Jindřich Nečas
Jindřich Nečas (* 14. Dezember 1929 in Prag; † 5. Dezember 2002) war ein tschechischer Mathematiker und Hochschullehrer.
Leben, Laufbahn, Leistungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Kindheit und Schulzeit in der Kleinstadt Mělník studierte Nečas in den Jahren 1948–1952 an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karls-Universität in Prag. Nach einjährigem Aufenthalt an der Technischen Universität Prag lernte und lehrte er in den Jahren 1953–1977 an der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften. Dort promovierte er unter der Anleitung von Ivo Babuška im Jahre 1957. Im Jahre 1964 habilitierte er sich zum Dozenten und erlangte im Jahre 1966 den in der damaligen Tschechoslowakei höchsten akademischen Grad des Doktors der (Mathematisch-Physikalischen) Wissenschaften (Dr. Sc.).
An der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften war Nečas von 1962 bis 1976 Leiter der Abteilung für Partielle Differentialgleichungen. Parallel arbeitete er an der Karls-Universität, wo er von 1967 bis 1972 die Abteilung für Analysis leitete. In 1977 beendete er seine Tätigkeit für die Tschechoslowakische Akademie der Wissenschaften zugunsten seiner Tätigkeit an der Karls-Universität und wurde hier Leiter der Abteilung für Mathematische Modellierung. Zuletzt war er Professor emeritus der Karls-Universität.
Nečas betreute insgesamt acht Doktoranden, zu denen auch die beiden tschechische Mathematiker Svatopluk Fučík und Vladimír Šverák gehörten.
Nečas hatte eine Anzahl von Gastprofessuren und Forschungsaufenthalten an ausländischen Universitäten. So war er in Rom, Pisa und Paris. Seit 1995 gehörte er dem Lehrkörper der Northern Illinois University in DeKalb, Illinois, USA an.
Von der Technischen Universität Dresden erhielt Nečas 1991 die Ehrendoktorwürde.[1] Im Jahre 1998 wurde ihm vom damaligen Staatspräsidenten Václav Havel die silberne Verdienstmedaille der Tschechischen Republik verliehen.
Jindřich Nečas erbrachte auf mehreren mathematischen Gebieten bedeutende Leistungen, so auf dem Gebiet der Partiellen Differentialgleichungen, der Nichtlinearen Funktionalanalysis und der Strömungsmechanik. Er förderte dabei ganz wesentlich die Entwicklung der modernen funktionalanalytischen Methoden zur Lösung der Elliptischen partiellen Differentialgleichungen.
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jindřich Nečas verfasste als Autor oder Koautor etwa 180 wissenschaftliche Publikationen. Von diesen ist eine der besonders beachtlichen die 1996 vorgelegte Arbeit On Leray's self-similar solutions of the Navier-Stokes equations, in der Nečas zusammen mit den Mathematikern Michael Růžička und Vladimír Šverák ein von Jean Leray im Jahr 1934 gestelltes klassisches Problem löst.
Weite Verbreitung fanden auch einige der Monographien, die er verfasste oder mitverfasste. Zu nennen sind hier vor allem seine Monographie Les méthodes directes en théorie des équations elliptiques (1967) – welche schließlich im Jahre 2012 in englischer Übersetzung als Direct methods in the theory of elliptic equations vom Springer-Verlag neu aufgelegt wurde – sowie die beiden unter Beteiligung von Koautoren verfassten Monographien Spectral Analysis of Nonlinear Operators (1973) und Solution of Variational Inequalities in Mechanics (1982).
Privates
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die tschechische Musikerin Jindra Nečasová Nardelli (* 1960) ist eine Tochter von Jindřich Nečas.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Svatopluk Fučík, Jindřich Nečas, Vladimír Souček: Einführung in die Variationsrechnung. Erweiterte Ausgabe des Vorlesungsskripts Úvod do variačního počtu (= Teubner-Texte zur Mathematik). Teubner Verlagsgesellschaft, Leipzig 1977.
- Svatopluk Fučík, Jindřich Nečas, Vladimír Souček: Spectral Analysis of Nonlinear Operators (= Lecture Notes in Mathematics. Band 346). Springer-Verlag, Berlin, New York 1973 (MR0467421).
- Giovanni Paolo Galdi, John G. Heywood, Rolf Rannacher: Jindřich Nečas (December 14, 1929–December 5, 2002). In: Journal of Mathematical Fluid Mechanics. Band 5, 2003 (MR1982324).
- Ivan Hlaváček: In memoriam Professor Jindřich Nečas. In: Applications of Mathematics. Band 48, 2003, S. 73–74. (MR1954505).
- Ivan Hlaváček, Oldřich John, Alois Kufner, Josef Málek, Šárka Nečasová, Jana Stará, Vladimír Šverák: In memoriam Jindřich Nečas. In: Mathematica Bohemica. Band 129, 2004, S. 421–446 (MR2102615).
- I. Hlaváček, J. Haslinger, J. Nečas, J. Lovíšek: Solution of Variational Inequalities in Mechanics (= Applied Mathematical Sciences. Band 66). Springer-Verlag, New York 1988, ISBN 0-387-96597-1 (MR0952855).
- Jindřich Nečas: Les méthodes directes en théorie des équations elliptiques. Academia, Prag 1967 (MR0227584).
- Jindřich Nečas: Direct Methods in the Theory of Elliptic Equations (= Springer Monographs in Mathematics). Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-10454-1 (MR3014461).
- Jindřich Nečas, Michael Růžička, Vladimír Šverák: On Leray's self-similar solutions of the Navier-Stokes equations. In: Acta Mathematica. Band 176, 1996, S. 283–294 (MR1397564).
- Šárka Nečasová, Milan Pokorný, Vladimír Šverák (Hrsg.): Selected works of Jindřich Nečas. PDEs, Continuum Mechanics and Regularity (= Advances in Mathematical Fluid Mechanics). Birkhäuser / Springer, Basel 2015, ISBN 978-3-0348-0230-7 (MR3014461).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur und andere Medien von und über Jindřich Nečas im Katalog der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik
- Jindřich Nečas im Mathematics Genealogy Project (englisch)
- Jindřich Nečas's Forschungsarbeiten im Researchgate
- Liste der mit der Verdienstmedaille der Tschechischen Republik geehrten Personen
- Jindřich Nečas in der Datenbank zbMATH
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ehrenpromovenden der TH/TU Dresden. TU Dresden, Universitätsarchiv, abgerufen am 24. August 2024.
Personendaten | |
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NAME | Nečas, Jindřich |
KURZBESCHREIBUNG | tschechischer Mathematiker und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 14. Dezember 1929 |
GEBURTSORT | Prag |
STERBEDATUM | 5. Dezember 2002 |