Joblinge

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
JOBLINGE e.V.
Logo
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 19.03.2012 in München
Sitz München (Dachorganisation)
Zweck Arbeitsmarktintegration gegen Jugendarbeitslosigkeit
Vorsitz Kadim Tas
Beschäftigte 220 (2023)
Website www.joblinge.de

JOBLINGE ist eine gemeinnützige Organisation,[1] die sich an benachteiligte Jugendliche zwischen 15 und 27 Jahren richtet,[2] die aus eigener Kraft bisher keinen Anschluss an den Ausbildungs- bzw. Arbeitsmarkt gefunden haben und sich bereits länger im Übergangssystem zwischen Schule und Beruf befinden oder arbeitslos sind. Im Rahmen eines sechsmonatigen Programms werden sie auf eine betriebliche duale Ausbildung oder eine Anstellung im ersten Arbeitsmarkt vorbereitet. Dabei wird eine möglichst langfristige Integration in den Arbeitsmarkt angestrebt – mit Erfolg: die Vermittlungsquote lag im Jahr 2022 bei 80 %, die Nachhaltigkeitsquote sogar bei 84 %.

Seit der Gründung 2007 durch die Unternehmensberatung Boston Consulting Group und die Eberhard von Kuenheim Stiftung wurden deutschlandweit mehr als 30 Standorte eröffnet. Joblinge gehört zu den ersten Social-Franchise-Vertretern in Deutschland. Die Dachorganisation hat ihren Sitz in München.

Ziel und Konzept

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Initiative will einen Beitrag gegen Jugendarbeitslosigkeit leisten, indem sie benachteiligte junge Menschen zwischen 15 und 27 Jahren nachhaltig in den Arbeitsmarkt integriert.[3][4] Während eines sechsmonatigen Programms sollen berufliche und soziale Kompetenzen der Teilnehmenden aufgebaut und gestärkt werden, damit sie sich nach der Vermittlung selbstständig auf dem Arbeitsmarkt bewegen können.[5] Der Einstieg in den Arbeitsmarkt wird mithilfe eines Unterstützungsnetzwerks aus Wirtschaft, Staat und Zivilgesellschaft geebnet.[6]

Die gemeinnützige Initiative versteht Praxis von Tag 1, 1:1-Betreuung der Teilnehmenden durch ehrenamtliche Mentoren und Mitarbeitende, gebündeltes gesellschaftliches Engagement von Wirtschaft, Staat und Zivilgesellschaft und die Steuerung und Unterstützung der Standorte durch die bundesweit agierende Dachorganisation als ihre zentralen Merkmale und als Säulen ihrer Arbeit.[1]

Entstehungsgeschichte und Standorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinsam mit Experten und ehrenamtlichen Partnern entwickelten The Boston Consulting Group und die Eberhard von Kuenheim Stiftung 2007 das JOBLINGE-Konzept.[5] Ziel war es, einen neuen Lösungsweg aufzuzeigen, um benachteiligten Jugendlichen dauerhaft Teilhabe an Arbeitsleben und Gesellschaft zu ermöglichen. 2008 wurde der erste Standort als gemeinnützige Aktiengesellschaft im niederbayerischen Zwiesel gegründet. 2009 startete als zweiter Pilotstandort die JOBLINGE gAG München. 2010 wurden die gAG Berlin und 2011 die gAG FrankfurtRheinMain eröffnet. 2012 folgten die gAG Leipzig und die gAG Rheinland. 2013 startete die gAG Ruhr und 2014 nahmen die gAG Region Stuttgart sowie die gAG Hanse die ersten Teilnehmer in das JOBLINGE-Programm auf, 2017 folgte die gAG Rhein-Neckar. Heute ist JOBLINGE in diesen Regionen an mehr als 30 Standorten bundesweit aktiv.[7][8] Aufgrund des demografischen Wandels stellte im September 2013 der Pilotstandort gAG Bayerwald seine operative Arbeit ein. JOBLINGE dankt allen Unterstützenden der ersten Stunde, die mit ihrer Offenheit und Innovationsfreude für bereits über 1.500 junge Menschen langfristige Perspektiven ermöglicht haben.

Leistungsangebot

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Programmaufbau Klassik

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das sechsmonatige Programm gliedert sich in vier Phasen:[9]

