Joachim Viohl

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Joachim Viohl (* 26. Mai 1933 in Berlin) ist ein deutscher Zahnarzt. Er war Hochschullehrer an der Freien Universität Berlin und entwickelte das international verwendete FDI-Zahnschema.

Viohl absolvierte seine Schulzeit in Königs Wusterhausen, Rinteln und Hameln. Nach drei Semestern Zahnmedizinstudium an der Philipps-Universität Marburg wechselte er zur Freien Universität Berlin. 1961 promovierte er zum Dr. med. dent. mit dem Thema seiner Promotionsarbeit „Die Intensitätsschwelle für Vibrationen am menschlichen Zahn“ und habilitierte 1971 für das Fach Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde mit der Habilitationsschrift „Zuverlässigkeit klinischer Kariesbefunde an bleibenden Zähnen bei 4000 Mehrfachuntersuchungen“. 1981 lehnte er einen Ruf auf den Lehrstuhl 2 für Zahnärztliche Prothetik der Georg-August-Universität Göttingen ab. 1983 wurde der Lehrstuhl für Zahnärztliche Werkstoffkunde (C4-Professur) an der FU Berlin eingerichtet und Viohl erhielt den Ruf. Er leitete den Lehrstuhl bis zu seiner Pensionierung am 30. September 1997.[1] Doktoranden betreute er noch bis ins Jahr 2007. Viohl ist verheiratet und hat zwei Kinder.[2]

Entwicklung des FDI-Zahnschemas

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80-Spalten Lochkarte

IBM ließ sich 1928 ein 80-Spalten-Lochkarten-Format mit rechteckigen Löchern patentieren, das bis in die 1970er Jahre hinein als IBM-Card weite Verbreitung fand.[3] Viohl entwickelte darauf aufbauend ein Zahnschema, das auf der Lochkarte untergebracht werden konnte. Durch die Limitierung auf 80 Spalten, gleich 80 Zeichen, wurden die Zahnbezeichnungen im Zahnschema auf nur zwei Ziffern je Zahn komprimiert. Die 32 Zähne des menschlichen Gebisses konnten damit mit 64 Ziffern, gleich 64 Zeichen, dargestellt und erfasst werden. Aus der Bezeichnung „oberer, rechter, bleibender, erster Prämolar“ wurde die Kurzbezeichnung „14“. Damit war der Einstieg in die Datenverarbeitung geschaffen, die an der Freien Universität Berlin ab 1960 zum Einsatz kam.

Als die FDI, der Zahnärzteweltverband, ein einheitliches, international anerkanntes System für Zahnbezeichnungen für die internationale Kommunikation, insbesondere von Untersuchungen im Rahmen der forensischen Zahnmedizin suchte, schlug Viohl dem FDI-Sonderkomitee für einheitliche Befunderhebung des Subcommittee on Forensic Odontology sein zweiziffriges Schema zur Bezeichnung der Zähne vor. Auf Grund des mehrjährigen erfolgreichen Einsatzes der Dokumentation zahnärztlicher Befunde war sein Vorschlag die Lösung für die FDI.[1][4] Es wird seitdem auch von der Weltgesundheitsorganisation mit der Bezeichnung WHO-Zahnschema verwendet. 1971 wurde eine DIN-Norm herausgegeben (DIN 13910), später die ISO 3950 Notation. Es ist auch als Two-Digit System (engl.: Zwei-Ziffern System) bekannt.[5]

FDI-Zahnschema: Quadranteneinteilung nach Viohl
Zahnschema nach Viohl
Bleibendes Gebiss
1. Quadrant 2. Quadrant
 18  17  16  15  14  13  12  11  21  22  23  24  25  26  27  28
 48  47  46  45  44  43  42  41  31  32  33  34  35  36  37  38
4. Quadrant 3. Quadrant
Milchzahngebiss
oben rechts oben links
  55   54   53   52   51   61   62   63   64   65
  85   84   83   82   81   71   72   73   74   75
unten rechts unten links

Incisivi (Schneidezähne)
Canini (Eckzähne)
Prämolaren (Vormahlzähne)
Molaren (Mahlzähne)

Im Jahre 1972 entwickelte Hugo Triadan ein Zahnschema für Tiere, das seitdem weltweit angewendet wird. Dabei hat er sich an das Viohl-Zahnschema angelehnt.

Werkstoffkundliche Tätigkeit

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Viohl war an der Prüfung zahnärztlicher Werkstoffe durch das DIN beteiligt. Er leitete im Normenausschuss Dental des DIN den Arbeitsausschuss für die Füllungswerkstoffe und war fast zehn Jahre Vorsitzender der Aufbereitungskommission für Zahnheilkunde beim Bundesgesundheitsamt, (jetzt Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)). Er verfasste über 100 werkstoffkundliche Veröffentlichungen.[1]

Einzelnachweise

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  1. a b c Wolfgang Hannak: Joachim Viohl zum 80. Geburtstag. In: Berliner Zahnärzteblatt, 06/2013, S. 38.
  2. Jan Hambura: Doktor im Jahr des Mauerbaus (Memento vom 18. Juni 2015 im Internet Archive), Freie Universität Berlin, campus.leben, 16. November 2011. Abgerufen am 17. Juni 2015.
  3. IBM: „IBM card,“ IBM Archiv in Englisch. Abgerufen am 17. Juni 2015.
  4. Józef Kulas: Modelowanie koron zębów. Długołęka k. Wrocławia 1983, S. 6–10. ISBN 83-200-0551-5.
  5. ISO-Norm 3950:2009 Dentistry – Designation system for teeth and areas of the oral cavity. Abgerufen am 17. Juni 2015.
  6. Ehrenmitglieder, DGPro. Abgerufen am 6. Juli 2015.