C. To Offer „Ozark Jubilee“. In: New York Times. Ausgabe vom 4. Januar 1955, S. 28
  7. Stambler, Irwin / Landon, Grelun: Encyclopedia Of Folk, Country And Western Music. New York / London: St. Martin’s Press, 1969, S. 275
  8. Rick Everitt: Falling Stars. Air Crashes That Filled Rock And Roll Heaven. Harbor House Books, Augusta / Georgia 2004, S. 33
  9. Zeitungsbericht über den Flugzeugabsturz siehe: Tennessee Plane Crash Kills Three Singers And Pilot. In: New York Times, Ausgabe vom 7. März 1963, S. 5
  10. a b Chartquellen: US vor 1958 US vor 14. Januar 1956