  1. In der Aufnahmephase sollen die Teilnehmenden im Rahmen einer gemeinnützigen Projektarbeit ihre Motivation und Einsatzbereitschaft unter Beweis stellen.[5] Zudem wird sichergestellt, dass JOBLINGE für die Interessierten das richtige Programm ist. Dazu gehören formale Kriterien wie zeitliche Verfügbarkeit und Deutschkenntnisse, aber auch die Klärung persönlicher Rahmenbedingungen und Ziele (Dauer ca. 2 Wochen).
  2. Die Orientierungsphase (ca. 6 Wochen) dient der Berufsorientierung und Berufsfeldfindung sowie der Vermittlung von Schlüsselkompetenzen durch unternehmerische Gruppenprojekte, Trainings und ein Kultur- und Sportprogramm.[10] Zudem erhalten die Teilnehmenden Unterstützung bei der Neustrukturierung der Lebensumstände (z. B. Schulden, Wohnsituation, Gesundheit und anderen persönlichen Themen).[7]
  3. In der Praxis-/Probephase (ca. 17 Wochen) liegt der Fokus auf dem Qualifizierungspraktikum, in dem die erlernten Kompetenzen in der Praxis angewendet und erste Berufserfahrung gesammelt werden.[11] Zudem können die Teilnehmenden ihre Fähigkeiten bei einem potentiellen Arbeitgeber unter Beweis stellen und sich ihren Ausbildungs- oder Arbeitsplatz selbst erarbeiten (erst die Probephase wird dann deutlich mit dem Ziel „Ausbildung“ verbunden).
  4. Anschluss- und Arbeitsphase: Auch nach Abschluss des regulären Programms bietet JOBLINGE den Alumni Unterstützung an. Vor allem geht es um Prävention und Kommunikation mit allen an der Ausbildung Beteiligten, damit es erst gar nicht zu Konflikten oder Problemen und nicht zum Abbruch kommt. So stellt JOBLINGE das Ziel der nachhaltigen Vermittlung sicher.[7]

Preise und Auszeichnungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • H. Kopf, S. Müller, D. Rüede, K. Lurtz, P. Russo (Hrsg.): Soziale Innovationen in Deutschland. Springer VS, Heidelberg 2015, ISBN 978-3-658-02348-5.
  • J. Funk, N. Hummel (Hrsg.): Gemeinsam gegen Jugendarbeitslosigkeit – Das Erfolgsmodell Joblinge, Tagungsband zu den 11. Wiesbadener Gesprächen zur Sozialpolitik. F.A.Z.-Verlag, 2015, ISBN 978-3-95601-119-1.
  • A. Bentner, S. Dylong: Mehr Diversity im demographischen Wandel. Impulse für ein innovatives Personal-Management, Best Practice: Die Joblinge – Chancen für Jugendliche und Unternehmen. Springer, 2015, ISBN 978-3-658-10335-4.
  • Disrupting Unemployment. Business-led solutions for Action. World Economic Forum, April 2015
  • The Boston Consulting Group: Integrationskraft Arbeit – Eine Zwischenbilanz: Erfahrungen von 300 Unternehmen mit der Arbeitsmarktintegration von 2.500 Geflüchteten. 2017
  • Reisach, Ulrike (Hg.): Kommunikation und Integration: Ein Handbuch für Akteure in der Flüchtlingshilfe. Achter Verlag, 2017, ISBN 978-3-9817674-4-5

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Joblinge: Ziel & Konzept. In: joblinge.de. Abgerufen am 18. September 2020.
  2. Joblinge: Nutzen Sie Ihre Chance auf eine Ausbildung! In: joblinge.de. Abgerufen am 18. September 2020.
  3. Joblinge: Transparenz & Wirkung. In: joblinge.de. Abgerufen am 18. September 2020.
  4. JOBLINGE – Gemeinsam gegen Jugendarbeitslosigkeit. In: ec.europa.eu. Generaldirektion Migration und Inneres der Europäischen Kommission, 31. Dezember 2014, abgerufen am 18. September 2020.
  5. a b c Axel Schröder: Initiative „Joblinge“ – Hilfe für den Start ins Berufsleben. In: deutschlandfunk.de. 18. Juli 2015, abgerufen am 19. Januar 2019.
  6. Lisa Bolz: Initiative Joblinge hilft arbeitslosen Jugendlichen beim Start ins Berufsleben. In: Wiesbadener Kurier. 25. Januar 2017, abgerufen am 19. Januar 2019.
  7. a b c Stefan Otto: Der schwere Start in die Arbeitswelt. In: Neues Deutschland. 6. Juni 2018, abgerufen am 19. Januar 2019.
  8. Joblinge: Standortübersicht. In: joblinge.de. Abgerufen am 18. September 2020.
  9. Das JOBLINGE Programm. In: joblinge.de. Abgerufen am 18. September 2020.
  10. Theaterpädagogik für Manager. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 30. Dezember 2014. Abgerufen am 16. Januar 2015.
  11. Thorsten Winter: Joblinge-Chef Tas: Ein Mann für schwierige Fälle. Hrsg.: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 8. September 2015, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 19. Januar 2019]).
  12. Kathrin Rosendorff: Integrationspreis: „In Problemen baden ist keine Lösung“. 10. Dezember 2014 (welt.de [abgerufen am 19. Januar 2019]).
  13. Integrationsprojekt des Jahres 2014 (Memento vom 12. November 2014 im Internet Archive). Pressemitteilung auf der Website der Bundesregierung. Abgerufen am 23. Januar 2015.