Jekaterina Jurjewna Genijewa

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Jekaterina Jurjewna Genijewa

Jekaterina Jurjewna Genijewa, geboren Rosenblit, (russisch Екатерина Юрьевна Гениева, (урожд. Розенблит; * 1. April 1946 in Moskau; † 9. Juli 2015 in Israel) war eine sowjetische bzw. russische Anglistin und Bibliothekarin.[1][2][3][4]

Genijewas Eltern, der Schauspieler Juri Aronowitsch Rosenblit (1911–2002) und die Chirurgin Jelena Nikolajewna Genijewa (1917–1982), trennten sich bald.[5] Die Mutter nahm eine Stelle in Magadan an, und die Tochter wuchs bei der Großmutter Jelena Wassiljewna Genijewa auf, die mit einer Reihe russischer Literaten Briefe wechselte.

Genijewa studierte an der Lomonossow-Universität Moskau (MGU) in der Philologie-Fakultät mit Abschluss 1968.[3] Nach der dortigen Aspirantur am Lehrstuhl für Ausländische Literaturgeschichte verteidigte sie 1972 ihre Dissertation über die künstlerische Prosa James Joyce' mit Erfolg für die Promotion zur Kandidatin der philologischen Wissenschaften.[6] Mit ihrer Dissertation hatte sie in der UdSSR wissenschaftliches Neuland betretenm, da bisher James Joyce aus der Öffentlichkeit verbannt war.[1] Ihr Arbeitsgebiet blieb die englische Prosa des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie verfasste Aufsätze und Kommentare zu Werken von Charles Dickens, Jane Austen, Charlotte und Emily Brontë, James Joyce, Virginia Woolf, Susan Hill u. a.[4]

Ab 1972 arbeitete Genijewa in der Staatlichen Allunionsbibliothek für Ausländische Literatur in Moskau.[3] Mit der Bibliotheksgründerin Margarita Rudomino war sie befreundet.[1] Sie wurde 1989 1. Vizedirektorin und 1993 nach dem Zerfall der Sowjetunion Generaldirektorin der Bibliothek als Nachfolgerin Wjatscheslaw Iwanows.[4] Es wurden 14 Auslandskulturzentren eingerichtet (französisches, britisches bis bulgarisches und iranisches Zentrum) sowie ein Toleranz-Institut, Abteilungen für Kinder-, religiöse Literatur und Ausgaben des Auslandsrussentumsund ein Verlag für Veröffentlichungen seltener Autoren.[7] Sie unterstützte den Theologen Alexander Men.[1]

Während des Augustputsches in Moskau 1991 hatte Genijewa vorschriftswidrig Demonstranten auf den Fotokopierern der Bibliothek Widerstandszeitungen vervielfältigen lassen. Einem kontrollierenden Beamten gegenüber übernahm sie die Verantwortung, worauf dieser empfahl, Vorhänge anzubringen, um Einsicht von der Straße zu verhindern.[4]

Ab 1995 war Genijea eine der Leiterinnen der Kulturprogramme der Open Society Foundations in Russland.[3][4] Sie war Vizepräsidentin der Russischen Bibliotheksassoziation, Präsidentin des Russischen Kultur- und Kunst-Rats, Mitglied der Kommission der Russischen Föderation für Angelegenheiten der UNESCO und ab 1997 1. Vizepräsidentin der International Federation of Library Associations and Institutions.

Am Moskauer Staatlichen Institut für Kultur und Kunst verteidigte Genijewa 2006 ihre Doktor-Dissertation über die Bibliothek als Zentrum der internationalen Kommunikation mit Erfolg für die Promotion zur Doktorin der philologischen Wissenschaften.[8]

Genijewa war mit dem Bauingenieur und Architekten Juri Samuilowitsch Belenki (* 1945) verheiratet. Ihre Tochter Darja ist mit dem Direktor des Russischen Staatsarchivs für sozio-politische Geschichte Andrei Sorokin (* 1959) verheiratet.

Genijewa starb nach langer Krankheit während einer Krebs-Behandlung in einer israelischen Klinik und wurde auf dem Moskauer Wwedenskoje-Friedhof begraben.[2][3] Generaldirektor der Bibliothek für Ausländische Literatur wurde Wadim Duda.

Nach einer Idee des Regisseurs Grigori Amnuel wurde 2016 am Eingang der Bibliothek für Ausländische Literatur ein Genijewa-Denkmal eingeweiht.[9]

Ehrungen, Preise

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Einzelnachweise

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  1. a b c d e Ekaterina Genieva, Russian librarian - obituary. In: The Telegraph. 16. Juli 2015 ([1] [abgerufen am 8. Januar 2025]).
  2. a b Скончалась директор Библиотеки иностранной литературы Екатерина Гениева. In: TASS. 9. Juli 2015 ([2] [abgerufen am 8. Januar 2025]).
  3. a b c d e Умерла директор библиотеки иностранной литературы Екатерина Гениева (abgerufen am 9. Januar 2025).
  4. a b c d e Marianna Tax Choldin: Ekaterina Iur'evna Genieva, 1946-2015. In: Slavic Review. Band 75, Nr. 1, 2016, S. 239–241, doi:10.5612/slavicreview.75.1.239.
  5. Иудаизм и евреи: Розенблит Юрий Аронович (abgerufen am 8. Januar 2025).
  6. Гениева Е.Ю.: Художественная проза Джеймса Джойса : Автореф. дис. на соиск. учен. степени канд. филол. наук : (664). [МГУ]. Филол. фак. Кафедра истории зарубеж. литератур., Moskau 1972.
  7. Иностранка на Родине Как Екатерина Гениева построила одну из лучших библиотек в России (abgerufen am 9. Januar 2025).
  8. Гениева Е.Ю.: Библиотека как центр межкультурнной коммуникации : автореф. дис. на соиск. учен. степ. д-ра пед. наук : спец. 05.25.03. Моск. гос. ун-т культуры и искусств, Moskau 2006.
  9. Наталья Соколова: В "Иностранке” вспоминали Екатерину Гениеву (abgerufen am 10. Januar 2025).
  10. Jekaterina GENIEVA. Apdovanotų asmenų duomenų bazė (abgerufen am 9. Januar 2025).
  11. Деятели наук и искусства России удостоены выскоких наград Франции (abgerufen am 10. Januar 2025).
  12. POSTANOWIENIE PREZYDENTA RZECZYPOSPOLITEJ POLSKIEJ (abgerufen am 10. Januar 2025).
  13. Пятеро россиян удостоены японского ордена Восходящего солнца (abgerufen am 10. Januar 2025).